Mega-Bahnstreik der GDL: Wirtschaft erwartet massive Schäden

Die Deutsche Bahn bereitet sich auf einen Mega-Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vor.

Die Deutsche Bahn bereitet sich auf einen Mega-Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vor. Im Güterverkehr sollte der sechstägige Arbeitskampf am Dienstag um 18.00 Uhr beginnen, im Personenverkehr ab 02.00 Uhr Mittwochfrüh. Wirtschaftsexperten beziffern den gesamtwirtschaftlichen Schaden dadurch auf bis zu eine Milliarde Euro. Der GDL schlägt deshalb viel Kritik entgegen, für die Forderungen der Gewerkschaft im Tarifkonflikt mit der DB gibt es aber auch Verständnis.

Mit 144 Stunden im Güterverkehr und 136 Stunden im Personenverkehr wäre der Streik der längste Arbeitskampf der GDL bei der Bahn. Erst am späten Montagnachmittag ab 18.00 Uhr dürfte sich die Lage auf der Schiene wieder normalisieren.

Ein so langer Arbeitskampf sei „ein Streik auch gegen die deutsche Wirtschaft“, sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker. Beim Güterverkehr „geht es ja um die Versorgung der Kraftwerke, der Raffinerien. DB Cargo wird alles versuchen, das sicherzustellen, aber ganz klar wird es Auswirkungen haben auf die Lieferketten.“

Nach Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat DB Cargo nur einen Marktanteil von rund 41 Prozent. Wirtschaftlicher Schaden entsteht aber auch durch die Beeinträchtigungen im Personenverkehr. Besonders im Fernverkehr, wo die Deutsche Bahn kaum privatwirtschaftliche Konkurrenz hat, werden die Züge bundesweit größtenteils stillstehen. Nur rund jeder fünfte Zug dürfte fahren. Im Regionalverkehr gibt es regional große Unterschiede.

IW-Experten schätzen die gesamtwirtschaftlichen Schäden auf rund 100 Millionen Euro pro Streiktag. Allerdings könnte dies bei einem mehrtägigen Streik stark steigen, erklärte IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Auch kämen zusätzliche Beeinträchtigungen wie die Situation für Containerschiffe im Roten Meer hinzu. „Grobe Schätzungen können darauf hinauslaufen, dass dieser Streik sich im Extremfall auf bis zu einer Milliarde Euro potenzieren kann“, erklärte Grömling.

GDL-Chef Claus Weselsky lasse „jedes vernünftige Maß vermissen“, erklärte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben, angesichts dieser Zahlen. „Sollte es nicht bald zu einer Einigung kommen, werden wir in der Politik darüber diskutieren müssen, wie wieder Verhältnismäßigkeit in diesen Arbeitskampf einkehren kann.“

CDU-Chef Friedrich Merz sprach von einem „Streik-Exzess“. Auch er stellte Gesetzesänderungen zur Debatte: Der unverhältnismäßige GDL-Arbeitskampf zeige, „dass unser System der Sozialpartnerschaft mit der Tarifautonomie nur dann funktioniert, wenn sich alle Beteiligten mäßigen“, sagte er der „Rheinischen Post“. Andernfalls „ist das System gefährdet“.

In der aktuellen Tarifrunde, die Anfang November begonnen hatte, ist der Mega-Streik der vierte: Im November und Dezember untermauerte die Gewerkschaft ihre Forderungen mit einem je eintägigen Warnstreik, im Januar folgte dann ein dreitägiger Ausstand. Und bislang stehen die Zeichen nicht auf ein Einlenken – die GDL verlangt eine verpflichtende Absenkung der Wochenarbeitszeit, die Deutsche Bahn bietet lediglich ein Wahlmodell zur Arbeitszeitreduzierung um eine Wochenstunde ab 2026.

Der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Detlef Neuß, kritisierte die Streikankündigung. „Angesichts dieser sechs Tage muss man sich wirklich fragen, ob die GDL noch angemessen agiert“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Für die Forderungen der Gewerkschaft zeigte er aber Verständnis. „Klar ist: Am Ende muss eine Arbeitszeitverkürzung herauskommen. Denn die Arbeitnehmer der Bahn leiden genauso wie die Fahrgäste unter der maroden Situation des Verkehrsnetzes.“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forderte die GDL zu Verhandlungen auf. „Man weigert sich an den Verhandlungstisch zu gehen und bestreikt einfach nur“, sagte er dem Sender Welt TV. Am Ende brauche es aber einen Kompromiss „und der kann nur zustande kommen, wenn man verhandelt“.
© AFP

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