Studenten erleben Praxisalltag im Märkischen Kreis

Drei Medizinstudentinnen und ein Medizinstudent haben im Rahmen des Localhero-Projekts eine Woche Praxisalltag in Hausarztpraxen in Balve, Hemer und Nachrodt-Wiblingwerde erlebt.

Lüdenscheid – Eine Woche lang bei einem Hausarzt Praxisluft schnuppern: das konnten Nina Pant in Nachrodt-Wiblingwerde, Antonia Landwehr und Maria Münstermann in Balve sowie Phillip Völkl in Hemer. Die vier Medizinstudenten haben gerade das zweite Semester ihres Studiums beendet. Das Localhero-Projekt, das die Universität Witten/Herdecke (UW/H) in Zusammenarbeit mit der Gesundheits- und Pflegeplanung des Märkischen Kreises durchführt, hatte die Famulaturen möglich gemacht. Den angehenden Medizinern soll mit mehreren Praktika in der jeweils gleichen Landarztpraxis das Leben und Arbeiten auf dem Land als Option nahegebracht und somit auch Vorurteile abgebaut werden.

Bestens vorbereitet

„Besonders gut angekommen ist die Kombination aus Praxisalltag und Rahmenprogramm“, erzählt Stefanie Normann vom Märkischen Kreis, die den Aufenthalt der Studenten organisiert und begleitet hat. „Wir mussten uns um nichts kümmern, was wirklich komfortabel war“, bestätigt Antonia Landwehr, die ihre Localhero-Praktika bei Dr. Paul Stüeken in Balve absolviert. Dr. Stüeken war es auch, der Dr. Gregor Schmitz in Balve mit ins Boot geholt hat. Er nahm Maria Münstermann in der Gemeinschaftspraxis auf. Von der Unterkunft über die notwendige Mobilität mit Leihfahrzeugen bis hin zu gemeinsamen Ausflügen zu einem Alpaka-Hof in Nachrodt-Wiblingwerde und zur Luisenhütte in Balve war alles bestens vorbereitet. „Wir wollten den Städtern zeigen, dass unsere Region viel zu bieten hat. Die Gegend kennenzulernen, losgelöst von der Arbeit, gemeinsames Abendessen und die gemeinsamen Erlebnisse haben dazu geführt, dass ein freundschaftlich-familiäres Verhältnis entstanden ist “, macht Stefanie Normann deutlich. Auch Allgemeinmediziner Julian Hartig aus Nachrodt-Wiblingwerde bricht eine Lanze fürs Märkische Sauerland und streicht Aspekte heraus, die das Leben hier attraktiv machen: „Die Infrastruktur ist gut, auch wenn die Kommunen klein sind. Ich schätze die Ruhe, das Persönliche und die gute Anbindung an größere Städte. Die Preise im Märkischen Kreis zum Beispiel für Immobilien sind vertretbarer als in Großstädten. Ein Hauskauf ist hier beispielsweise auch für Medizinische Fachangestellte möglich. Dadurch, dass man sich mehr leisten kann, steigt auch die Lebensqualität.“

Jede Arbeit ist wichtig und wird geschätzt

Bei Julian Hartig lernt Nina Pant. „Diese Praxis ist total gut organisiert und strukturiert“, schwärmt sie. „Besonders begeistert bin ich davon, dass jeder Mitarbeiter zählt. Jede Arbeit ist wichtig und wird geschätzt. Das trägt zu einem erfüllten Arbeitsleben bei. So könnte ich mir meine Arbeitsrealität auch vorstellen.“

Von Tag eins an wurden alle Studierenden in den Praxisalltag eingebunden und durften unter Aufsicht der Ärzte selber Untersuchungen durchführen. Überrascht waren sie von der großen Anzahl von Patientinnen und Patienten, die die Sprechstunden besuchen. Auch die Bürokratie nach der Sprechstunde hatten sie unterschätzt. Als besonders positiv werteten sie, so Stefanie Normann, die gute und vertrauensvolle Atmosphäre zwischen Arzt und Patient. „Der Arzt ist auf dem Land eine Vertrauensperson, man kennt sich, duzt sich oft“, meint auch Antonia Landwehr. Maria Münstermann schätzt vor allem die Vielseitigkeit des Praxisalltags. „Die Zeit ging total schnell um und ich habe ein breiteres Wissen über die einzelnen Krankheitsbilder erhalten“, sagt sie. Phillip Völkl war überrascht, „dass die Praxis eine kleine Notaufnahme hat, wie in einem Krankenhaus. Das hat die Arbeit besonders vielseitig gemacht“. Er absolviert seine Famulatur im Diabetes-Zentrum von Regina Pollok und Maria Chmielewski in Hemer.

Ärzte unterstützen das Localhero-Projekt

Auch die Ärzte zeigen sich sehr zufrieden mit dem Projekt. Auf Nachfrage des Märkischen Kreises haben sie sich gerne bereit erklärt, eine Studentin oder einen Studenten aufzunehmen und zu begleiten. Sie spüren den Ärztemangel in der Region bereits deutlich an den steigenden Patientenzahlen, die im Märkischen Kreis im Schnitt höher liegen als in Westfalen-Lippe. Daher sprechen sie sich, so Stefanie Normann, dafür aus, Projekte wie Localhero verstärkt durchzuführen.

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