Ausgrabungen am Weberplatz in Essen

Im nördlichen Bereich der Essener Innenstadt, an der Ecke Kastanienallee/ Weberstraße, finden derzeit Bauarbeiten im Rahmen des Neubauprojektes zur Umgestaltung des Weberplatzes statt.

Essen – Vor Ort soll ein Wohn-, Gewerbe- und Bürokomplex entstehen. Im Vorfeld der Maßnahme wurde auch frühzeitig die Untere Denkmalbehörde / Stadtarchäologie an dem Projekt beteiligt. Da bekannt ist, dass sich vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert dort der evangelische Friedhof befand, wurde eine archäologische Sachverhaltsermittlung mit anschließender Abriss- und Baubegleitung angeordnet.

Bei den archäologischen Arbeiten, die durch eine Grabungsfirma durchgeführt werden, konnten dann auch, neben Bebauungsresten des 19. und 20. Jahrhunderts, Gräber entdeckt und dokumentiert werden. Mittlerweile sind es über 200 nachgewiesene Bestattungen. Bei den Gräbern handelt es sich um West-Ost ausgerichtete Körperbestattungen. Es hat sich gezeigt, dass auf der Fläche mehrere Bestattungshorizonte vorliegen, was für die Belegung des Friedhofes über einen längeren Zeitraum spricht. Die Gräber zeichnen sich im Boden hauptsächlich nur noch über die sogenannten „Sargschatten“, die Umrisse der bereits vergangenen Holzsärge, ab. Diese hinterlassen eine dunkle Farbe im Lehmboden. Erhalten haben sich dagegen die Sarggriffe und -nägel aus Eisen. Die Körper der Verstorbenen sind fast gänzlich vergangen, lediglich einige wenige Knochenreste haben sich erhalten.

Im untersten Bestattungshorizont, der demnach die älteste Friedhofsbelegung darstellt, konnten unerwartet noch Reste von Holzsärgen angetroffen werden. Dies erklärt sich hauptsächlich mit dem feuchten Boden in dieser Tiefe, der Holz gut konserviert. Vor allem ein Sarg stellte sich als besonders heraus: Er war komplett erhalten, allerdings durch den Erddruck stark verzogen. Der Deckel befand sich eingedrückt innerhalb des Sarges, eine Bestattung oder Überreste von Kleidung oder Beigaben konnten nicht mehr erkannt werden. Bei dem Fund handelt es sich um einen 1,85 Meter mal 0,55 Meter großen Sarg aus Eichenholz, der vermutlich in die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert werden kann.

Aktuell finden noch Gespräche mit allen Beteiligten statt, ob und wie der Holzsarg in irgendeiner Form erhalten werden und später gegebenenfalls in einem anschaulichen Rahmen präsentiert werden kann. Die Ergebnisse der archäologischen Maßnahme sollen nach Abschluss der Grabung in einem neu erscheinenden Band zur Archäologie Essens publiziert werden.

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