Die Generalstaatsanwaltschaft im bayerischen Bamberg hat den mutmaßlichen Rädelsführer einer international agierenden Bande angeklagt, die über Anlagebetrug einen hohen Millionenschaden verursacht haben soll. Neben dem 45-jährigen Hauptangeklagten sind zwei mutmaßliche Mittäter angeklagt, wie die Behörde am Freitag mitteilte. Ausgehend von den angezeigten Fällen soll die Bande über Tradingplattformen 353 Opfer um rund 8,6 Millionen Euro betrogen haben. Der weltweite Schaden im Dunkelfeld werde auf hundert Millionen Euro geschätzt.
Dem 45-jährigen israelischen Staatsangehörigen wird gewerbs- und bandenmäßiger Anlagebetrug sowie die Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung als Rädelsführer vorgeworfen. Die Bande habe bereits ab 2016 bis März 2019 verschiedene Tradingplattformen im Internet betrieben. Zu dem Betrugsnetz gehörten demnach mehrere Callcenter mit hunderten Mitarbeitern im Ausland – unter anderem in Bulgarien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Georgien.
Die Staatsanwaltschaft legt dem 45-Jährigen zur Last, von August 2017 bis Februar 2019 ranghohes Mitglied der Bande gewesen zu sein. Er habe zur obersten Führungsspitze gehört und das betrügerische Tagesgeschäft der Gesamtorganisation geleitet. Ihm selbst sollen mindestens 745.000 Euro aus den Betrugstaten zugeflossen sein.
Die Anklage richtet sich zudem gegen einen 38-jährigen israelischen Staatsangehörigen und einen 32-jährigen Bulgaren. Der 38-Jährige soll zunächst in einer Niederlassung in Israel, später in Bosnien-Herzegowina in leitender Funktion tätig gewesen sein. Ihm wird ein Schaden von mindestens 1,2 Millionen Euro zugerechnet. Der 32-jährige Bulgare soll als Kundenbetreuer Schäden in Höhe von 160.000 Euro verursacht haben.
Die Anklage wurde den Angaben zufolge von einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München I bereits zugelassen. Die Ermittlungen gegen weitere Tatverdächtige dauerten an.,Bereits im April 2020 hatte es im Zusammenhang mit dem Ermittlungskomplex namens “Wolf of Sofia” Durchsuchungen und Festnahmen gegeben. Beteiligt waren Strafverfolgungsbehörden aus Deutschland, Österreich, Serbien und Bulgarien. Neun Tatverdächtige wurden dabei festgenommen.
Der 45-jährige Hauptangeklagte konnte zunächst nicht gefasst werden. Nach ihm wurde bereits seit Februar 2020 international gefahndet. Seine Festnahme gelang schließlich im Oktober 2021 auf den Philippinen. 2023 wurde er nach Deutschland überstellt, er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
In dem Verfahrenskomplex gab es zudem bereits erste Verurteilungen. Mitarbeiter aus den Callcentern in Georgien, Bulgarien und Serbien erhielten Freiheitsstrafen von bis zu viereinhalb Jahren. Ein weiterer führender Kopf der Bande wurde im Januar 2022 in München zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt.
© AFP