Projekt „JUST BEst“ in Krefeld

Das "JUST BEst"-Team der Kommunalen Zentralstelle für Beschäftigungsförderung begleitet junge Menschen in herausfordernden Lebenslagen.

Krefeld – Julia (Name geändert) ist erst 19 Jahre alt. Und doch hat sie in ihrem jungen Leben schon einiges durchlebt. Vor zehn Jahren kam sie aus einem Land im Südosten Europas nach Deutschland. Hier sollten Julia und ihre zwei jüngeren Geschwister bessere Zukunftsperspektiven haben. Doch die innerfamiliären Probleme machten an der Landesgrenze nicht Halt. Julias Mutter war drogenabhängig, konnte sich irgendwann nicht mehr um die Kinder sorgen. Julias Geschwister kamen in einem Heim unter, sie selbst zog in eine Wohngruppe. Das Leben fühlte sich brüchig an, Julia ging eine Zeit lang nicht mehr zur Schule. Auch wenn sie sich zwischendurch stabilisierte, blieb ihre Lebenssituation unbeständig. Im vergangenen Jahr wuchsen die Belastungen erneut. Julia fehlte ein verankerter Lebensmittelpunkt, sie benötigte dringend externe Hilfe.

Das Ziel: Junge Menschen ans System anbinden

Eine Sozialarbeiterin der Stadt Krefeld vermittelte den Kontakt zu Sophia Hufnagel. In der Kommunalen Zentralstelle für Beschäftigungsförderung betreut sie das Programm „JUST BEst”, das für junge Menschen wie Julia konzipiert wurde. Sophia Hufnagel und ihre Kolleginnen holen junge Personen in herausfordernden Krisensituationen ab und zeigen ihnen neue Wege auf. Immer ist das Ziel, sie wieder ans System anzubinden. Julia, die mittlerweile seit einigen Wochen arbeitet und eine eigene Wohnung gefunden hat, sagt: „Ich war mit meinem Leben überfordert. Ohne diese Hilfe hätte ich die Kehrtwende ganz klar nicht geschafft.”

Sophia Hufnagel betreut derzeit rund 30 Klientinnen und Klienten. Sie erinnert sich noch genau an den April dieses Jahres zurück, als Julia sie zum ersten Mal kontaktierte. „In einem solchen Erstgespräch forcieren wir das sogenannte ‚Clearing’. Das heißt, wir sondieren die Situation, setzen Prioritäten und formulieren zusammen Ziele”, erklärt Hufnagel. In Julias Fall konkretisierten sich zwei wesentliche Orientierungspunkte: eine eigene Wohnung und ein Job. Weil Julia aber auch den alltäglichen bürokratischen Aufwand eigenständig nicht mehr bewältigen konnte, half ihr die städtische Beratungsstelle auch dabei. Sophia Hufnagel begleitete den Briefwechsel mit verschiedenen Behörden, organisierte Termine, beantragte Kindergeld. Für Julia kam diese Hilfe zum bestmöglichen Zeitpunkt. „Durch diese Unterstützung konnte ich mich psychisch stabilisieren und Ruhe in mein Leben einkehren lassen”, sagt Julia. Sie fand erstaunlich schnell wieder Anschluss an einen geordneten Alltag, suchte sich eigeninitiativ einen Job in Teilzeit und verabredete Wohnungsbesichtigungen.

Programm wird vom Bundeministerium und ESF gefördert

„JUST BEst” ist die verkürzte Version des vollständigen Projekttitels „Jugend stärken: Brücken in die Eigenständigkeit” und wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und durch die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESFPlus) gefördert. Das Programm zielt seit 2022 auf junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren, die an der Schwelle zur Selbstständigkeit besonderen Unterstützungsbedarf benötigen. Dabei arbeitet die örtliche Jugendhilfe engmaschig mit relevanten Kooperationspartnern wie dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit und anderen Beratungsstellen zusammen. „Häufig sind wir die erste Anlaufstelle, der erste Schritt auf dem Weg zur Zukunftsanbindung”, sagt Gillen Kalverkamp, Koordinatorin des Krefelder „JUST BEst”-Teams. „Uns ist es ganz wichtig, dass wir mit unseren Klientinnen und Klienten im Rahmen eines sozialintegrativen Fallmanagements und in einer respektvollen Atmosphäre den Weg gemeinsam erarbeiten.”

Die freiwilligen und kostenlosen Hilfsangebote sind für junge Krefelder Menschen aus dem gesamten Stadtgebiet vorgesehen. Fast täglich gehen neue Anfragen bei Sophia Hufnagel und ihrer Kollegin Agathe Franke ein. Die einzelnen Fälle sind ebenso vielschichtig wie individuell. Manchen fehlt ein Obdach, andere brauchen Hilfe bei einer therapeutischen Anbindung oder haben Probleme mit dem Wohnberechtigungsschein. „Am Anfang löschen wir Brände. Gleichzeitig möchten wir direkt signalisieren: Wir sind jetzt für dich da”, sagt Agathe Franke. Nach den ersten akuten Beratungsgesprächen stellt sich häufig eine Taktung mit mindestens einem Termin pro Woche ein. Wie lange die Betreuung schließlich dauert, ist immer an den individuellen Bedarf gekoppelt: Manchmal sind es wenige Wochen, bisweilen aber auch eineinhalb Jahre.

Julia benötigt nur noch stellenweise Unterstützung

Julia ist nun seit etwa fünf Monaten an das „JUST BEst”-Programm angebunden, benötigt mittlerweile aber nur noch sporadisch bei Kleinigkeiten Unterstützung. Häufig genügt der Austausch mit Sophia Hufnagel über E-Mail oder Telefon. Julias Leben hat sich in den vergangenen Monaten rasch gewandelt: Sie hat Optimismus und Energie getankt, kann sich dank der Unterstützung des Teams aus dem Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung endlich auf ihre Lebensgestaltung konzentrieren. „Nun möchte ich meinen Schulabschluss nachholen und eine Ausbildung machen”, erzählt sie. Eines Tages möchte sie Sozialarbeiterin sein. Das sei ihr Traumjob.

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