Krefeld – Auf dem erstmals ausgerichteten Hope-Forum referierte sie über die Maßnahmen der Stadt Krefeld zur Bekämpfung von Kinderarmut. An das Symposium schloss sie zwei Besuche bei kommunalen Behörden im Pariser Peripheriebereich an.
„Sehr spannende und eindrückliche Tage“
„Das waren sehr spannende und eindrückliche Tage“, berichtet Sonja Pommeranz. „Ein solcher binationaler Austausch weitet den Erfahrungshorizont einerseits. Auf der anderen Seite hatte ich eine tolle Gelegenheit, die vielfältigen Ansätze Krefelds vorzustellen, die darauf abzielen, die Lebensrealität von benachteiligten Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern.“ Der Kontakt nach Frankreich rührt von der engen Zusammenarbeit der Stadt Krefeld mit dem Verein Kinderfreundliche Kommune her. Um dessen Siegel bewirbt sich aktuell die Verwaltung unter Federführung der Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit. In seiner Sitzung am 17. Dezember kann der Rat der Stadt Krefeld final darüber entscheiden. Da der deutsche Verein die Kinderrechtskonventionen der Vereinten Nationen auf Bundesebene umzusetzen versucht, bestehen dort direkte Verbindungen zu Unicef. Auf dem Forum diskutierten überwiegend französische Behördenvertreter, Wohlfahrtsorganisationen und Politiker. Sonja Pommeranz und ein Kollege aus dem spanischen Saragossa waren eingeladen, um mit Erfahrungsberichten aus dem benachbarten Ausland einen internationalen Vergleich ziehen zu können.
In ihrem Beitrag beleuchtete Sonja Pommeranz die alarmierende Lage in Deutschland, wo laut der Bertelsmann-Stiftung jedes fünfte Kind in Armut lebt. Mit Blick auf Krefeld hob sie die Bedeutung gezielter Maßnahmen hervor, wie die zahlreichen kostenlosen Angebote der Frühen Hilfen. Sie setzen frühzeitig an und unterstützen Familien ab der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr. „Insbesondere die engen multiprofessionellen Kooperationen der zahlreichen Akteure hier in Krefeld fanden unter den Teilnehmenden eine große Resonanz“, berichtet Sonja Pommeranz. Auch die in ihrem Fachbereich angesiedelte Kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung habe bei ihren französischen Kolleginnen und Kollegen positive Neugier geweckt. Die städtische Abteilung kombiniert Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe mit den Instrumenten der Beschäftigungsförderung. Ihren Vortrag vor rund 100 Zuhörenden hielt die frankophone Krefelderin übrigens auf Französisch.
Besuche in Seine-Saint-Denis und Boulogne-Billancourt
Am Vortag hospitierte Sonja Pommeranz bei der jugendamtsähnlichen Verwaltungsstelle des Departements Seine-Saint-Denis im Nordwesten von Paris. Hier leben 1,6 Millionen Menschen in 40 Gemeinden und noch mehr Problembezirken. Mit ihren Amtskollegen tauschte sich Sonja Pommeranz über Themen wie stationäre Unterbringungen von Kindern und Jugendlichen, Kindeswohlgefährdungen und Präventivmaßnahmen aus. Ihr zweiter Besuch führte die Fachbereichsleiterin nach Boulogne-Billancourt, einer Gemeinde mit 120.000 Einwohnern im Pariser Südwesten. In all den Gesprächen bildeten sich einige Unterschiede der Kinder- und Jugendhilfe in beiden Länder heraus. Im zentralistisch organisierten Frankreich kommt den kommunalen Ämtern eher eine Lotsenfunktion zu. Hilfsleistungen erhalten die Menschen dagegen meistens direkt vom Staat.
Quartiershäuser für Familien
Als spannende Maßnahmen aus Frankreich bleiben Sonja Pommeranz vor allem zwei Dinge in Erinnerung: In mehreren Gemeinden aus dem Pariser Gürtel gibt es Quartiershäuser, inklusive einer Beratungsmöglichkeit und Lotsenfunktion vor Ort. Sie ermöglichen Familien aus sehr beengten Wohnverhältnissen und mit Unterstützungsbedarf in verschiedenen Lebensbereichen tagsüber ausreichend Platz und Angebote für eine gemeinsame Zeit. Und mit Jugendlichen, die in einer stationären Einrichtung untergebracht sind, vereinbaren die französischen Behörden ab dem 18. Lebensjahr eine Art Vertrag mit kurz- und mittelfristigen Zielen auf dem Weg zu einem selbstständigen Leben. Eine wirksame, weil motivierende Maßnahme, sagt Pommeranz, die eindrucksgeladen und glücklich nach Krefeld zurückkehrte: „Für mich war es eine besondere Ehre, die Arbeit meiner Heimatstadt auf dieser internationalen Bühne zu präsentieren und zugleich wertvolle Anregungen für Krefeld mitzunehmen.“