Strom soll in Deutschland trotz des stetig steigenden Anteils der erneuerbaren Energien sicher und bezahlbar bleiben. Dafür legte das Bundeswirtschaftsministerium eine Reihe von Vorschlägen vor – Interessierte können sich nun bis Ende August zu diesem sogenannten Strommarktdesign der Zukunft äußern, wie am Freitag aus dem Ministerium verlautete. „Die Ergebnisse der Konsultation sollen in die Entscheidungsfindung der Bundesregierung einfließen.“
Im vergangenen Jahr lieferten die Erneuerbaren Energien (EE) hierzulande etwas mehr als 50 Prozent des Stromverbrauchs. Bis 2030 sollen es mindestens 80 Prozent werden. Dazu kommt, dass der Bedarf an grünem Strom stark ansteigen wird, um etwa Elektroautos und Wärmepumpen zu betreiben. Nötig sind hohe Investitionen für den Ausbau der Erneuerbaren, für Stromnetze, für Speicher und für Kraftwerke, die Strom auch dann liefern, wenn Wind und Sonne nicht genügend bereitstellen.
Das Wirtschaftsministerium machte Vorschläge für mehrere Handlungsfelder. Eines davon ist die künftige Förderung der Erneuerbaren – die derzeit erhobene Umlage dafür ist nur noch bis Ende 2026 europarechtlich genehmigt. Das Ministerium verwies hier auf die jüngst beschlossene Wachstumsinitiative der Regierung. Statt wie bisher erzeugte Kilowattstunden zu fördern, will die Regierung Investitionszuschüsse zu neuen Anlagen geben. Branchenverbände reagierten bereits ablehnend.
Für Zeiten mit wenig Sonne und Wind sollen – perspektivisch mit Wasserstoff betriebene – Kraftwerke und Speicher sowie sogenannte „flexible Lasten“ dafür sorgen, dass genügend Strom vorhanden ist. Flexible Lasten heißt, dass Verbraucher und Unternehmen dann viel Strom verbrauchen, wenn er ausreichend zur Verfügung steht, und wenig, wenn er knapp ist. Flexible Strompreise soll es schon ab dem kommenden Jahr geben.
Die zum Ausgleich von Schwankungen benötigten Kraftwerke sind sehr teuer, auch weil sie „nur noch wenige Stunden im Jahr als Back-up“ laufen werden, wie es aus dem Ministerium heißt. Damit sie dennoch gebaut werden, plant die Regierung einen „Kapazitätsmechanismus“, über den die benötigten Leistungen ausgeschrieben werden – wie genau, ist noch offen und soll mit Hilfe der Konsultation entschieden werden.
Ein weiteres Handlungsfeld ist den Angaben zufolge der Strommarkt – hier spricht sich das Ministerium demnach für eine auch weiterhin einheitliche Stromgebotszone für das Bundesgebiet aus, wo für alle Erzeuger und Verbraucher die gleichen Großhandelspreise gelten. Dazu müssten aber „lokale Signale“ kommen, hieß es – etwa zeitlich oder regional unterschiedliche Netzentgelte oder regional unterschiedliche Förderprogramme.
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