Lemke treibt Entsorgung von Munitions-Altlasten in Nord- und Ostsee voran

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat eine Bergung der Munitions-Altlasten in Nord- und Ostsee angemahnt.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) treibt die Entsorgung der Munitions-Altlasten in Nord- und Ostsee voran. „Je länger sie am Meeresboden nach und nach verfallen, desto größer wird die Gefahr für die Tiere und Pflanzen in Nord- und Ostsee“, sagte Lemke am Donnerstag in einer Rede zur Eröffnung des „Industrietags Munition im Meer“ in Berlin. Dort ging es um ein Sofortprogramm des Umweltressorts und dessen Umsetzung.

Konkret beginnt mit der Veranstaltung das Vergabeverfahren für die Entwicklung und den Bau einer Industrieanlage zur Entsorgung von Munitions-Altlasten in den deutschen Hoheitsgewässern. Erste Bergungen sollen bereits in diesem September im Rahmen eines Pilotprojekts in der Lübecker Bucht erfolgen, anschließend auch in der Mecklenburger Bucht. Die Munition, darunter Spreng- und Brandbomben, Minen und Granaten, war während und nach den beiden Weltkriegen im vergangenen Jahrhundert im Meer versenkt worden, zudem kleinere Mengen chemischer Kampfstoffe wie Senfgas oder Sarin.

„Für unsere Meere stellen Munitions-Altlasten aus den Weltkriegen eine große Belastung dar“, sagte Lemke dazu. Sie betonte, dass die aktuelle Bundesregierung die erste Regierung weltweit sei, „die das Problem der Altmunition vor den eigenen Küsten entschieden und lösungsorientiert angeht“. Der Beginn des Vergabeverfahrens für die Entsorgungsanlage sei dabei „ein wichtiger Meilenstein“. Ziel sei es, die Altlasten „in industriellem Maßstab sicher und umweltgerecht aus dem Meer zu bergen und direkt auf See zu vernichten“.

Für das Projekt stehen rund 100 Millionen Euro Bundesmittel zur Verfügung. Nach den Worten Lemkes handelt es sich um „ein Kernstück der Meeresoffensive der Bundesregierung“. Die Ministerin wies darauf hin, dass nach dem aktuellen Wissenstand allein in den deutschen Hoheitsgewässern bis zu 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition aus zwei Weltkriegen auf dem Meeresgrund liegen – „teilweise nur wenige Kilometer von unseren wundervollen Stränden an Nord- und Ostsee entfernt“.

2019 hatte es demnach Warnungen aus der Wissenschaft gegeben, wonach aus den verrostenden Kampfmitteln bereits Sprengstoff und dessen Abbauprodukte ausgetreten und bereits über Muscheln und Fische in die Nahrungskette gelangt seien. Dabei geht es laut Umweltressort um teils krebserregende oder das Erbgut schädigende Substanzen. Verwiesen wurde auch auf direkte Gefahren und Gesundheitsrisiken für Fischerei, Seeschifffahrt und Tourismus.

Die Ostsee ist davon wegen ihres relativ geringen Wasseraustauschs besonders stark betroffen. Bekannte Gebiete mit Munitionsbelastung befinden sich dort dem Umweltministerium zufolge etwa in den Meeresgebieten nordwestlich von Rerik und Kühlungsborn, nördlich von Zingst beziehungsweise westlich von Hiddensee sowie nordwestlich von Usedom. In der Nordsee sind kleinere Gebiete nahe der Ostfriesischen Inseln betroffen, aber auch südwestlich von Sylt.

Bei der Meeresoffensive der Bundesregierung geht es um den umfassenden Schutz der Meere in unterschiedlichen Bereichen. Dabei geht es neben den Munitions-Altlasten um Überfischung, Verschmutzung und die Belastung durch Plastikmüll sowie generell um Artenschutz und eine umweltverträglichere Nutzung der Meere.
© AFP

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