Krefeld – Manche Häuserfronten sind bereits aufwendig saniert, an anderen wird gearbeitet. Die Häuser stehen sinnbildlich für die Entwicklung des Hardenbergviertels: Mit der Einrichtung des Drogenhilfezentrums gaben Politik und Verwaltung das Versprechen, das Viertel weiter in den Blick zu nehmen. Auch, wenn die Entwicklung vordergründig nur langsam voranschreitet, werden die Ergebnisse immer weiter sichtbar. Nun stehen zwei weitere wichtige städtebauliche Schritte für das Quartier an: Am Donnerstag, 29. August, entscheidet der Rat über die Einleitung einer vorbereitenden Untersuchung für ein mögliches Sanierungsgebiet. Am Dienstag, 6. September, findet im Rahmen der Erarbeitung eines neuen Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) eine Zukunftswerkstatt statt. Sie dient als Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung. Neben dem Hardenbergviertel soll auch zum Kronprinzenviertel beteiligt werden.
Die Vorlage, die am 29. August in den Rat geht, schafft die Grundlage, um im Rahmen einer vorbereitenden Untersuchung eine Entscheidung über die Einleitung sowie die Art und den Umfang eines Sanierungsverfahrens durch die Stadt Krefeld anzustreben. Der Begriff „Sanierungsgebiet“ ist in Deutschland auf Basis des Baugesetzbuches fest geregelt: Eine Kommune kann ein Sanierungsgebiet beschließen, wenn eine besondere städtebauliche Problemlage vorliegt. Für einen begrenzten Zeitraum und eine begrenzte Fläche sichert sich die Gemeinde damit Eingriffsrechte, um städtebauliche Missstände zu beheben. „Das Hardenbergviertel ist ein wichtiges Wohnquartier in der Innenstadt, und wir müssen alle gemeinsam – Stadt, städtische Akteure und Eigentümer – dafür sorgen, dass dieses Viertel wieder nach vorne kommt“, sagt Beatrice Kamper, Leiterin des Fachbereichs Stadtund Verkehrsplanung.
Per Gesetz geregelt ist, dass die Kommune eine umfassende Analyse als vorbereitende Untersuchung durchführen muss. Zu diesem Zweck versendet die Stadt Krefeld einen Fragebogen an die Eigentümerinnen und Eigentümer, den diese beantworten müssen. Erst dann entscheidet der Rat darüber, ob überhaupt eine Sanierungssatzung erlassen wird. Diesbezüglich bietet das Gesetz unterschiedliche Optionen, die bei einer Sanierungssatzung genutzt werden können, aber nicht genutzt werden müssen: Für Eigentümer kann eine Sanierungssatzung zum Beispiel mit steuerlichen Vorteilen einhergehen, auch spezielle Fördergelder können beantragt werden. Darüber hinaus könnten Eigentümer von speziellen Beratungsleistungen profitieren – zum Beispiel zu Themen wie energetische Sanierung und Sanierungen im Allgemeinen. Es kann auch beschlossen werden, dass jede bauliche Maßnahme im Quartier durch die Behörde genehmigt werden muss.
Mit einem Beschluss im Rat wäre für das Hardenbergviertel ein erster, wichtiger Schritt gemacht. „Wir haben schon mehrere Sanierungsverfahren in Krefeld durchgeführt und damit gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Kamper. „Wir erhoffen uns – auch durch Hilfe der vorbereitenden Maßnahmen – dass wir auf diesem Weg kooperative Verfahren sinnvoll ergänzen und positive Entwicklungen beschleunigen können.“
Bereits durch die Politik beschlossen ist, dass es ein neues Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für das Hardenberg- und das Kronprinzenviertel geben wird. Das ISEK ist notwendig, um im Rahmen der Städtebauförderung Fördergelder beantragen zu können. Fest durch den Fördergeber im Verfahren verankert ist – ähnlich wie bei der Erarbeitung des ISEKs für die Innenstadt und die vier Wälle – die Durchführung einer Bürgerbeteiligung. Die Stadt lädt alle Interessierten am 6. September um 17 Uhr zur Zukunftswerkstatt in die Räume der Krefelder Friedenskirche ein. Gemeinsam soll über Bedarfe gesprochen, Potenziale herausgearbeitet und Wünsche vertieft werden. Eine Anmeldung ist über das Beteiligungsportal der Stadt Krefeld (https://beteiligung.nrw.de/portal/krefeld/) oder über www.krefeld.de/zukunftswerkstatt möglich. Auch kurzfristig Entschlossene sind ohne Anmeldung eingeladen.
Neben der offenen Bürgerbeteiligung wird es noch weitere Formate für spezielle Zielgruppen geben. Am 11. September tagt erstmalig ein Stadtteilarbeitskreis, der sich aus Experten aus den Quartieren zusammensetzt. „Wir sind proaktiv auf zum Beispiel Bürgervereine, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Glaubensinstitutionen sowie Wirtschafts- und Sozialakteure zugegangen und möchten langfristig mit ihnen arbeiten“, schildert Kirsten Steffens, Leiterin der Abteilung für Räumliche Entwicklung und Denkmalschutz. „Auch multilinguale Veranstaltungen mit Kulturvereinen sind eingeplant, zu denen wir Dolmetscher mitbringen werden. Uns ist es wichtig, möglichst viele Menschen aus dem Quartier zu beteiligen.“ Die Ergebnisse der Beteiligung werden dann durch die Stadtverwaltung analysiert und bei der Erarbeitung der Analyse und Leitbildfindung berücksichtigt. Dieser Prozess ist Teil des ISEKs, das anschließend durch die Politik beschlossen werden muss.
Sowohl die Ausschreibung der vorbereitenden Untersuchung als auch das ISEK sind nur zwei von mehreren Bausteinen, die die Stadtverwaltung gemeinsam mit Partnern im Hardenbergviertel und im Kronprinzenviertel umsetzt. Einige Maßnahmen wurden bereits vor Eröffnung des Drogenhilfezentrums (DHZ) fokussiert, andere wurden als begleitende Maßnahmen zur Einrichtung des DHZs begonnen. Die Maßnahmen betreffen neben dem Handlungsfeld Stadtplanung auch die Handlungsfelder Ordnung, Sauberkeit und Quartiersarbeit. Einen Fokus auf das Hardenbergviertel legt zum Beispiel auch die Arbeitsgruppe Problemimmobilien. Insbesondere im Hardenbergviertel gab es in den vergangenen Jahren große (TaskForce) und kleine Einsätze, unter anderem unter Beteiligung der Polizei, der Bauaufsicht und des Ordnungsamtes zur Prüfung von im Fokus stehenden Problemimmobilien. Neben der Vermittlung zwischen Eigentümern und Kaufinteressenten beziehungsweise Investoren befindet sich der städtische Koordinator für Problemimmobilien auch im Austausch mit Eigentümern von klassischen leerstehenden Schrottimmobilien mit dem Ziel, diese zu revitalisieren.
Das Hardenbergviertel und das Kronprinzenviertel profitieren auch von ordnungspolitischen Maßnahmen. KOD, Polizei und Politessen sind verstärkt in den umliegenden Quartieren sowie der südlichen Innenstadt unterwegs. Zudem ist die sogenannte Frühstreife des KOD mit zwei Kräften täglich ab 4.30 Uhr unterwegs – regelmäßig auch gemeinsam mit den Streetworkern. Intensiviert worden sind auch die Doppelstreifen von Polizei und KOD rund um das DHZ und in der südlichen Innenstadt. Die Polizeiwachen Nord und Süd haben die Wohnviertel rund um das DHZ in die allgemeine Streifentätigkeit aufgenommen. Die Polizei nimmt regelmäßig Aufklärungsmaßnahmen in Zivil vor. Ziel ist dabei das Identifizieren neuer Hotspots von Drogendealern. Verstärkt worden ist in den Quartieren auch die Parkraumüberwachung sowie die Kontrolle von Kiosken. Zwischen Caritas, Polizei, Staatsanwaltschaft und Stadt gibt es eine Ordnungspartnerschaft – bei regelmäßigen Abstimmungsrunden sind die Entwicklungen in den entsprechenden Quartieren Thema.
Bereits vor der Eröffnung des DHZs hat die Stadtverwaltung festgelegt, dass die Reinigungsintervalle in den Bereichen rund um das Drogenhilfezentrum intensiviert werden. Für das Hardenbergviertel ist ein Vertrag mit der GSAK geschlossen worden, dass dort intensiver gereinigt wird. Dazu gehören: Maschinelle Gehwegund Rinnenreinigung mittels Kleinkehrmaschine, Handreinigung in allen für die Kleinkehrmaschine nicht zugänglichen Bereichen, Aufnahme von Abfällen aus den Grünbeeten und Straßenbegleitgrün sowie bei Bedarf Zusatzleerungen für die Papierkörbe. Die vom KBK eingesetzten Mülldetektive haben die Anzahl der Touren in dem Quartier erhöht und bringen Verstöße zur Ahndung.
Auch die Quartiersarbeit im Viertel wurde verstärkt. Elementarer Bestandteil der Quartiersentwicklung im Hardenbergviertel ist das Quartierszentrum Freiraum 21, das auch das Romano Centro beherbergt. Durch die Arbeit konnten zudem neue Formen ehrenamtlicher Unterstützung im Quartier geschaffen und Kooperationen mit Schulen und Kitas im Umfeld realisiert werden. Insbesondere Kinder, aber auch Erwachsene, werden über Bildungs- und Beratungsangebote sowie Kulturveranstaltungen erreicht, nutzen Zugänge zur gesellschaftlichen Teilhabe und beteiligen sich an konkreten Aktivitäten und Aktionen vor Ort. Zugleich leistet das Romano Centro einen großen Beitrag zur Anbindung vieler Menschen aus Südosteuropa, das Hardenbergviertel ist für diese Gruppe häufig das Ankunftsquartier. Ebenfalls im Sozialraum Hardenbergviertel ist das Projekt „Wir im Quartier“ (WIQ) aktiv. Zielgruppe des Programms des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie des europäischen Sozialfonds sind Familien und Eltern mit Kindern, die sich in herausfordernden Lebenssituationen befinden. Diese Personen erhalten eine ergänzende Unterstützung bei der Inanspruchnahme von Hilfsangeboten und Sozialleistungen, der Verbesserung der sozialen und ökonomischen Teilhabe sowie langfristig der Aufnahme und Ausweitung einer Beschäftigung.
Im Kronprinzenviertel wurde am Albrechtplatz ein Pop-Up-Container aufgestellt, den die Kinder und Anwohner liebevoll „Albitainer“ getauft haben. Dieser wird unter anderem vom Fachbereich Jugendhilfe betreut. Hier finden Sprechstunden für Fragen, Ideen und Anliegen sowie offene Angebote für Kinder und Jugendliche statt. Auch der Fachbereich Gesundheit ist immer wieder zu Besuch im „Albitainer“ – die städtischen Zahnärzte haben hier zum Beispiel spielerische Angebote zu Themen wie Zahnprophylaxe und Zahngesundheit gemacht. Am Schinkenplatz, ebenfalls im Kronprinzenviertel, wurde ein Quartiersbüro eröffnet. Dieses nutzt beispielsweisedie Bürgergesellschaft Schinkenplatz, um hier Sprechstunden und einen Seniorentreff durchzuführen. Auch regelmäßige Gespräche mit Stadt, Polizei, Sozialinitiativen und Bürgervertretern werden von hier gesteuert, um Potentiale und Schwierigkeiten im Quartier abzufragen.