Bei der Räumung des propalästinensischen Protestcamps an der Freien Universität (FU) Berlin sind am Dienstag 79 Menschen vorläufig festgenommen worden. Sie seien alle nach der Feststellung ihrer Identität wieder entlassen worden, teilte die Polizei in der Bundeshauptstadt am Mittwoch mit. Auch in Leipzig war am Dienstag das Audimax der Hochschule besetzt worden, am Mittwoch folgte eine Protestaktion an der Universität Bremen.
In Berlin hatten die Demonstrierenden das Protestcamp am Dienstagmorgen auf einem Hof der FU errichtet. Laut Polizei waren zwischen 150 und 200 Menschen an der Aktion beteiligt. Sie trugen Palästinensertücher, skandierten propalästinensische Sprechchöre und errichteten Zelte sowie Pavillons in dem Hof.
Am Mittag legte die FU laut Polizei ein Räumungsbegehren und einen Strafantrag vor, woraufhin die Einsatzkräfte die Versammlung auflösten – zum Teil unter Einsatz „freiheitsbeschränkender und entziehender Maßnahmen“. Als einzelne Teilnehmer versuchten, über verschiedene Gebäudeteile wieder in den Hof zu gelangen, setzte die Polizei eigenen Angaben zufolge Reizgas ein. Es waren rund 200 Beamte vor Ort.
Im Anschluss an die Räumung fand laut Polizei eine Kundgebung vor dem Haupteingang der Universität mit rund 250 Teilnehmern statt. Spontan wurde daraufhin eine proisraelische Kundgebung angemeldet, an der sich laut Polizei etwa 60 Menschen beteiligten.
In Leipzig besetzten am Dienstagnachmittag laut Polizei 13 Menschen das Audimax und verschlossen den Raum von innen mit Kabelbindern. Überdies blockierten über 30 Menschen die vier Zugänge zu dem Hörsaal. Nach der Räumung wurden die 13 Besetzer in die Polizeidirektion gebracht und erkennungsdienstlich behandelt, wie es von der Polizei hieß. Anschließend wurden sie entlassen.
Ein Polizist wurde den Angaben zufolge durch Tritte verletzt, blieb aber dienstfähig. Insgesamt wurden 30 Strafverfahren eingeleitet. Auch in Leipzig gab es nach der Räumung zwei spontan angemeldete Demonstrationen. Diese seien friedlich verlaufen, hieß es von der Polizei.
Am Mittwoch wurde an der Universität Bremen ein Protestcamp errichtet. Die Universitätsleitung habe umgehend das Gespräch mit den Protestierenden gesucht, teilte die Hochschule mit. Es sei vereinbart worden, dass sich Universitätsleitung und Sprecher des Protestcamps in der kommenden Woche dazu erneut zusammenfinden.
Die Universität habe den Anspruch, mit Konflikten verantwortungsvoll umzugehen, hieß es weiter. „Gerade deshalb wird die Unileitung den Gesprächsfaden mit ihren protestierenden Studierenden aufrecht erhalten.“
© AFP