Die Bundesregierung stellt die Weichen für die Errichtung eines Erinnerungsorts für die Opfer der rechtsextremistischen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Die Bundeszentrale für politische Bildung stellte am Donnerstag eine im Auftrag des Bundesinnenministeriums ausgearbeitete Machbarkeitsstudie vor. In die Studie seien die Ergebnisse von Beratungen mit Betroffenen und Sachverständigen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft eingeflossen, erklärte das Ministerium.
„Mir ist es sehr wichtig, dass wir nun endlich einen Erinnerungsort für die Angehörigen der Ermordeten und die Überlebenden der Bombenanschläge schaffen“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). „In einem Dokumentationszentrum informieren wir, wir klären auf und ermöglichen Begegnungen.“ Auch das „Versagen des Staates in der Aufklärung“ solle umfassend beleuchtet werden.
Mit der Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie sei nun „ein zentraler erster Schritt vollzogen“, erklärte Faesers Ministerium. Auch bei den nun folgenden Schritten sollten die Betroffenen des NSU-Komplexes und Sachverständige aktiv einbezogen werden – das betreffe auch die Auswahl eines geeigneten Standortes.
Zwischen 1998 und 2011 ermordete die rechtsterroristische Vereinigung NSU zehn Menschen und verletzte und traumatisierte zahlreiche weitere Menschen bei mindestens drei Sprengstoffanschlägen und 15 Raubüberfällen. Zwar gab es einen aufwändigen Strafprozess und zahlreiche parlamentarische Untersuchungsausschüsse, um die Taten und ihre Hintergründe aufzuklären.
Doch noch immer seien wichtige Fragen der Angehörigen und Überlebenden offen, erklärte das Bundesinnenministerium. Die Taten und gesellschaftlichen Bedingungen, die sie ermöglicht haben, seien „noch nicht vollständig aufgearbeitet“.
„Wir wollen den NSU-Komplex in die lange Geschichte des Rechtsterrorismus und Rassismus nach 1945 einbetten und damit eine Lücke in der bisherigen Gedenkstättenlandschaft schließen“, erklärte Thomas Krüger, der Präsident der Bundeszentrale. „Das Dokumentationszentrum soll auch ein Ort des würdigen Gedenkens werden, der an die Mordopfer des NSU erinnert und sich solidarisch den Überlebenden, Angehörigen und Betroffenen zuwendet.“
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