Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, hat eine mögliche Auszahlung von Boni in Millionenhöhe an die Vorstände der Deutschen Bahn (DB) scharf kritisiert. „Trotz miserabler Zahlen macht sich das Management auf Kosten seiner Mitarbeiter die Taschen voll“, sagte Weselsky dem Hamburger „Spiegel“. Der Tarifkonflikt seiner Gewerkschaft mit der Bahn werde dadurch noch verhärtet.
NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“ hatten am Montag berichtet, dass die Deutsche Bahn ihren Vorständen für das Jahr 2022 trotz verfehlter Ziele vor allem bei Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit Bonuszahlungen in Millionenhöhe auszahlen kann. Demnach sind insgesamt Boni in Höhe von fünf Millionen Euro zusätzlich zum Grundgehalt von insgesamt rund vier Millionen Euro für die im Jahr 2022 neun Vorstandsmitglieder vorgesehen.
Dem Bericht zufolge kommen die Boni dadurch zustande, dass übererfüllte Ziele – etwa die Zahl der Frauen in Führungspositionen und CO2-Einsparungen – für die Berechnung der Boni stärker gewichtet werden. Für das Jahr 2023 ergibt sich aus der Strompreisbremse auch für die Bahn eine Ausschüttungssperre für Boni, für das Jahr 2022 können die ebenfalls wegen der Preisbremse zurückgehaltenen Boni aber mit Auslaufen der Regelung zum Jahresende rückwirkend ausgezahlt werden.
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil empfahl den Vorständen der Deutschen Bahn (DB), auf die Bonuszahlungen zu verzichten. „Selbst wenn das in Verträgen alles klar geregelt ist und da jetzt Kriterien erfüllt werden, muss man sich als Verantwortlicher bei der Bahn schon fragen, ob das gerade das richtige Signal ist“, sagte Klingbeil in der Sendung „RTL Direkt“. „Wir sind in Zeiten, wo es für verdammt viele Menschen sehr schwierig ist.“
GDL-Chef Weselsky prangerte ein „System der skrupellosen Selbstbedienung“ an, das immer weiter „pervertiert und perfektioniert“ werde. Im Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ sagte er außerdem, es gehe nicht nur um die Vorstände, sondern Erfolgsprämien für rund 3500 Führungskräfte.
Die GDL befindet sich im Tarifkonflikt mit der DB. Die Verhandlungen sind vorerst gescheitert. Die Bahn lehnte Gespräche über eine Arbeitszeitreduzierung von derzeit 38 auf 35 Stunden pro Woche ab, die GDL brach daraufhin die Verhandlungen ab. Der Tarifkonflikt werde durch die Bericht über die Boni „noch härter“, kündigte Weselsky an. Bahnchef Richard Lutz rief er zum Rücktritt auf.
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