Deutsche Wirtschaft im dritten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft

Im dritten Quartal von Juli bis September sank die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte.

Berlin – In den Vorquartalen war sie zunächst leicht gesunken, hatte dann stagniert und legte dann wieder leicht zu. Mit einer Konjunkturerholung rechnen Experten – wenn überhaupt – erst ab 2024. 

Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, nahmen besonders die privaten Konsumausgaben im dritten Quartal ab. „Positive Impulse kamen dagegen von den Ausrüstungsinvestitionen.“ Darunter fallen etwa Anlagen, Maschinen und Fahrzeuge. Ausführliche Ergebnisse für das dritte Quartal gibt die Behörde Ende November bekannt.

Die Angaben für das zweite Quartal revidierten die Statistiker leicht nach oben: Statt einer Stagnation gab es demnach ein Plus von 0,1 Prozent in der Zeit von April bis Juni. Sie betonten, es könne weitere Revisionen geben, da die aktuellen Ergebnisse „mit größeren Unsicherheiten als sonst üblich behaftet“ seien. So korrigierten die Experten auch das Ergebnis aus dem ersten Quartal erneut: Von Januar bis März stagnierte die deutsche Wirtschaft saison- und kalenderbereinigt, wo zuvor von einem leichten Rückgang ausgegangen worden war.

„Die deutsche Wirtschaft steckt seit nunmehr einem Jahr in der Flaute“, resümiert Peter Hohlfeld, Konjunkturexperte des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. „Erst im Verlauf des nächsten Jahres ist damit zu rechnen, dass die deutsche Konjunktur auf einen moderaten Erholungskurs einschwenkt.“

Der ING-Analyst Carsten Brzeski erwartet dagegen auch im kommenden Jahr bestenfalls eine Stagnation der deutschen Wirtschaft. Er verwies auf Probleme wie die Folgen der Inflation, hohe Energiepreise und Zinsen sowie „die sich wandelnde Rolle Chinas von einem florierenden Exportland zu einem Rivalen, der weniger deutsche Produkte benötigt“. Hinzu kämen strukturelle Herausforderungen wie die alternde Bevölkerung und geringe Investitionen. All dies werde „in absehbarer Zeit nicht verschwinden“.

Die Unternehmen erwarteten für die kommenden Monate eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäfte, erklärte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Martin Wansleben, unter Verweis auf die Herbstkonjunkturumfrage des Verbands. Von der Bundesregierung forderte er weniger Vorschriften für Betriebe und niedrigere Energiekosten, etwa durch eine Absenkung der Stromsteuer.

Der Wirtschaftsabschwung ist auch am Arbeitsmarkt spürbar. Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg fiel im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte. Mit 99,5 Punkten liegt es im negativen Bereich und prognostiziert demnach eine steigende Arbeitslosigkeit. „Dem Arbeitsmarkt steht ein schwieriger Winter bevor“, erklärte der IAB-Forscher Enzo Weber.

Im Nachbarland Österreich stehen die Zeichen noch schlechter. Mit einem erneuten Abschwung der Wirtschaft im dritten Quartal rutschte das Land in die Rezession. Zwischen Juli und September sank die Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Im zweiten Quartal lag das Minus bei 0,8 Prozent.

pe/ilo

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