Jüchen – 15 illuminierte im Schlosspark verteilte Spielorte – allesamt aufwendig mit Lichtshows oder Videomapping musikalisch-künstlerisch inszeniert – erwecken den nächtlichen Park zum Leben, genauer gesagt, zu einem Ort des Erlebens.
Balsam für die Seele, Inspiration für die Sinne und Fantasie
Gleich am Anfang des Parcours kann man den Alltag hinter sich lassen, wenn beim Rosenturm brennende Kerzen – „Candles“ – ein Spiel von Schatten und Licht spielen und die spätsommerliche Nacht mit stimmungsvoller Harmonie erfüllen. An anderer Stelle lädt eine „Komposition aus Formen und Klang“ ein zu einer die Sinne inspirierenden visuellen und auditiven Reise in eine zauberhafte Welt. In einer dynamischen Choreografie verschmelzen abstrakte Formen und Objekte harmonisch miteinander und Musik und Lichtspiele mit Farbe, Intensität und Bewegung gehen nahtlos ineinander über. Auf dem „Firefly Field“ nahe der großen alten Eibe wiederum simuliert dynamisch bewegtes Licht ästhetisch durch die Luft schwebende Glühwürmchen und schafft eine hypnotisierende Stimmung. Licht, Skulptur und Bewegung sind ebenfalls Komponenten einer an sich statischen Installation, die zu einem dynamischen Prozess, dem Gedanken-Spinnen anregt: „Spinning Wheel“. Fühlen, denken, sein wie jemand anderes, das tut man, wenn man in die Haut eines anderen schlüpft. Manchmal reicht es auch nur, in dessen Kleider zu schlüpfen für einen Perspektivwechsel, eine Vision von der eigenen Zukunft oder um einem anderen ganz nah zu sein. „Dresses“ greift diesen Gedanken auf und bietet den Besuchern die Möglichkeit, in Kleider aus Glasfaser zu schlüpfen, die mithilfe sich allmählich verändernder Lichteffekte zu einem Stoff werden, aus dem vielleicht auch unsere Träume sind.
Mensch, Natur, Technik – ein Miteinander?
Kristalle, meisterhaft geschaffen von Mutter Natur oder auch von Menschenhand, umgeben uns überall in unserem Alltag und verschönern oder erleichtern unser Leben. „Chrystal Rocks“ zelebriert die faszinierenden Eigenschaften der Natur und die Art und Weise, wie sie Geheimnisse und Veränderungen in einer Welt schaffen, die wir leicht als selbstverständlich ansehen. Faszinierend ist auch der Prozess der Bestäubung, den die Natur so wundervoll eingerichtet hat als Zusammenspiel zwischen Insekt und Blume. Inmitten einer blumigen Klanglandschaft lädt „The Nectary“ uns ein, die Bestäubung auf eine ganz neue Weise zu erleben, vielleicht sogar das Phänomen des Insektensterbens mit anderen Augen zu sehen. Ein weiteres Wunder der Natur sind die farbenfrohen Korallenriffe – das organische Ergebnis natürlicher Lebenszyklen. Während diese jedoch zunehmend absterben, erleben wir hier ein unzerstörbares, weil aus Einweg-Plastikabfall zusammengesetztes, skulpturales Riff: „the Indestructible Reef“. „Hybrid Roots“ thematisiert ebenfalls das Mit- und Gegeneinander von Natur und künstlichem Lebensraum. Es ist ein Lichtkunstwerk, das uns einen Blick unter die Erdoberfläche gewährt auf das einzigartige unterirdische Wurzel-Netzwerk der Bäume, ihre absolut notwendige Lebensader, die mit dem sich ständig ausbreitenden künstlichen Lebensraum konkurriert. Solche Lichtblicke regen sicher zum Nachdenken an – darüber, wie es weiter gehen wird. „Future Visions“, eine dynamische Präsentation von Bildern und Klängen, lädt dazu ein, die Beziehung zwischen künstlicher Intelligenz und moderner Technologie zu erkunden und einen Blick in die Zukunft der Beziehung zwischen Mensch und Technologie zu werfen. Doch viele Betrachter bedeuten unterschiedliche Betrachtungsweisen, folglich unterschiedliche Meinungen. Wie aber verdrahtet man unterschiedliche Meinungen so, dass ein Meinungsgerüst entsteht, welches eine Gesellschaft ebenso sicher trägt wie die gotischen Bögen das mächtige Dach einer Kathedrale? „Angulus“ widmet sich dieser Frage und präsentiert eine perfekte Lösung, in der alle Meinungsnuancen berücksichtigt werden. Man schaue und staune!
Hingucker
Bei der Schlossbrücke kreieren „Lightlines“, zwischen verschiedenen Bäumen installierte und mit UV-Licht beleuchtete Drähte, eine undefinierte neue Struktur inmitten des uns vertrauten Englischen Landschaftsgartens und verändern so dessen natürliche Gestalt grundlegend. Kommt man dem Kunstwerk näher, verändern sich die architektonischen Eingriffe und man entdeckt die echten Materialien, die die Künstler für ihr Projekt verwendet haben. Ein Spiel mit Schein und Sein und dem Überraschungsmoment, das den Betrachter buchstäblich in das Kunstwerk einbezieht. Das gleiche passiert bei „Walk through the Canvas 2.0“, wo durchgehende Projektionen die natürliche Umgebung mit ihren Bäumen, Baumstümpfen und Wegen in eine Leinwand verwandeln, auf der ein Gemälde entsteht. In dem Moment, wo die Besucher die Leinwand betreten, werden sie selbst Teil des Gemäldes, das deshalb nie gleich aussieht und ständig in Bewegung ist. Gemälde, genauer gesagt eine Reihe historischer Kunstwerke, werden auch zum Leben erweckt in dem Lichtkunstwerk „Vertonte Gemälde“ – ein visuelles Spektakel wie auch eine bewegende Erfahrung. Kunstliebhaber und Neugierige werden gleichermaßen begeistert sein und der zeitlosen Schönheit und den kraftvollen Geschichten, die diese Gemälde zu bieten haben, mit einer neuen Wertschätzung begegnen. Absoluter Höhepunkt des Abends ist der zweite Spielort des Parcours „Orangerie in Bewegung“, eine beeindruckende Lichtshow auf der Orangeriehalbinsel im Herzen des englischen Landschaftsgartens, die ihrem Publikum gewiss so manches Ah und Oh entlocken wird.
Sinneslust für Gaumen und Magen
Nicht nur Augen und Ohren kommen beim Lichtfestival auf ihre Kosten. Ein umfangreiches gastronomisches Angebot rundet den stimmungsvollen Genuss unter Sternen ab. Unsere Besucher finden in der Gartenpraxis am Rosenturm oder, wie gewohnt, auf der Orangeriehalbinsel Speisen und Getränke. Ganz gleich, ob es um die Einstimmung auf einen abwechslungsreichen Abend oder einen gemütlichen Ausklang desselben geht: Unser Restaurant ist ebenfalls an allen Tagen geöffnet und nimmt Reservierungen gerne unter 02182-824260 entgegen. Für einen entspannten Besuch des Lichtfestivals wird die Umgehung der Hauptbesuchszeit von 19.30 bis 20.30 Uhr empfohlen.
