Der Zoll hat ein mutmaßliches Schwarzarbeitsgeflecht auf Baustellen zerschlagen. Mehr als 800 Einsatzkräfte durchsuchten am Mittwoch 90 Wohn- und Geschäftsräume in den vier Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wie das Hauptzollamt im hessischen Gießen mitteilte. Zehn Menschen seien im Rhein-Main-Gebiet festgenommen worden.
Dabei handelte es sich den Angaben zufolge um neun Männer und eine Frau aus Serbien, Kroatien, Bosnien, Deutschland und Montenegro im Alter zwischen 28 und 57 Jahren. Einer von ihnen habe bereits eine Haftstrafe wegen solcher Straftaten verbüßt, hieß es. Die Festgenommenen seien dem Haftrichter vorgeführt worden.
Im Fokus der Ermittlungen stünden bislang 34 Beschuldigte. Bei umfassenden verdeckten Ermittlungen habe sich herauskristallisiert, dass die mutmaßlichen Tätergruppen in einem Kettenbetrugsgeflecht aus mehreren Firmen miteinander verstrickt gewesen seien. ,Bei einem solchen Kettenbetrug werden den Angaben zufolge mithilfe von Scheinrechnungen über nicht erbrachte Bauleistungen und vorgetäuschten Zahlungen Schwarzgelder generiert, um damit Schwarzarbeiter zu bezahlen und Gewinne zu erwirtschaften.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt wirft der mutmaßlichen Bande gewerbsmäßigen Betrug sowie Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben in Millionenhöhe vor. Derzeit gehe der Zoll von einem Schaden von 10,4 Millionen Euro aus, hieß es.
Zur Sicherung von Vermögen seien am Mittwoch zudem Arreste in Höhe von mehr als neun Millionen Euro vollstreckt worden, wozu Konten gepfändet und Bankschließfächer durchsucht worden seien. Außerdem waren laut Mitteilung Bargeldspürhunde im Einsatz. Die Einsatzkräfte beschlagnahmten demnach auch 75.000 Euro Bargeld, mehrere Waffen und Munition sowie vier teure Fahrzeuge.
Neben Ermittlerinnen und Ermittlern der Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Hauptzollämter Gießen und Darmstadt waren laut Angaben an der Razzia Kräfte der Steuerfahndung, der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft Darmstadt beteiligt.
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