Wissenschaftlern ist nach eigenen Angaben ein „Meilenstein“ im Bemühen um die Rettung des vom Aussterben bedrohten Nördlichen Breitmaulnashorns gelungen. Forscher des Projekts Biorescue schafften es nach Angaben vom Mittwoch erstmals, einen durch künstliche Befruchtung erzeugten Embryo erfolgreich in ein Nashorn einzusetzen.
Es handelt sich demnach um ein Südliches Breitmaulnashorn, dem ein Embryo derselben Art eingesetzt wurde. Jedoch könnte diese Technik den Forschern zufolge in Zukunft auch ihrem nördlichen Verwandten helfen, von dem es nur noch zwei weibliche Exemplare gibt.
Der Embryo des Südlichen Breitmaulnashorns wurde in vitro aus Eizellen und Spermien erzeugt und im September in eine Leihmutter in Kenia übertragen. Das Nashorn war demnach 70 Tage trächtig, bevor es an einer bakteriellen Infektion starb. Der mehr als sechs Zentimeter große, männliche Embryo sei gut entwickelt gewesen.
„Wir haben etwas erreicht, was nicht für möglich gehalten wurde“, sagte Projektleiter Thomas Hildebrandt vor Journalisten in Berlin. Die Befruchtung eines Südlichen Breitmaulnashorns mit einem Embryo derselben Art sei ein „Meilenstein“ auf dem Weg, den stark bedrohten nördlichen Vettern zu helfen.
Das Biorescue-Erhaltungsprogramm erzeugte seit 2019 demnach 30 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns und konservierte sie in flüssigem Stickstoff, wo sie auf den Transfer in Leihmütter warten.
Im nächsten Schritt des ehrgeizigen Zuchtprogramms wollen die Wissenschaftler versuchen, den Embryo eines Nördlichen Breitmaulnashorns in eine Leihmutter der eng verwandten südlichen Art zu übertragen. Das Reproduktionsprogramm ist die letzte Überlebenschance für die Tiere. Keines der verbliebenen Nördlichen Breitmaulnashörner – Mutter Najin und Tochter Fatu – ist in der Lage, ein Kalb auszutragen.
Das letzte Männchen mit dem Namen Sudan starb 2018 in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia, wo Najin und Fatu unter 24-Stunden-Bewachung leben, um sie vor Wilderern zu schützen. Außerdem werden Zellen von zwölf verschiedenen Nördlichen Breitmaulnashörnern in flüssigem Stickstoff gelagert.
Das Forscherteam setzte sich Hildebrandt zufolge zum Ziel, „in den nächsten zwei bis zweieinhalb Jahren Nördliche Breitmaulnashornkälber“ hervorzubringen. Es könnte auch länger dauern. Nach Angaben des Experten könnte die Technologie als Modell auch für andere gefährdete Nashornarten dienen, beispielsweise für das Sumatra-Nashorn in Südostasien.
Nashörner haben nur sehr wenige natürliche Fressfeinde, aber ihr Bestand wurde seit den 70er Jahren durch Wilderei dezimiert. Schätzungen zufolge lebte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts noch mehr als eine Million in freier Wildbahn.
Das BioRescue-Projekt unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin entwickelt und erprobt Technologien, um den Zuchterfolg von Südlichen Breitmaulnashörnern in menschlicher Obhut zu verbessern und das Nördliche Breitmaulnashorn vor dem Aussterben zu bewahren.
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