Düsseldorf – Für das Jahr 2023 rechnet das RWI mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 1,1 Prozent. Zum Jahresende zeichnet sich eine Erholung ab. Die hohen Energiepreise treffen Deutschland und vor allem Nordrhein-Westfalen im internationalen Vergleich besonders hart.
Wirtschafts- und Klimaministerin Mona Neubaur: „Die ersten Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung deuten sich bereits am Horizont an. Allerdings bleiben die Energiepreise auf absehbare Zeit auf hohem Niveau. Daher brauchen wir einen Ausbau der Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren und für die Übergangszeit eine Absenkung der Energiesteuer und einen Brückenstrompreis. Und zwar jetzt. Wir müssen der Industrie eine Perspektive geben. Nur wenn die Wirtschaft Planungssicherheit hat, können wir Investitionen im Land halten – darüber bin ich mit auch mit Bundeswirtschaftsminister Habeck einig. Mit dem kürzlich von mir vorgelegten 7-Punkte-Papier stellen wir zudem in Nordrhein-Westfalen die Weichen für eine erfolgreiche Industrie: Durch schnellere Verfahren und mehr Flächen werden wir die Erneuerbaren noch schneller ausbauen. Schon jetzt ist NRW bei den Genehmigungen für Windenergie Spitzenreiter in Deutschland. Dies wird helfen, den Energiepreis auf absehbare Zeit deutlich zu senken.“
Die weiteren Ergebnisse des RWI im Überblick:
- Die nachlassende Inflation beflügelt den privaten Konsum. Die Lohnsteigerungen liegen inzwischen wieder über der Inflation.
- Für das kommende Jahr 2024 erwartet das RWI wieder Wachstum. Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen wird voraussichtlich um 0,8 Prozent wachsen (Bund 2023 -0,6 Prozent, 2024 +1,3 Prozent).
- Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust, der hohe und weiter steigende Beschäftigungsstand stabilisiert die Konjunktur. Die Beschäftigung steigt 2023 bis Ende des Jahres um 22.000, im Verlauf des Jahres 2024 um weitere 18.000 Erwerbstätige auf einen neuen Höchststand.
- Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung und des demografisch bedingten Arbeitskräftemangels dürfte die Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr wieder leicht sinken.
- Ein großes geopolitisches Risiko birgt eine weitere Eskalation der Krisen in der Ukraine oder im Nahen Osten.
Ralf Stoffels, Präsident der IHK NRW: „Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen – insbesondere die Industrie – steckt in der Krise. Nach einer kurzzeitigen Stabilisierung zur Jahresmitte verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation zum Herbst. Es sind die hohen Energiepreise, steigenden Arbeitskosten und der deutliche Zinsanstieg, die auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer NRW-Wirtschaft drücken. Zu den Konjunkturrisiken kommen die strukturellen Herausforderungen NRWs, die das Investitionsklima belasten. Damit bleiben die Aussichten auf die nächsten Monate leider trübe.“
Prof. Dr. Torsten Schmidt, Konjunkturexperte des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung: „Die Wirtschaftsaktivität in NRW dürfte nach unseren Berechnungen im dritten Quartal etwas schwächer sein als in Deutschland insgesamt. Zum Jahresende dürfte aber eine allmähliche Erholung einsetzen. Durch die anhaltend hohen Energiepreise wird der Druck zu strukturellen Anpassungen noch einige Zeit bestehen bleiben. Dies dürfte die wirtschaftliche Erholung belasten.“
Das RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlicht im Auftrag des Wirtschafts- und Klimaministeriums jährlich drei Konjunkturberichte. Der aktuelle Bericht liefert eine Jahresprognose für die nordrhein-westfälische Wirtschaft im Jahr 2023 sowie die erste Prognose für 2024. IHK NRW stellt dazu die aktuellen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfragen für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung.