Krefeld – Wenn ein Kind seine Heimatschule krankheitsbedingt länger als vier Wochen nicht besuchen kann, hat es ein Recht auf Unterricht. Die Christophorusschule betreut erkrankte Kinder in der Primar- und Sekundarstufe an zwei Standorten. Im Helios-Klinikum unterrichten die Lehrkräfte hauptsächlich Kinder und Jugendliche mit onkologischen und chronischen Erkrankungen. In der Tagesklinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) lernen junge Menschen mit psychischen Krankheiten in der Klinikschule. „Bestenfalls können die Kinder und Jugendlichen durch unsere Betreuung nach ihrem Klinikaufenthalt ohne große Probleme oder Brüche wieder in den Unterricht ihrer Stammschule einsteigen“, skizziert Boris Bertram das Hauptziel einer Klinikschule. Er leitet die Christophorusschule seit 2020. „Teilweise finden wir für die Schülerinnen und Schüler aber auch einen neuen, passenderen Förderort“, ergänzt Bertram. Er bildet das Kollegium zusammen mit fünf Kolleginnen. Sie sind in unterschiedlichen Lehrämtern der allgemeinen Schulen sowie in verschiedenen Bereichen der Förderschulen ausgebildet. „Natürlich aber geht es bei uns um mehr als bloßen Schulunterricht“, sagt Bertram. „Mit dem täglichen Unterricht möchten wir den Kindern in einer oft stark belastenden Lebensphase ein Stück weit Alltag und Normalität vermitteln.“
Die Christophorusschule ist seit fünf Jahrzehnten ein integraler Teil der Krefelder Kinderklinik. Vor 24 Jahren kam mit der LVR-Tagesklinik eine weitere Dependance hinzu. Die Lehrkräfte erarbeiten die individuell auf die Kinder abgestimmten Lernund Förderziele gemeinsam mit einem multiprofessionellen Team aus Ärzten, Psychologen und Therapeuten. Ein ständiger Austausch besteht außerdem zwischen Klinik- und Stammschule. Boris Bertram und seine Kolleginnen vermitteln in den Kliniken den Unterrichtsinhalt, der analog auch in der Heimatschule behandelt wird. Meist schreiben die Kinder auch Arbeiten und Klausuren in der Klinik. Die Christophorusschule verfügt im Helios-Klinikum über zwei kleine, modern ausgestattete Klassenräume. Vorwiegend findet der Unterricht aber im Patientenzimmer der Kinder statt. Die jungen Menschen in der Helios-Klinik sind häufig schwer krank, befinden sich in Therapie oder können ihre Zimmer aus anderen Gründen nicht verlassen. Das Schulteam berücksichtigt daher immer tagesaktuelle Gegebenheiten. Ist ein Schüler zu geschwächt, kann ein Unterricht abgesagt oder umgewandelt werden. Zwischen Lehrkräften und Patienten entstehen enge Bindungen.
Am 1. August 1974 beschloss der Rat der Stadt Krefeld die Gründung der Krankenhausschule im Klinikum Krefeld. Mit den Jahren erweiterten sich zunächst sowohl der Zuständigkeitsbereich auf weitere Krankenhausstandorte als auch das Kollegium. Gesundheitsreformen in den 80er- und 90er-Jahren sowie medizinische Fortschritte sorgten fortan für einen Rückgang der Patientenzahlen. Im Jahr 2000 rückte mit der Gründung der LVR-Tagesklinik dann eine neue Zweigstelle ins Wirkungsfeld der Christophorusschule. Zur Jubiläumsfeier am Freitag, 20. September, in der Villa Sonnenschein des Fördervereins zugunsten krebskranker Kinder hatten Boris Bertram und seine Kolleginnen einen geschichtlichen Durchlauf zusammengestellt. 50 zu Postern umgestaltete Zeitungsartikel aus 50 Jahren Christophorusschule führten durch eine ereignisreiche Historie. „Wir hatten ein schönes und auch berührendes Jubiläumsfest“, sagt Boris Bertram. Arzt- und Pflegepersonal des Helios-Klinikums und der LVR-Tagesklinik, ehemalige Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler der Tagesklinik feierten den runden Geburtstag, Bürgermeisterin Gisela Klaer gratulierte im Namen der Stadt Krefeld. Für Andrea Behling war der Anlass aus mehrerlei Hinsicht besonders: Die Lehrerin der Christophorusschule ist die Tochter Norbert Wystrachs. Er war ab 1974 der erste Rektor der Schule und leitete sie bis zur Pensionierung im Jahr 2000.