Sprachlotsen der Stadt Krefeld

Das Kommunale Integrationszentrum ist fortwährend auf der Suche nach neuen Sprachlotsen. Aktuell werden in Krefeld insbesondere Bulgarisch und Rumänisch sprechende Personen benötigt.

Krefeld – Wenn Aysel Bahci anderen Menschen hilft, sitzt sie meistens in Schulen oder Kindertageseinrichtungen. Sie hört zu, notiert sich komplizierte Wörter in ihrem Schreibblock, überlegt kurz. Und dann ist sie dran: Sie übersetzt. Aus dem Deutschen ins Arabische. Oder aus dem Türkischen ins Deutsche. Aysel Bahci ist ehrenamtliche Sprachlotsin für die Stadt Krefeld. Sprachen sind für sie durchgängige und besonders wichtige Lebensbegleiter. Ein Jahr nach ihrer Geburt ist Aysel Bahci aus dem Osten der Türkei nach Krefeld gezogen, hier wohnt sie seit 51 Jahren. Sie spricht Deutsch ebenso perfekt wie Arabisch, der Sprache ihrer Mutter, und Türkisch, der ihres Vaters.

Schon seit 2009 begleitet sie meist neu zugewanderte oder geflüchtete Menschen, die noch kaum oder gar nicht Deutsch sprechen, zum Elternsprechtag, zu Behördengängen, zu Entwicklungsgesprächen in Kitas. Mit ihrem Ehrenamt überwindet sie nicht nur sprachliche Barrieren. Häufig vermittelt sie auch zwischen Kulturen, löst Missverständnisse auf und gibt Orientierung in einer nicht immer ganz unkomplizierten Bürokratie. „Das Tolle ist: Vom Übersetzen profitieren meistens beide Seiten. Dadurch können Prozesse beschleunigt werden und Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben“, sagt Aysel Bahci. „Deshalb sehe ich mich als eine Art Brückenbauerin. Die Wertschätzung und Dankbarkeit sind die schönste Belohnung für mich.“

75 Ehrenamtliche für 21 Sprachen

Songül Ucar leitet den Sprachlotsenpool für das Kommunale Integrationszentrum (KI). „Unsere Sprachlotsinnen und -lotsen sind ein ganz wichtiger Baustein in der Kommunikation zwischen Auftraggeber und Klient. Für diese hingebungsvolle Arbeit bin ich ihnen sehr dankbar“, erzählt sie. Derzeit decken 70 Ehrenamtliche 21 Sprachen ab, meist haben sie selbst eine internationale Familiengeschichte. Ihr Einsatz beginnt jedes Mal bei Songül Ucar. Wenn Bildungseinrichtungen, Ämter, Schulen, Kindertageseinrichtungen, Beratungsstellen oder Flüchtlingsunterkünfte begleitende Hilfe bei Übersetzungen benötigen, können sie das Kommunale Integrationszentrum des Fachbereichs Migration und Integration kontaktieren. Songül Ucar prüft den Antrag und verteilt ihn an einen ihrer Sprachlotsen. Ihr Tätigkeitsfeld ist klar abgesteckt: Die Ehrenamtlichen dürfen nur bei niedrigschwelligen Anlässen übersetzen. Geht es um heikle oder rechtsverbindliche Gesprächsinhalte, kommen professionell ausgebildete Dolmetscher zum Einsatz. Die Sprachlotsen haben sich der Neutralität und Verschwiegenheit verpflichtet, dürfen Einsätze allerdings immer auch ablehnen oder abbrechen. Eine Grundlagenschulung, die damit einhergehende Zertifizierung sowie zwei Fortbildungen pro Jahr sind obligatorisch. Das Übersetzungsangebot des KI ist für den Auftraggeber und die Klienten kostenfrei.

Übersetzungseinsatz bedarf hoher Konzentration

Aysel Bahcis Engagement als Sprachlotsin begründet ihre eigene Vergangenheit. Als Kind musste sie häufig für ihre Familienmitglieder oder Bekannten übersetzen. Heute sagt sie: „Kein Kind sollte für seine Eltern beim Arzt dolmetschen müssen. Meine Mutter hätte sich gewünscht, dass es dieses Angebot schon früher gegeben hätte.“ Die 52-jährige Krankenschwester verfügt als dienstälteste Krefelder Sprachlotsin über reichlich Erfahrung. Ein Einsatz – meistens dauert er 45 bis 60 Minuten – erfordert dennoch jedes Mal aufs Neue höchste Konzentration. „Wir müssen die Gespräche wortwörtlich wiedergeben. Ich bitte daher immer um kurze Gesprächssequenzen, damit ich nichts vergesse. Schwierige Wörter notiere ich sofort. Beim Übersetzen funktioniert das Gehirn ganz anders. Aber es macht mir einfach großen Spaß.“ Ihr Talent für Sprachen hat sie weitergereicht. Ihre vier Söhne hat sie multilingual erzogen, einer von ihnen beherrscht heute sogar sechs Sprachen.

Das Kommunale Integrationszentrum ist fortwährend auf der Suche nach neuen Sprachlotsen. Aktuell werden in Krefeld insbesondere Bulgarisch und Rumänisch sprechende Personen benötigt. Die Ehrenamtlichen erhalten pro Einsatz eine vom Land NRW finanzierte Aufwandsentschädigung. Neben spezifischen Fortbildungsangeboten haben die Sprachlotsen auch Anspruch auf eine Supervision. Bei jährlich stattfindenden Austauschtreffen können sie untereinander Erfahrungen, Tipps und Anregungen austauschen. Interessierte können sich bei Songül Ucar via Mail an vielfalt@krefeld.de oder unter Telefon 0 21 51 / 86 25 99 melden.

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