Krefeld – Der Gewässerzug Niepkuhlen fällt wegen des Klimawandels zunehmend trocken und soll perspektivisch so umgestaltet werden, dass er resilient für längere Hitzeperioden wird. Ziel des Projektes „Nachhaltige Niepkuhlen“ ist es außerdem, die verschiedenen Funktionen der Niepkuhlen für Natur- und Artenschutz, Freizeit, Erholung und Stadtbild zu erhalten. Daran arbeitet Umweltdezernentin Sabine Lauxen gemeinsam mit einem Team von Experten
Eine der wichtigen Erkenntnisse lieferte beim Ortstermin mit den Anliegern und weiteren Bürgern eine aktuelle Auswertung zum Niederschlag. So sind die Niepkuhlen wegen eines regenreichen Jahres 2023 recht gut mit Wasser gefüllt. An der vom Deutschen Wetterdienst geführten Wetterstation Tönisvorst wurden für das hydrologische Jahr 2023 überdurchschnittliche hohe Niederschlagsmengen gemessen. Der Klimawandel, so die Prognose, werde aber tendenziell dafür sorgen, dass es im Mittel längere Trockenphasen gibt. Für die Niepkuhlen bedeutet dies, dass die Gefahr des Trockenfallens steigt. Die Bemühungen der Stadtverwaltung gemeinsam mit den beteiligten Gutachtern gehen nun dahin, die Durchgängigkeit zwischen den einzelnen Kullen zu erhöhen, Flächen freizuschneiden und einige Kullen zu verkleinern, sodass sie nicht mehr so schnell trockenfallen und wieder eine bessere Fließbewegung zwischen den Kullen gegeben ist. Am Beispiel der Verberger Kull wurde durch Sabine Lauxen und die beteiligten Gutachter skizziert, wie eine solche Verkleinerung erfolgen kann.
Um den Muschelbestand und die Wasserpflanzen besser zu schützen, sind nun in der Großen Niepkuhle mehrere Käfige installiert worden
Erste konkrete Maßnahmen sind an dem Gewässerzug bereits erfolgt. So erfolgt eine intensivere Bejagung der Nutrias, einer invasiven Tierart, die eigentlich nicht am Niederrhein beheimatet ist, und andere Tierarten gefährdet. Die Nutrias fressen auch Wasserpflanzen und Großmuscheln. Eine Regelung des Nutria-Bestands, so die Erwartung der Experten, werde auch zu einer positiven Entwicklung von Flora und Fauna führen.
Im März 2022 hatte die Stadtverwaltung eine Bestandsaufnahme der Qualität des Gewässerzuges von Holtmoers bis Fischerheim vorgelegt. Die wesentliche Erkenntnis lautete, dass die Kullen aufgrund der Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten viel von ihrem früheren Artenreichtum eingebüßt haben. Aus fachlicher Sicht ragten dabei zwei besondere naturkundliche Phänomene heraus – ein besonderer Fisch und eine selten gewordene Wasserpflanze wurden entdeckt: So lebt im nördlichen Bereich der Kuhlen der Bitterling, ein seltener Fisch, dessen Besonderheit das Zusammenwirken mit großen Muschelarten ist.
Um den Muschelbestand und die Wasserpflanzen besser zu schützen, sind nun in der Großen Niepkuhle mehrere Käfige installiert worden, in denen Muscheln und ausgewählte Wasserpflanzen eingesetzt werden können. Die Käfige sind zwei mal zwei Meter groß und einen Meter hoch. Sie wurden im Flachwasser platziert, sodass der obere Teil aus dem Wasser ragt. Der Abstand der Käfiggitter wurde mit fünf mal fünf Zentimetern so gewählt, dass große Karpfen und Brasse sowie Nutria nicht in den Käfig gelangen und die Muscheln und Pflanzen fressen können. Ein spannendes Experiment, bei dem auch einige Anwohner tatkräftig unterstützt haben. Der durchgreifende Erfolg steht noch aus, denn offensichtlich übt die große Population des invasiven Roten Amerikanischen Sumpfkrebses einen großen Fraßdruck auf die Pflanzen aus. Ein Austausch der Gitter ist eine Option – zusätzlich sollen weitere Wasserpflanzen in den Käfigen angesiedelt werden. Dazu eignet sich etwa das Spiegelnde Laichkraut (Potamogeton lucens), das früher in den Niepkuhlen vorkam. Falls verfügbar, könnten auch Großmuscheln in den Niepkuhlen entnommen und in die Käfige eingesetzt werden.
Sabine Lauxen informierte gemeinsam mit dem Gewässerökologen und Wasserwirtschaftler Mario Sommerhäuser bei dem Ortstermin auch über eine mögliche Förderung der Umgestaltung durch Landesmittel. Eine grundsätzliche Förderfähigkeit wurde bestätigt. Fördermittel in nennenswerter Höhe könnten demnach aus dem Topf der Wasserrahmenrichtlinie kommen. Übergeordnetes Ziel der Förderung ist es, dass die ökologische Wasserqualität besser wird.