Krefeld – „Mak Dech mar jar kin Sorje! Kuom ech vandag net kuom ech morje.“ Das ist Krieewelsches Platt. „Mach dir mal gar keine Sorgen. Komme ich heute nicht, komme ich morgen“, heißt es in dem Lied „Kuom ech vandag net“. Wer sich für das Krieewelsch als Heimatdialekt begeistern möchte, der sollte sich zwar nicht heute oder morgen im Kalender ankreuzen, aber Freitag, 16. Mai. An diesem Tag findet ab 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) in der Mediothek Krefeld am Theaterplatz das erste „Krieewelsche Singen“ statt. Die Band „Schäng Blasius Flönz Rakete“ spielt an bei kostenfreien Eintritt im Atrium der Mediothek alte und „leckere“ Lieder über Nacktschnecken, Blutwurst und Mist-fahrende Bauern. Notenkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Texte werden per Beamer an die Wand geworfen.
Fortsetzung der Mundart-Tradition
Die Mundart-Veranstaltung „Een morje en Krieewel“ blickt auf eine lange Tradition in der Mediothek zurück – beginnend in den 1990er-Jahren. Dabei wurden alte und neue Geschichten vorgetragen, wie Anekdoten und Musik – auch schon mit „Schäng Blasius Flönz Rakete“, ehemals „Einstürzende Heuschober“. Moderator war oft Heinz Webers. Der 90-Jährige kommt auch zum Sing-Abend, um eine Geschichte vorzutragen. „2023 wurde dann das 25. Jubiläum von „Een morje en Krieewel“ gefeiert, was aber leider auch das Ende für die Veranstaltung war“, sagt Kristine Günther von der Mediothek Krefeld. Das sollte aber nicht das Ende der Mundart in der Mediothek sein. „Wir wollten weiterhin etwas anbieten als Heimat- und Brauchtumspflege, das wir als Mediothek unterstützen möchten“, so Günther. Denn wenn das Krieewelsch nicht mehr gesprochen würde, wäre es bald nicht mehr da. Und so hat sie zusammen mit „Schäng Blasius Flönz Rakete“ die Initiative ergriffen, um das „Krieewelsche Singen“ als Fortsetzung der Mundartreihe einzuführen. „Die alten Veranstalter sagten, wir können und wollen nicht mehr. Für uns war dann ganz klar der Auftrag: Der Staffelstab wird jetzt weitergeben, damit das Krieewelsche unters Volk kommt“, sagt Bandmitglied Winfried Kappes (Geige). „Und es gibt zurzeit so eine Sehnsucht nach dem Krieewelsch-Platt“, sagt Christoph Buysch (Akkordeon).
Einfach Spaß haben beim Singen
Während die Band mit ihren Liedern bei „Een morje en Krieewel“ eher noch ein „Side-Kick“ war, sollen sie nun im Mittelpunkt stehen. „Wir haben diese alte Tanzboden-Musik, niederrheinische Folklore im besten Sinne, die wir spielen und in Archiven finden“, erklärt Kappes. „Wir versuchen aber nicht, den Sound von damals zu kopieren. Wir wollen nicht dokumentieren“, sagt Buysch. Die Bandbreite reicht vom Kinderlied über Krefelder Lieder bis hin zu eher privaten Themen wie dem Haussegen. „Die Texte sind öfter auch mal raubeinig“, so Buysch. Auf jeden Fall seien es Texte für Einsteiger ins Krieewelsche. „Jeder soll erstmal singen. Wir haben keine Krieewelsch-Platt-Polizei dabei. Die Leute sollen beim Singen einfach Spaß haben“, betont Buysch. Die Band übt mit dem Publikum die Melodien ein, die Inhalte werden vorab erläutert. Der Eintritt zum „Krieewelsche Singen“ ist kostenfrei. Spenden sind willkommen. Es wird einige Sitzplätze geben.