Krefeld – Es ist 11.40 Uhr im Raum 210 des Hannah-Arendt-Gymnasiums. Normalerweise bricht gerade die vierte Stunde an. Für die Fünftklässlerinnen und -klässler hält der Stundenplan an diesem Mittwochmorgen aber etwas Außergewöhnliches bereit. Viele von ihnen sind aufgeregt. Schließlich stehen sie gleich im Schlaglicht des Bühnenscheinwerfers, beobachtet von Dutzenden Augenpaaren ihrer Mitschüler und Lehrer. Rund eine Stunde später aber fällt die Anspannung ab. Ihre Aufführungen haben die drei fünften Klassen glänzend bewältigt. Alle Beteiligten waren begeistert von einer besonderen Premiere. Das Hannah-Arendt-Gymnasium hatte erstmals ein theaterpädagogisches Projekt unter dem Titel „Soziales und globales Lernen mit Theater“ für seine jüngsten Schüler arrangiert. Bereits jetzt steht fest: Im kommenden Jahr soll eine Neuauflage folgen.
Die Projektidee geht auf die Theater-AG der Schule zurück. Der freiberufliche Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge Andreas Peckelsen betreut die Gruppe seit dem vergangenen Jahr. Das finale Bühnenstück sorgte seinerzeit für derart große Begeisterung, dass Schulleitung und Peckelsen eine weitere Aktion planten. „Die Idee war, das soziale Miteinander einerseits und die Bewusstseinsbildung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung andererseits zu fördern“, sagt Schulleiter Hans-Jörg Richter. „Es ging uns dabei nicht um Perfektion. Im Gegenteil: Das ganze Projekt war recht einfach angelegt. Unsere Schülerinnen und Schüler sollten mit wenigen Mitteln und Requisiten den Fokus darauf legen, miteinander zu kommunizieren sowie ihren Körper und ihre Stimme kennenzulernen und einzusetzen.“
Gemeinsam mit seiner Kollegin Katiuska Nunez Lopez stellte Andreas Peckelsen ein viergeteiltes Theaterprojekt zusammen, das sich über eine Woche erstreckte. Den Auftakt bildeten die Klassenlehrer mit einem einführenden Projekttag zum Thema Kinderrechte. Im zweiten Schritt führten die beiden Theaterpädagogen die Schüler in einem Workshop an den Kosmos des Schauspiels heran. Sie gestalteten Standbilder, übten Sprechdialoge ein und wagten sich an das Zusammenspiel mit dem Publikum heran. Ihr individuelles Theaterstück probten die Kinder im dritten Teil ein. Dabei ging es vor allem um Improvisation. Ein Schüler setzte einen Erstimpuls, den ein anderer wiederum aufnahm und durch seinen Gedanken ergänzte. Zum Abschluss führten die Klassen ihre Aufführungen vor. Sie stellten dazu typische Alltagsszenen nach, im Bahnhof etwa oder im Supermarkt. Björn Wojtasik, Klassenlehrer der 5b, resümierte zufrieden: „Die Kinder hatten großen Spaß. Sie konnten viel lernen, über sich selbst, ihre eigenen Talente und Ausdrucksmöglichkeiten, aber auch über eine gute Zusammenarbeit. Wir freuen uns schon jetzt auf die Fortsetzung.“