Krefeld – Die Musikpädagogen Debora Buschmann und Francisco Chaves sitzen im Kreis mit vier Schülern. Einmal in der Woche kommen sie im Rhythmus-Raum zum Musizieren zusammen. Ihr Morgen beginnt mit einem musikalischen Gesangsritual, bei dem Höhen und Tempo geübt werden. Bei der nächsten Aufgabe geht es um Noten und deren Takt zu klatschen. „Heute Morgen seid ihr aber besonders gut“, sagt Buschmann. Nach dem Warmwerden geht es dann an die Instrumente, wie Trommel, Keyboard und Gitarre. Gemeinsam mit den Pädagogen spielen sie eine Rock-Variante von „Alle meine Entchen“. Seit vergangenen November probt die Gruppe. Beim Schulfest in diesem Sommer haben sie ihren ersten Auftritt. „Wir sind jetzt vertraut untereinander“, berichtet Buschmann. Nun seien die Grundlagen vorhanden, um mehr aufzubauen.
Trotz der kurzen Zeit zeigen sich bei den Schülern gute Fortschritte, im Umgang mit den Instrumenten und miteinander. Mit Talent und Spaß seien alle dabei. „Ich bin Teil einer Band und kann ein Instrument spielen. Ich kann viel schaffen“, fasst Ebert den Erfolg dieser Schülergruppe aus den vergangenen Monaten zusammen. Und dann fällt wieder das Wort „Selbstwirksamkeit“. Denn seine Schüler erfahren diese Bestätigung außerhalb der Schule selten, eher gar nicht. Über das Medium Musik werden sie in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung langfristig unterstützt. „Deswegen ist es uns an der Schule ein großes Anliegen, die musischen und künstlerischen Bereich zu fördern“, sagt Ebert.
Kiefer-Stiftung unterstützt Projekt
Die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule und die städtische Musikschule haben ihr Kooperationsprojekt im Schuljahr 2022/2023 mit Einheiten der „Musikalischen Früherziehung“ begonnen. „Wir sehen uns jedes Kind an und schauen, was dann möglich ist“, sagt Musikschulleiter Roman Marreck. Schritt für Schritt wurde das Projekt erweitert: Hinzu kamen Einheiten für eine Instrumenten-Band und Einzelunterricht für talentierte Schüler. Diese Entwicklung hat die Dr.-Claus-und-Brigitte-Kiefer-Stiftung aus Krefeld – eine Unterstiftung der Bürgerstiftung Krefeld – finanziell unterstützt. „Mit den 2.500 Euro konnten neben der Einrichtung des Unterrichts auch eine Gitarre und ein Keyboard angeschafft werden“, sagt Sigrid Augustin von der Bürgerstiftung.
„Wir sind immer unterwegs, um Spenden zu sammeln“, so Ebert. Ohne derartige Hilfen, wie von der Kiefer-Stiftung, wären solche Projekte an der Schule überhaupt nicht zu realisieren. Viele der Schülereltern könnten sich eine zusätzliche Förderung ihrer Kinder nicht leisten. „Und wir haben einen Großteil an Eltern, die selbst keinen Zugang zur kulturellen Bildung haben“, sagt Ebert. Und so wüssten sie oft nichts von diesen Chancen für ihre Kinder. Auch an der Musikschule sei eine finanzielle Unterstützung vorhanden, um den Schülern einen Zugang zur kulturellen Bildung zu ermöglichen, fügt Marreck hinzu. Denn er und Ebert denken schon weiter.
Talente entdecken und fördern
„Es ist kein Eintagsfliegen-Projekt, sondern langfristig gedacht“, berichtet Marreck über die Zusammenarbeit. „Es gibt hier Kinder, die mehr wollen, denen wir entgegenkommen“, so der Musikschulleiter. Heranführen an die Musik, Talente entdecken und fördern, Einbindung in eine Band oder Orchester – dieses seien die wesentliche Schritte. „Wir erreichen die Kinder hier vor Ort“, sagt der Musikschulleiter. Der nächste konsequente Schritt sei dann die Einbindung in die Angebote in der Musikschule. Das wäre für Schüler der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule weit mehr als Musikunterricht. „Für die meisten von ihnen bildet unsere Schule ihren Lebensmittelpunkt“, sagt Ebert. Wenn die Kinder mittags mit dem Schulbus nach Hause gefahren werden, schließe sich selten eine Freizeitgestaltung an. „Deswegen sind wir wohl die einzige Schule, in der sich die Schüler auch nicht über Ferien freuen“, sagt Ebert.




