Krefeld – Es ist einer der zentralen Verkehrsknotenpunkte in Krefeld-Uerdingen: Während am „Am Röttgen“ Busse und Bahnen im Minutentakt halten und Passagiere ein- und aussteigen lassen, stellen viele Uerdinger ihr Auto auf dem großen Platz ab, um von hier aus beim angrenzenden Supermarkt einzukaufen oder in die Fußgängerzone zu gelangen. Diese Anmutung könnte sich bald ändern. Die Stadt Krefeld hat nun einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt. Ziel ist es, für die bislang wenig attraktive Fläche neue Konzepte zu finden. Im Februar 2024 sollen die Siegerentwürfe gekürt werden. Der Wettbewerb ist ein weiterer Baustein des Integrierten Handlungskonzeptes Uerdingen, der umgesetzt wird.
Rheinpromenade
„Wir nutzen das Potenzial der Fläche am Röttgen bislang nicht vollständig aus. Der Platz befindet sich in prominenter Lage – er ist gleichzeitig Eingangsbereich zur historischen Altstadt Uerdingens und nah an der Rheinpromenade gelegen“, erklärt Planungsdezernent Marcus Beyer. „Die Gestalt des Platzes und der umgebenden Straßenräume soll dieser Rolle zukünftig gerecht werden. Wir möchten den Platz und die umliegenden Bereiche dauerhaft aufwerten.“
Im Integrierten Handlungskonzept, das 2017 von einem Planungsbüro entwickelt und von der Politik beschlossen wurde, gibt es gleich mehrere Vorschläge, wie das gelingen könnte. Auf Basis des Konzeptes sowie der Ergebnisse eines Bürgerworkshops wurden nun Wettbewerbsziele formuliert.
Flanieren in Richtung Fußgängerzone
Im Zuge des Wettbewerbs soll geprüft werden, wie durch eine Teilbebauung der Fläche weitere Nutzungen auf den Platz einziehen könnten. 1990 und 2010 wurde mit dem Abbruch des Hochbunkers und dem Abriss der Bebauung am Nordrand des Platzes die Grundlage geschaffen, um hier größere städtebauliche Entwicklungen vorzunehmen. Vorstellbar ist, dass familien- und altersgerechte Wohnungen sowie ergänzende Nutzungen entstehen. Auch die Einbeziehung der bestehenden Haltestellenplanung am Platz ist Gegenstand des Planungswettbewerbs. Ziel ist es, den Raum für Fußgänger zu vergrößern und barrierefrei umzugestalten, um ein Flanieren in Richtung Fußgängerzone und Rhein zu ermöglichen und die Attraktivität des Umsteigepunktes zu erhöhen. Auch die Gestaltung der umliegenden Straßen ist Thema des Planungswettbewerbs. Die Alte Krefelder Straße, die als Verbindung zwischen dem Wochenmarkt, der auf dem Platz stattfindet, und der Fußgängerzone dient, ist verkehrlich stark belastet. Zukünftig könnte hier öffentlicher Raum entstehen, der zum Bummeln einlädt. Damit das gelingt, muss sich auch die Parkplatzsituation verändern – die Prüfung einer möglichen Tiefgarage im Gebiet ist Teil des Realisierungswettbewerbs.
Wochenmarkt soll mitgedacht werden
Wichtig ist dem Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung, der die Ausschreibung vornimmt, dass die Planer die Entwürfe unter Berücksichtigung des Verkehrs, aber auch unter Belangen der Ökologie, der Ökonomie und unter Berücksichtigung der Uerdinger Bevölkerung entwickeln. Die Einbindung des beliebten Wochenmarkts soll mitgedacht werden, auch eine Verlagerung könnte Teil der Planungen sein.
Der Planungswettbewerb startet im November. Neben zwei gesetzten Stadtplanungsbüros aus NRW wurden acht weitere Büros als Teilnehmende gelost. Im Februar kommt das Preisgericht, Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Fachleute, zusammen, um die Entwürfe zu bewerten und den Siegerentwurf zu bestimmen. Der Sieger wird anschließend mit der Weiterentwicklung des Entwurfs beauftragt, der dann eine Grundlage für ein Bebauungsplanverfahren bilden kann. Die Durchführung des Wettbewerbs wird durch Fördergelder aus der Städtebauförderung ermöglicht.
Denkmalbereichssatzung
Für die Planungen rund um „Am Röttgen“ ist der Wettbewerb ein guter Schritt. Weitere Entscheidungsfindungen sind in Uerdingen bereits abgeschlossen. Erst vor wenigen Monaten hat die Politik eine Denkmalbereichssatzung sowie eine Gestaltungs- und Werbeanlagensatzung für Uerdingen verabschiedet. Ziel ist es, die historische Silhouette der Altstadt sowie schützenswerte Bauten zu erhalten und Neu- sowie Umbauten so zu gestalten, dass sie sich harmonisch in das vorhandene historische Umfeld einfügen. Auch die Umgestaltung der Kronenstraße sowie der angrenzenden Kreuzungsbereiche „Am Rheintor“ und des nördlichen Teils der Casinogasse – ebenfalls eine Maßnahme aus dem Integrierten Handlungskonzept – wurde beschlossen.
Geplant ist unter anderem, die Kronenstraße verkehrsberuhigt auszubauen sowie eine Einbahnstraßenregelung von Süd nach Nord festzulegen, um den Durchfahrtsverkehr in der Straße zu verringern. Außerdem verschwinden die Bordsteine: Es entsteht eine niveaugleiche Fläche – alle Verkehrsteilnehmenden sind gleichberechtigt. Die Baumaßnahme soll im nächsten Jahr beginnen. „Mit der historischen Altstadt und der Nähe zum Rhein beherbergt Uerdingen einen städtebaulichen Schatz“, erklärt Beatrice Kamper, Leiterin des Fachbereichs Stadt- und Verkehrsplanung. „Unsere Aufgabe ist es, den alten Bestand zu sichern und gleichzeitig die Stadtplanung so zusammenzuführen, dass ein ansprechendes Ganzes entsteht.“
Erarbeitung der Leistungsphasen
Auch die Sanierung und Modernisierung der Herberzhäuser ist dabei ein wichtiger Schritt für den Stadtteil. Eines der Häuser soll als Verwaltungsstandort „Bürgerbüro Uerdingen“ genutzt werden. Außerdem wird das Trauzimmer als repräsentativer Stadtraum für kulturelle Veranstaltungen erweitert. Im zweiten Obergeschoss entsteht ein Sitzungssaal als Bürgersaal. Das Haus mit der Nummer Fünf wird als Quartierzentrum in Trägerschaft der Mediothek, der Volkshochschule und der Musikschule umgebaut. Auch eine Markterrasse soll entstehen. Im Hintergrund arbeitet das Zentrale Gebäudemanagement im Moment an der Erarbeitung der Leistungsphasen. Diese ist notwendig, um Fördergelder aus dem Programm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“, ehemals „Stadtumbau West“, zu erhalten. Die Planungen sollen Ende 2024 abgeschlossen sein. Auch die Sanierung der Herberzhäuser ist Teil des Integrierten Handlungskonzeptes.