Krefeld – Die Gedenkstätte „10+1 Bäume“ in der Fischelner Grünanlage Nerenbroicker Weg wurde am Dienstag vor über 100 Gästen eröffnet. Die zehn Bäume stehen für jene zehn Menschen, die die Terrorvereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) ermordet hat. Der elfte Baum ist symbolisch allen unbekannten Opfern rassistischer Taten in Deutschland gewidmet. Das Mahnmal besteht einerseits aus den elf den Weg säumenden Eisenholzbäumen. In einem seitlich angelegten Kiesbogen steht darüber hinaus eine Gedenktafel, flankiert von zwei Bänken. Die Namen der zehn Mordopfer sind in Steinplatten graviert, die an den Begrenzungen des Pfades eingelassen wurden. Sie waren am Eröffnungstag mit Blumen bedeckt.
„Erinnerung an rassistische Morde aufrechterhalten“
„Mit der Pflanzung der ’10+1 Bäume‘ bezieht Krefeld eine deutliche Position gegen die Gefahr des rechten Terrors. Wir allen dürfen den auch heute drohenden Kahlschlag an unseren gemeinsamen menschlichen und demokratischen Werten niemals hinnehmen“, sagte Stadtdirektor Markus Schön bei der Einweihung. „Die Gedenkstätte mahnt uns an, die Erinnerung an die rassistischen Morde aufrechtzuerhalten. Es ist ein wichtiges Signal, dass sich Krefeld mit zahlreichen anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen an dieser Form des Gedenkens beteiligt.“
Besonders hob Markus Schön die Freiherr-vom-Stein-Realschule hervor, der er gemeinsam mit Bürgermeisterin Gisela Klaer eine Patenschaftsurkunde verlieh. Die nahliegende Schule unterstützt fortan bei der regelmäßigen Pflege der Gedenkstätte. Darüber hinaus steuerte die Realschule mit ihrem Orchester unter der Leitung von Karoline Krahmer von der Musikschule Krefeld die musikalische Begleitung der Eröffnungsfeier bei. Schulleiter André Bartel sprach von einem „kraftvollen Zeichen für Vielfalt, Integration und Toleranz“, das seine Schule mit der Patenschaft setzen wolle.
Integrationsbeauftragte betont „kollektiven Schmerz“
„Mit der Gedenkstätte zeigen wir nicht nur unsere Solidarität mit den Opfern von rassistisch motivierten Gewalttaten. Ein solcher Tag ist auch wichtig, um den kollektiven Schmerz auszudrücken, den sich die Hinterbliebenen der NSU-Opfer und alle Menschen mit einem gemeinsamen Erfahrungshintergrund teilen. All jene, die eine direkte oder familiäre Zuwanderungsgeschichte haben und sich auch heute in ihrem Alltag häufig mit Rassismus konfrontiert sehen. Dieser kollektive Schmerz ist ein dauerhafter nervtötender und belastender Alltagsbegleiter“, sagte Dr. Silvia Fiebig, Integrationsbeauftragte der Stadt Krefeld. An der Einweihung nahmen auch Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW, sowie Asil Sevindim teil. Sie ist Leiterin der Abteilung Integration des Landesministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration. Zum Abschluss legten Norbert Athen vom Flüchtlingsrat und Elisabeth Völlings von der Seebrücke einen Kranz am elften Baum der Gedenkstätte nieder.
„10+1 Bäume“ ist eine Initiative des Landesintegrationsrates NRW, der sich viele weitere Städte wie zum Beispiel Köln, Düsseldorf oder Aachen angeschlossen haben. Ausgangspunkt war ein abgesägter Gedenkbaum für das NSU-Opfer Enver Şimşek 2019 in Zwickau. In Krefeld hat eine Projektgruppe des Integrationsausschusses die Einrichtung der Gedenkstätte gemeinsam mit den städtischen Fachbereichen Migration und Integration, Stadt- und Verkehrsplanung sowie Umwelt und Verbraucherschutz vorangetrieben.
Die Täter des NSU verübten zwischen 2000 und 2007 eine rassistische Mordserie auf Menschen mit internationalem Hintergrund. Dabei töteten sie Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und die Polizistin Michèle Kiesewetter.