Training für Mondmissionen: Europäische Simulationsanlage in Köln eingeweiht

In Köln ist die neue gemeinsame Mondoberflächensimulationsanlage der Europäischen Weltraumorganisation und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt eingeweiht worden.

Die sogenannte Luna Analog Facility (kurz Luna) besteht nach Angaben der ESA aus einer etwa 700 Quadratmeter großen Halle, in der die Mondoberfläche mit Spezialsand und Gestein originalgetreu modelliert wurde. Dort können Astronauten trainieren und Roboter für künftige Missionen getestet werden.

Die Anlage am ESA-Standort in Köln-Porz befindet sich unmittelbar neben dem dortigen Europäischen Astronautenzentrum, wo Astronautinnen und Astronauten für ihre Weltraummissionen trainieren. Die Einweihung der neuen Einrichtung sei ein wichtiger Meilenstein der europäischen Weltraumforschung, erklärte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher am Mittwoch. Luna positioniere Europa “an der vordersten Front” der Erforschung des Monds und werde auch die internationalen Kooperation bei der Weltraumerkundung weiter vorantreiben.

Luna steht nach Angaben der ESA bewusst offen für Expertinnen und Experten anderer Weltraumorganisationen wie der Nasa aus den USA sowie von Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Die mit modernster Technologie ausgestattete Halle ist unter anderem mit 900 Tonnen Spezialsand gefüllt, der Eigenschaften von Mondsand nachahmt. Dazu kommen Scheinwerferanlagen, welche die speziellen Lichtverhältnisse auf dem Erdtrabanten simulieren können.

Am der Eröffnungsfeier für Luna nahmen demnach unter anderem auch Vertreter der Nasa teil. Die US-Weltraumbehörde arbeitet derzeit im Rahmen eines großangelegten Programms namens Artemis an einer Wiederaufnahme bemannter Mondmissionen. Auch die ESA ist intensiv daran beteiligt. Seit dem Ende des US-Apollo-Programms 1972 war kein Mensch mehr auf dem Mond.

Auch andere Nationen wie China, Japan und Indien sowie private Unternehmen verstärkten ihre Bemühungen zur Erforschung des Monds und des Weltraums zuletzt massiv. China will wie die USA in den kommenden Jahren ebenfalls Astronauten auf den Mond bringen und sogar eine dauerhafte Basis errichten.

Luna wurde gemeinsam von der europäischen ESA und dem deutschen DLR geplant, auch das Land Nordrhein-Westfalen beteiligte sich finanziell an dem Projekt. ESA und DLR sind gemeinsam auf einem Gelände am Flughafen Köln/Bonn angesiedelt Neben dem ESA-Astronautenzentrum EAC befinden sich dort weitere Forschungseinrichtungen und Versuchsanlagen.

Der Mondoberflächensimulator soll die gezielte Erprobung von Techniken und Verfahren ermöglichen, die bei der Erkundung des Erdbegleiters eingesetzt werden sollen. In einem Bereich kann laut ESA etwa der Einsatz von Bohrern in bis zu drei Metern Bodentiefe simuliert werden. Versuche in der Halle lassen sich demnach von Kontrollzentren auf der ganzen Welt fernsteuern.

Laut DLR ist der übrige Bereich der Halle mit einer 60 Zentimeter dicken Schicht des Mondsandimitats bedeckt. Es gibt auch eine spezielle Kammer, in der Schutzvorkehrungen gegen Staub getestet werden können. Mondsand oder Regolith bestehe aus feinen scharfkantigen Körnern, die Geräten stark zusetzen könnten, erklärte das Zentrum. In die Sandschicht im Luna seien zudem Objekte wie Lavatunnel oder Plexiglaselemente integriert. Letztere simulieren Wassereis, das mit Radarsensoren erkundet werden könne.

Voll betriebsfähig soll die Halle nach Angaben des DLR bis zum Jahr 2026 sein. An diese angeschlossen sein werden künftig auch Einrichtungen zur Erprobung der Abläufe von längeren Mondmissionen. So wird das bereits in der Antarktis getestete experimentelle Eden-ISS-Gewächshaus des DLR zum Anbau von Nutzpflanzen in einem geschlossenen System dorthin gebracht.

Auch ein Wohn- und Aufenthaltsbereich für Astronautentrainings namens Flexhub soll hinzukommen. Luna biete eine “realistische Einsatzumgebung” für Trainings und Ausrüstungstests, erklärte DLR-Projektleiter Thomas Uhlig am Mittwoch. Dadurch könnten Technologien und Strategien künftig vor ihrem Einsatz auf dem Mond “intensiv geprüft und optimiert” werden.
© AFP

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