Essen – Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Essener Münster und der Lage im Bereich des mittelalterlichen Steeler Stadttores wurden die Baugruben genauer inspiziert. Im Zuge der Untersuchungen fielen dabei Mauerstrukturen auf, die durch die Erdarbeiten beeinträchtigt wurden.
Es stellte sich heraus, dass es sich bei den Mauerfundamenten um die Reste eines Gebäudes aus dem späten 19. Jahrhundert handelte, das vermutlich im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Es konnte der Innenbereich des Kellers freigelegt werden, der komplett mit Kriegsschutt verfüllt war. Zahlreiche stark verbrannte Gegenstände aus dem Schutt zeugen von der verheerenden Wirkung der Bombenangriffe. Ebenfalls stammt ein älteres Straßenpflaster aus dem 19. Jahrhundert, das an mehreren Stellen der Baugruben dokumentiert werden konnte. Überreste vom Steeler Stadttor, zu dem es bislang kaum archäologische Belege gibt, konnten nicht entdeckt werden. Vermutlich liegen diese, wenn überhaupt, noch tiefer im Erdreich verborgen.
Die interessantesten Befunde zeigten sich in der Baugrube auf Höhe des Münsters. Direkt oberhalb des anstehenden Bodens konnten Schichten erkannt werden, die sich ins Mittelalter datieren lassen. Eine dieser Schichten beinhaltete zahlreiche Sandsteinplatten, was auf einen Mauerversturz oder die Reste eine Fundamentierung hinweist. Auch konnten in der Baugrube größere bearbeitete Sandsteinblöcke beobachtet werden, die zu einer Mauer gehört haben konnten. Tatsächlich wird genau für diesen Bereich des Zwölflings eine ältere Ummauerung des damaligen Stiftsbereiches vermutet, die hier jedoch nie archäologisch nachgewiesen werden konnte. Nachgewiesen wurde die Befestigung bislang auf der Süd- und der Westseite des Münsters. Als Gründungsjahr für das freiweltliche Damenstift wird das Jahr 852 angenommen. Mehrere Scherben an rollstempelverzierter Keramik lassen die Schicht in das 9./10. Jahrhundert datieren, so dass hier wahrscheinlich der erste Nachweis der ältesten Stiftsummauerung auf der Nordseite des Münsters vorliegt.