Essen – Durch einen anhaltenden und sich absehbar wieder verstärkenden Flüchtlingszustrom nach Deutschland verschärft sich auch die Situation in Essen bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Darüber hinaus werden in diesem und im kommenden Jahr bestehende Unterbringungsmöglichkeiten in den kurzfristig geschaffenen Behelfseinrichtungen, wie dem ehemaligen Marienhospital in Altenessen oder dem ehemaligen St. Vincenz-Krankenhaus in Stoppenberg, entfallen. Die Stadt Essen steht deshalb vor der Herausforderung, mehr Plätze zu schaffen sowie wegfallende Unterbringungsmöglichkeiten zu kompensieren.
Seit März 2022 wurden in Essen 9.430 Geflüchtete aus der Ukraine erfasst (Stand 01.09.). Davon wurden 2.921 zwischenzeitlich in städtischen Einrichtungen und 193 in angemieteten Hotelzimmern untergebracht. Die verbliebende Mehrzahl der Kriegsgeflüchteten ist privat untergekommen. Zusätzlich wurden der Stadt Essen von Januar 2022 bis August 2023 1.209 Geflüchtete aus anderen Herkunftsländern zugewiesen. Den Aufnahmen zugewiesener Personen in städtischen Unterbringungseinrichtungen standen bisher nahezu gleich hohe Auszüge in Wohnungen, Wechsel in andere Kommunen oder die Rückkehr in das Heimatland entgegen. Die Wohnungsvermittlung an Geflüchtete fällt aufgrund der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt aber zunehmend schwerer, weswegen von längeren Verweildauern in Unterbringungseinrichtungen zu Lasten der Gesamtkapazität auszugehen ist.
Die voraussichtliche Aufnahmeverpflichtung für 2023 beläuft sich für die Stadt auf rund 1.800 Schutzsuchende. Für das Jahr 2024 wird mit rund 2.100 Menschen gerechnet. Die Zahl der aus der Ukraine geflüchteten und in Essen unterzubringenden Menschen ist darin nicht enthalten.
Demgegenüber stehen aktuell 2.556 Plätze in den Unterkünften für Geflüchtete, die die Stadt Essen zur Verfügung stellt. Durch notwendige Abmietungen werden es im kommenden Jahr noch rund 2.450 Plätze sein.
Neu angemietet werden soll deshalb ein Objekt in der Franziskanerstraße im Essener Südostviertel. Hier könnten kurzfristig und ohne größere Umbauarbeiten 140 bis 160 Personen untergebracht werden. Ein weiteres Objekt soll in der Königgrätzstraße in Huttrop angemietet werden. Hier würden voraussichtlich im 2. Quartal in 2024 zusätzliche 150 Plätze zur Unterbringung zur Verfügung stehen.
Der Rat der Stadt Essen wird im Oktober über eine Anmietung beider Objekte entscheiden.
Vor der Einrichtung beider Unterkünfte wird es wie gewohnt Informationsveranstaltungen für Bürger*innen geben sowie Netzwerkveranstaltungen zur Gründung von „Runden Tischen“. Aufgrund der zeitnahen Verfügbarkeit der Franziskanerstraße würde noch im November 2023 eine Informationsveranstaltung durchgeführt. Für die Königgrätzstraße ist eine Informationsveranstaltung im 1. Quartal 2024, ebenfalls vor der Belegung der Einrichtung, geplant.
Die Verwaltung prüft dabei weiterhin die Möglichkeit der Schaffung zusätzlicher eigener Unterbringungskapazitäten, die sich bei Änderung der Bedarfslage auch zu anderen Verwaltungszwecken umnutzen lassen.