Der Geologische Dienst NRW bohrt in Düsseldorf

Für eine 150 m tiefe Kernbohrung im Düsseldorfer Stadtteil Hassels haben in dieser Woche die Arbeiten begonnen.

Düsseldorf – Die Fachleute vom Geologischen Dienst NRW (GD NRW) in Krefeld erwarten von der Bohrung wichtige, noch fehlende Erkenntnisse zum Aufbau des Untergrundes in der Region. Ob Grundwasserschutz, Erdwärmenutzung, Planungsdaten zum Untergrund oder auch das Erkennen potenzieller Geogefahren: Viele Vorhaben können ohne die Daten des GD NRW nicht durchgeführt werden. Er betreibt die geologische Landesaufnahme und erhebt geowissenschaftliche Grundlagendaten für ganz Nordrhein-Westfalen. „Anhand der Bohrkerne, die uns die Bohrung zutage liefern wird, erhalten wir wichtige Erkenntnisse zum Aufbau, zur Lagerung und zur Mächtigkeit des Gesteins“, so der Geologe Dr. Stephan Becker vom GD NRW. Dies sind dringend notwendige Informationen, um den Aufbau der Gesteinsschichten im Untergrund zu verstehen und in geologischen Karten und Informationssystemen darzustellen.

Ein sehr aktuelles Thema ist derzeit die Gewinnung von Erdwärme. Um Erdwärme aber auch im großen Stil nutzen zu können, sind besonders Kalksteine von Interesse, da sie, je nach Tiefenlage, warmes oder auch heißes Wasser enthalten können. Oberflächennah finden sich solche Kalksteine beispielsweise im Neandertal und im Bereich um Wuppertal. Doch ob und wie sie sich in Richtung Westen fortsetzen, ist bisher nur unzureichend bekannt. Mit der Kernbohrung wird untersucht, ob diese Kalksteine ebenfalls im tieferen Untergrund unter dem Düsseldorfer Stadtteil Hassels auftreten. Auch können damit dortige Kalksteinvorkommen noch besser erforscht werden. Bei der für die Dauer von 4 bis 5 Wochen geplanten Bohrung werden durchgehend Gesteinskerne gewonnen. Anschließend werden sie von den Fachleuten des GD NRW wissenschaftlich untersucht.

Im Bereich der geplanten Bohrung sind bis in 30 m Tiefe Sedimente zu erwarten, die vom Rhein abgelagert worden sind. Diese Lockergesteine – hauptsächlich Sand und Kies – stammen aus verschiedenen Phasen des letzten Eiszeitalters und sind bis zu mehrere Hunderttausend Jahre alt. Unter diesem Material folgen feinsandige und tonige Sedimente eines Urmeeres aus der Tertiär-Zeit. Ab etwa 90 m Tiefe könnten dann laut den Geologinnen und Geologen möglicherweise schon devonische Kalksteine erbohrt werden. Die erwarteten Kalksteine sind über 370 Millionen Jahre alt und wurden in der Urzeit von Korallen und anderen kleinen Meeresbewohnern aufgebaut.

„In unseren eigenen Laboratorien in Krefeld untersuchen wir die gewonnenen Bohrkerne auf Korngröße, ihre chemische Zusammensetzung und Wärmeleitfähigkeit, führen aber auch mikropaläontologische Analysen zur Gesteinsdatierung durch“, erläutert Becker weiter. Zusammen mit geophysikalischen Messungen im Bohrloch und chemischen Analysen von Wässern aus der Tiefe liefert diese Bohrung den Fachleuten viele wichtige Daten für ein besseres Verständnis des Untergrundes.

Alle Ergebnisse fließen in einem Geo-Informationssystem zusammen. Im Hinblick auf zukunftsweisende Planungen sind diese geologischen Informationen unverzichtbar, zum Beispiel für die Nutzung von Erdwärme. Aber auch für den Schutz unseres kostbaren Grundwassers oder zur Versorgung des Landes mit Rohstoffen sind Geo-Daten erforderlich.

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