20 Jahre Kinderwunschzentrum an der Uniklinik Düsseldorf

Mehr als 5.000 kleine Wunder: Die Kinderwunschzentrum UniKiD an der Uniklinik Düsseldorf feiert 20-jähriges Jubiläum.

Düsseldorf – Einmal von der Uniklinik quer durch die ganze Stadt bis hin zum Japanischen Garten im Düsseldorfer Nordpark. So lange etwa wäre die Schlange, wenn man alle Kinderwagen aufreihen würde, der mehr als 5.300 Kinder, die nach einer Betreuung im Kinderwunschzentrum UniKiD am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) in den letzten 20 Jahren geboren wurden. Diese Zahl zeigt den besonderen Einsatz des Teams am UniKiD für Frauen und Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch. In diesen Tagen feiert die Einrichtung an der UKD-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Direktorin Prof. Dr. Tanja Fehm) ihr 20jähriges Bestehen: Gegründet am 19. August 2005, ist es heute das größte universitäre Kinderwunschzentrum im deutschsprachigen Raum.

„Unerfüllter Kinderwunsch ist eine Situation, die mit jedem Jahr ein bisschen weniger ein Tabu wird – auch wenn wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Als wir 2005 mit unserem Kinderwunschzentrum hier an der Uniklinik Düsseldorf angefangen haben, war das noch richtige Pionierarbeit und die öffentliche Skepsis war höher – ‚Retortenbaby‘ oder ‚Wunschbaby‘ waren da so Schlagwörter“, erinnert sich Prof. Dr. Jan Krüssel, Ärztlicher Leiter des UniKiD Kinderwunschzentrums. „Heute reden wir öffentlich viel mehr über die Gründe für unerfüllten Kinderwunsch und vor allem auch, was es für die Frauen und Familien emotional bedeutet. Mir ist es wichtig, dass diese so früh wie möglich an alle relevanten Informationen kommen. Dafür setzen wir uns ein. Ich bin stolz, dass wir mit dem UniKiD da in den letzten 20 Jahren unseren Teil zu beigetragen haben und es auch in Zukunft tun werden!“

Unerfüllter Kinderwunsch: Jedes 10. Paar bleibt ungewollt kinderlos

Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland bleibt etwa jedes zehnte Paar im Alter zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos. Das klingt erst einmal nach nicht besonders viel, in realen Zahlen sind das aber rund vier Millionen Menschen alleine in der Bundesrepublik – Tendenz steigend. „Die Dunkelziffer an Menschen, die ungewollt kinderlos sind und zum Beispiel aktuell nicht in einer Partnerschaft sind, ist natürlich noch höher und eigentlich unmessbar“, ergänzt Prof. Jan Krüssel.

Die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig: Sie können sowohl bei der Frau als auch beim Mann oder bei beiden gleichzeitig liegen. Es können medizinische Gründe sein, es können gesellschaftliche oder ganz private Gründe sein. „Bei uns im universitären Kinderwunschzentrum an einer Uniklinik beschäftigen wir uns natürlich insbesondere mit den medizinischen Gründen. Wenn Menschen zu uns in die Sprechstunde kommen, analysieren wir, warum der Kinderwunsch sich möglicherweise bisher nicht erfüllt hat und dann schauen wir, was möglich ist. Da ist jede Geschichte individuell und sehr persönlich: Vielleicht liegt eine Vorerkrankung wie Endometriose vor oder die Spermienqualität ist nicht ausreichend. Für jede, ganz persönliche Geschichte entwickeln wir gemeinsam mit dem Paar, bzw. der Frau eine Strategie.“

Kinderwunschzentrum an einer Uniklinik: Forschung für die Reproduktionsmedizin von morgen

Das Düsseldorfer UniKiD ist in seinen 20 Jahren Bestehen einer der Pioniere auf dem Fachgebiet der künstlichen Befruchtung in Deutschland. „Wir sind 2005 mit 120 Therapiezyklen gestartet und haben uns dann massiv gesteigert: Alleine in diesem Jahr haben wir schon bis zum jetzigen Zeitpunkt mehr als 1.200 Zyklen an das Deutsche IVF-Register (D·I·R) gemeldet. Mehr als 5.380 Kinder (Stand Januar 2025) wurden aufgrund unserer Arbeit geboren“, freut sich Prof. Jan Krüssel. Sein Team und er betreiben auch ausgeprägte Forschung: „Wir sind als universitäres Kinderwunschzentrum an eine Uniklinik und eine medizinische Fakultät angegliedert und betreiben ein international renommiertes eigenes Forschungslabor. Das Ziel: In Zukunft noch mehr Menschen helfen zu können.“

Ein Einsatz, der sich bereits heute auszeichnet: Das Düsseldorfer UniKiD ist deutschlandweit führend in der Reduktion der Mehrlingsraten, also der Reduktion von Geburten von Zwillingen, Drillingen oder mehr Kindern in Folge einer künstlichen Befruchtung. „Manche Menschen scheuen sich noch immer vor einer Behandlung im Kinderwunschzentrum, weil sie befürchten, Drillinge oder gar Vierlinge zu bekommen. Tatsächlich bestand da früher ein deutlich erhöhtes Risiko, weil man mehrere Embryonen eingesetzt hat, um die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, zu erhöhen – in Deutschland bis zu drei Embryonen“, erklärt Prof. Jan Krüssel.

Mit der Evolution der Reproduktionsmedizin in den vergangenen Jahren ist das nicht mehr nötig und der sogenannte ‚single embryo transfer (SET)‘ ist an der Uniklinik Düsseldorf der neue Standard. Dabei wird konsequent nur noch ein Embryo transferiert. Mit Erfolg: Lag die Mehrlingsrate insbesondere mit Zwillingen am UniKiD Düsseldorf im Gründungsjahr 2005 äquivalent zum Bundesschnitt noch bei etwa jeder fünften Schwangerschaft, liegt sie aktuell nur noch bei etwas über einem Prozent.

„Wir leisten hier auch viel Aufklärungsarbeit. Häufig sind die Menschen in unserer Sprechstunde erst einmal unsicher und befürchten, dass die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden, bei nur einem transferierten Embryo zu klein ist. Diese Angst können wir aber nehmen und stellen ihr die möglichen Risiken einer potentiellen Mehrlingsschwangerschaft und -geburt entgegen. Der single embryo transfer ist ein sicheres und gleichwertig erfolgreiches Verfahren. Leider ist eine Kinderwunschbehandlung dennoch oft nicht auf Anhieb erfolgreich und es ist wichtig, die Betroffenen so gut es geht empathisch dabei zu unterstützen, die Therapie nicht frühzeitig zu beenden. Seit einem Jahr ist deshalb zum Beispiel auch unsere Therapiehündin Zelda Teil des Teams. Dienstag und Donnerstag begleitet sie mich in der Sprechstunde und trägt damit zu einer deutlichen Auflockerung der Gesprächsatmosphäre bei.“

Fertilitätsprotektion: In jungen Jahren dafür sorgen, den Kinderwunsch später im Leben möglich zu machen

Ein weiteres Steckenpferd des UniKiDs ist die Fertilitätsprotektion. Ziel ist es, die Möglichkeit, ein Kind zu einem späteren Zeitpunkt zu bekommen, möglichst lange zu erhalten – zum Beispiel auch bei Mädchen oder jungen Frauen und Männern, die aufgrund einer Krebserkrankung eine Chemotherapie erhalten. Hier können frühzeitig Eierstockgewebe, Eizellen oder Spermien entnommen und zum Zeitpunkt des Kinderwunsches auch Jahrzehnte später wieder verwendet werden.

Auch hier ist das Düsseldorfer UniKiD Pionier: Das erste Kind nach Fertilitätsprotektion bei einer Frau in Deutschland wurde in Düsseldorf im Jahr 2009 geboren. Seit dem Jahr 2018 gibt es mit der „Universitären Cryobank für assistierte Reproduktionsmedizin und Fertilitätserhalt Düsseldorf (UniCareD)“ am Standort eine eigene Einrichtung, wo alle reproduktiven Zellen und Gewebe (Eizellen, Spermien, Vorkernstadien, Embryonen, Eierstockgewebe und Hodengewebe) entnommen, verarbeitet, kryokonserviert und transferiert bzw. transplantiert werden können.

Für die Zukunft wünscht sich Prof. Jan Krüssel, dass Frauen und Familien mit unerfülltem Kinderwunsch noch schneller und insbesondere frühzeitig über ihre Optionen informiert werden. Nun darf aber erst einmal gefeiert werden: Am Mittwoch, 09. Juli 2025, findet ein Fachsymposium zum 20jährigem Jubiläum statt. Eins ist dabei sicher:  Angestoßen wird auch auf die mehr als 5.000 Kinder, die Dank des UniKiD-Teams in den letzten 20 Jahren das Licht der Welt erblicken durften.

xity.de