Leipzig – Vier Jahre zuvor, im Juli 2001, hatte die BMW Group verkündet, in Leipzig ein neues Fahrzeugwerk zu bauen. Aus über 250 Bewerbungen wurde der sächsische Standort damals ausgewählt. Seitdem wurden rund 3,75 Millionen Fahrzeuge gefertigt und das Werk kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt. Über fünf Milliarden Euro hat die BMW Group bislang investiert und setzt auch in Zukunft auf die Flexibilität des Standorts.
Aktuell entstehen im BMW Group Werk Leipzig auf einer Produktionslinie vier Modelle mit drei Antrieben von zwei Marken: der BMW 1er, der BMW 2er Active Tourer (auch als Plug-in-Hybrid), das BMW 2er Gran Coupé sowie der MINI Countryman mit vollelektrischem und konventionellem Antrieb. Bei der Planung des Werks wurde die Produktion auf 650 Einheiten pro Tag kalkuliert. 20 Jahre später liegt die Zahl der möglichen Einheiten pro Tag bei bis zu 1.300 Stück. Seit 2005 gab es 20 Produktanläufe mit BMW und MINI Fahrzeugen „made in Leipzig“.
Außergewöhnliche Architektur und flexible Strukturen
In den 20 Jahren seines Bestehens hat das Leipziger Werk eine ganze Reihe von Maßstäben gesetzt und Meilensteine erlebt. Bereits die Architektur des Zentralgebäudes beeindruckt bis heute. Das Gebäude der renommierten irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid wurde im Eröffnungsjahr 2005 mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet. Es ist Herzstück und Verbindungselement des Werks, durch das die Fahrzeuge während ihres Fertigungsprozesses auf spektakuläre Weise durch die Bürobereiche gleiten.
Auch die flexiblen Strukturen der Werkshallen bewähren sich bis heute in den verschiedenen Ausbaustufen des Werks. In Leipzig entstand zum Beispiel weltweit erstmals ein Montagegebäude mit einer Fingerstruktur für ideale Logistiklösungen und flexible Anpassungsmöglichkeiten. Diese Fingerstruktur wurde eigens für das Werk Leipzig entwickelt. Sie ermöglicht den Transport der Zulieferteile und vormontierten Module per LKW direkt an die Montagebänder und lässt Erweiterungen und die Integration neuer Montageschritte zu, ohne komplett neu bauen zu müssen. Aktuell werden erneut verschiedene Erweiterungsmaßnahmen auf dem rund 240 Hektar großen Werksareal umgesetzt.
Seit 20 Jahren stellt das Leipziger Werk seine enorme Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit mit neuen Produkten, Prozessen und Technologien unter Beweis und spielt im weltweiten Produktionsnetzwerk der BMW Group oft eine Pionierrolle. Der erste Ausbau des Werks begann mit der Erweiterung um ein Presswerk. 2009 wurde es mit der weltweit ersten Highspeed-Servopresse in Betrieb genommen, die Pressteile in einer bis dahin nicht gekannten Geschwindigkeit und Effizienz herstellen kann. Bis 2014 wurden drei weitere Großpressen und zwei Coilanlagen zur Fertigung von Karosserie-bauteilen installiert und damit der Vollausbau des Presswerks abgeschlossen.
Pionierwerk der Elektromobilität
Besonders prägend für das Werk war die Entscheidung der BMW Group, das erste vollelektrische Fahrzeug am Standort Leipzig zu bauen. Damit wurde das sächsische Werk zur Geburtsstätte der Elektromobilität bei der BMW Group. Von 2013 bis 2022 wurden mehr als 250.000 Exemplare des rein elektrisch angetriebenen BMW i3 produziert. Weltweit erstmalig wurde in diesen Fahrzeugen Karbon in Serie verbaut. 2014 folgte die Produktion des BMW i8 als erstes Plug-in-Hybrid-Modell der BMW Group. Sein futuristisches, preisgekröntes Design und seine zukunftsweisenden Technologien machen den BMW i8 zu einer Sportwagen-Ikone. Nach 20.500 gebauten Einheiten – seit 2018 gab es den BMW i8 auch als Roadster – endete 2020 diese Ära im Leipziger Werk.
Die Kompetenz auf dem Gebiet der Elektromobilität wird jedoch weiter genutzt. 2021 begann die Produktion von E-Komponenten für die Hochvoltbatteriefertigung. Zunächst wurde mit der Fertigung von Batteriemodulen für das Produktionsnetzwerk der BMW Group gestartet. Innerhalb von vier Jahren kamen weitere Produktionsschritte und -linien hinzu. Seit dem Produktionsstart des MINI Countryman Electric im März 2024 wird am Standort Leipzig der gesamte Prozess der Hochvoltbatteriefertigung der 5. Generation abgebildet mit fünf Zelllackierungs-, drei Modulfertigungslinien und zwei Linien für die Hochvoltbatterieproduktion. Mit den Hochvoltbatterien wird der MINI Countryman Electric versorgt sowie weitere vollelektrische BMW Modelle an anderen BMW Group Standorten.
Vom Heckantrieb zum Frontantrieb
Neben dem BMW i8 markierte 2014 der Produktionsstart des BMW 2er Active Tourer der ersten Generation den Beginn einer weiteren entscheidenden Veränderung im Leipziger Werk. Dieses Fahrzeug, der erste BMW mit Frontantriebsarchitektur, ebnete den Weg für diese Antriebstechnologie auf den Leipziger Produktionsbändern. Dank der Flexibilität des Werks lief der Sports Activity Tourer zusammen mit den Heckantriebsmodellen der BMW 1er und 2er Reihe sowie dem BMW X1 der ersten Generation über eine Fertigungslinie.
Um das neue Modell zu integrieren, waren in Lackiererei und Montage lediglich geringe Anpassungsmaßnahmen notwendig. Nur im Karosseriebau kam aufgrund der neuen Fahrzeugarchitektur und des Frontantriebkonzepts ein separater Fertigungsbereich hinzu. Rund eineinhalb Jahre später startete die Produktion eines Modells mit Plug-in Hybrid-Antrieb. Wie der BMW i8 verfügte der BMW 225xe über einen kombinierten Antrieb mit einem Verbrennungs- und Elektromotor. Auch sein Nachfolger, der BMW Active Tourer der zweiten Generation, wird seit 2021 im Werk Leipzig mit Verbrennungsmotoren oder als Plug-in Hybrid gebaut. 2021endete mit dem Auslauf der Modelle BMW 2er Coupé, BMW 2er Cabrio und BMW M2 die Ära der Heckantriebs-Modelle im Leipziger Werk.
Der Bau des MINI Countryman ist für das Leipziger Werk ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im Produktionsverbund. Innerhalb der BMW Group ist Leipzig das einzige Vollwerk, das Fahrzeuge der Marken BMW und MINI gemeinsam auf einem Band produziert.
Wichtiger Arbeitgeber in der Region
Mit aktuell rund 6.800 BMW Mitarbeitenden und über 11.000 Beschäftigten am Standort ist das BMW Group Werk Leipzig ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in der Region. Gestartet wurde zu Produktionsbeginn mit rund 2.600 BMW Mitarbeitenden. Mittelfristig wurde damals mit rund 5.500 Arbeitsplätzen am neuen Werksstandort gerechnet.
Nach der Entscheidung für den Standort Leipzig 2001 waren Begeisterung und Zuspruch in der Region enorm. Die Anzahl an Bewerbern war riesig: Bereits am Tag nach der Bekanntgabe der Standortverkündung gingen über 4.000 Anrufe in einem eigens eingerichteten Callcenter ein und körbeweise Post wurde in den ersten Tagen angeliefert. Im September 2001 erhielten 35 Auszubildende als Erste einen Arbeitsvertrag für das BMW Group Werk Leipzig. Rund 1.100 Azubis hat das Werk seitdem ausgebildet. Mit der
Eröffnung des Talent Campus im vergangenen Jahr, der die Räumlichkeiten für die Aus- und Weiterbildung nun in einem Gebäude auf dem Werksgelände vereint, sind optimale Voraussetzungen für die Qualifizierung der Mitarbeitenden im Leipziger Werk geschaffen.
Das erhöhte Produktionsvolumen durch die Fertigung des MINI Countryman sorgte 2024 für eine weitere Neuerung: Erstmals in der Geschichte des Werks wurde in der Montage eine Nachtschicht eingeführt. Nun werden in drei Schichten rund um die Uhr BMW und MINI Fahrzeuge gebaut. Die zusätzliche Schicht war mit der Einstellung von rund 900 zusätzlichen Mitarbeitenden verbunden.