Investor für Galeria gefunden – mehr als 70 Filialen sollen bleiben

Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz übernimmt die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.

Die neuen Eigentümer der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wollen den Großteil der Filialen weiter betreiben: Die Vereinbarung mit dem US-deutschen Konsortium sieht vor, dass voraussichtlich mehr als 70 der aktuell 92 Warenhäuser deutschlandweit übernommen werden, wie das Unternehmen am Mittwoch in Essen mitteilte. Ob auch die Zentrale in Essen bleibt, ist derzeit unklar. Der Mietvertrag läuft im kommenden Jahr aus.

Die insolvente Warenhauskette wird von einem Zusammenschluss aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz übernommen. Die Entscheidung fiel laut Konzern am Dienstag, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die neuen Eigentümer sind gewissermaßen auch die alten: NRDC gehört dem Unternehmer Richard Baker, der auch die Mehrheit an der kanadischen Warenhauskette Hudson’s Bay Company (HBC) besitzt. HBC war von 2015 bis 2019 Eigentümer von Galeria Kaufhof, dann wurde die Kette mit Karstadt fusioniert. Beetz, Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim, war von 2018 bis 2019 Aufsichtsratsvorsitzender von Kaufhof.

Die beiden Investoren streben nun die Übernahme und Finanzierung von Galeria im Rahmen eines Insolvenzplans an. Dieser soll Ende April eingereicht werden, die Gläubigerversammlung wird voraussichtlich Ende Mai darüber abstimmen.

Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus wird nach Angaben des Konzerns voraussichtlich bis Ende Juli die Kontrolle über den Konzern behalten – dann geht sie auf die neuen Eigentümer über, die auch eigenes Kapital in das Unternehmen einbringen wollen. Um wie viel es sich dabei handelt, erklärten sie nicht. Beetz wolle als Vorstandsvorsitzender einsteigen und „mithelfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen“. Galeria-Geschäftsführer bleibe weiterhin Olivier van den Bossche.

Mit der Übernahme einher geht auch eine Verschlankung der Zentrale in Essen. Dort sollen 450 Arbeitsplätze und damit die Hälfte der Jobs wegfallen, mit dem Ziel „Galeria eine mittelständische Struktur zu geben“, sagte Denkhaus.

Zudem ist unklar, ob die Zentrale langfristig überhaupt in der Ruhrgebietsstadt bleibt. Das Gebäude sei in keinem guten Zustand, der Mietvertrag laufe im kommenden Jahr aus, führte Denkhaus aus. Eine Übereinkunft für eine Immobilie in einer anderen Stadt gebe es derzeit aber ebenfalls noch nicht.

An anderer Stelle ist die Entwicklung ähnlich offen: Zwar sieht die Vereinbarung laut Galeria vor, dass die Investoren „Galeria als Ganzes“ erhalten und „voraussichtlich mehr als 70 Filialen deutschlandweit übernehmen“ werden. Da viele Mietverträge aber noch verhandelt würden, „wird die Entscheidung über die Anzahl der zu übernehmenden Filialen erst Ende April fallen“. Insolvenzverwalter Denkhaus betonte jedoch, das „Filialnetz möglichst groß“ halten zu wollen. Trotzdem gebe es einige Filialen, die nur geringe Chancen haben, übernommen zu werden.

In den kommenden Tagen soll es nun um einen Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat gehen. Demnach soll eine Transfergesellschaft initiiert und sozialverträglich organisiert werden. Verdi-Vorstandsmitglied Silke Zimmer begrüßte die Entscheidung für einen „offensichtlich finanzstarken Investor“. „Wir erwarten deshalb, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiert, die Standorte erhält und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichert.“

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, begrüßte die Entscheidung. „Viele Städte mit Galeria Standorten werden heute aufatmen“, erklärte er am Mittwoch. Mit der Trennung von der Signa-Gruppe hätten diese Häuser eine echte Chance auf einen Neustart. Gleichzeitig müsse es für die von Schließungen betroffenen Standorte „zügig neue Konzepte“ geben. Einen Leerstand könnten sich die Städte nicht leisten.

Galeria-Geschäftsführer van den Bossche sagte, das Unternehmen habe mit dem Insolvenzantrag einen Befreiungsschlag erreichen wollen. Das sei durch die Übernahme des Konsortiums nun ein Stück weit erreicht worden. „Gemeinsam mit unserem künftigen Eigentümer können wir nach Aufhebung des Verfahrens unseren bereits erfolgreichen Weg fortsetzen“, sagte er in Essen.
© AFP

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