Düsseldorf – Dieser Tag markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die laut Statistischem Bundesamt 18 Prozent in Deutschland beträgt (Stand 18. Januar 2023). Angenommen Männer und Frauen bekommen den gleichen Stundenlohn: Dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen unbezahlt arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Rechnet man den Wert in Tage um, arbeiten Frauen insgesamt 66 Tage unbezahlt. Bereits seit dem Jahr 2020 verharrt die Entgeltlücke bei 18 Prozent. Seit Beginn der Messung im Jahr 2006 sank die Entgeltlücke lediglich um 5 Prozent.
Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Ab dem 30. Lebensjahr, zur Phase der Familiengründung, driften die Bruttostundenverdienste besonders stark auseinander. Während meist Frauen ihr Erwerbsleben für die Sorgearbeit unterbrechen und ihre Stundenlöhne auch nach dem Wiedereinstieg ins Arbeitsleben auf niedrigerem Niveau stagnieren, steigen sie bei Männern sogar noch an. Mit einem Gender Pay Gap von 18 Prozent gehört Deutschland dabei zu den Schlusslichtern in der Europäischen Union.
Die Lücke dokumentiert laut DGB vor allem eines: Handlungsbedarf. Politik und Arbeitgeber sind hier gefragt: Entscheidend ist die Beseitigung von Fehlanreizen im Steuer- und Sozialrecht, eine echte Aufwertung von frauendominierten Berufen und eine grundlegende Reform der Minijobs, in denen vor allem Frauen tätig sind. Auch sollte das Entgelttransparenzgesetz wirksam auf mehr Unternehmen ausgeweitet werden. Allem voran braucht es eine Stärkung der Tarifbindung, die sich mit höheren Löhnen für alle, besseren Arbeitsbedingungen gerade für Frauen auszahlt. Außerdem ist die häufig mit einem Plus an Gleichstellung verbunden aufgrund von mehr Mitbestimmung im Betrieb. Nicht zuletzt zeigen aktuelle Zahlen des DIW: Steigt in Unternehmen der Frauenanteil in Führung auf über 30 Prozent, sinkt der Gender Pay Gap signifikant.
,,Auch in der Debatte um Fachkräftegewinnung geht leider viel zu oft unter, dass Entgeltgleichheit ein wichtiger Faktor ist, wenn es darum geht, die Frauenerwerbstätigkeit zu steigern. Sicher ist: die hohe Entgeltlücke ist nicht nur ein eklatantes Gerechtigkeitsproblem, sie ist auch zunehmend ein echter Wettbewerbsnachteil. Arbeitgeber und Politik sind hier gefragt‘‘, so die Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes Düsseldorf Sigrid Wolf.
Folgende Maßnahmen schlägt der DGB vor:
- Mehr Tarifbindung vor allem in Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten.
- Eine gerechte Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit.
- Reform der Minijobs hin zur sozialen Absicherung ab der ersten Arbeitsstunde.
- Ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft.
- Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie insbesondere der Ausbau und Erhalt einer zuverlässigen Betreuungsinfrastruktur.
- Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit steuerfinanzierter Entgeltersatzleistung.
- Abbau aller Fehlanreize im Steuer- und Sozialrecht die dem Aufbau einer eigenständigen Existenzsicherung von Frauen entgegenstehen.
- Eine Arbeitszeitdebatte über kürzere und geschlechtergerecht verteilte Arbeitszeiten.
Ziele des Equal-Pay-Day sind:
- Reduzierung der Lohnschere in Deutschland
- Schaffung gleicher Verdienstchancen
- Schärfung des Bewusstseins für das Problem