Hanau – Der Klimawandel ist ein globales Problem. Menschen auf dem gesamten Planeten spüren die Auswirkungen der menschgemachten globalen Erwärmung. Extreme Wetterphänomene wie Hitze sind eine der vielen Folgen. Um diese Auswirkungen zumindest einzudämmen, gilt es, zügig geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Über eine solche haben sich kürzlich Fachkräfte der Stadt Hanau, Stadtrat Thomas Morlock sowie eine Delegation aus dem südkoreanischen County Danyang ausgetauscht: den Erhalt und Ausbau von Grünpflanzen in Kommunen.
„Ich freue mich, Sie alle hier heute in Hanau empfangen zu dürfen. Es ist ein besonderer Besuch an einem besonderen Datum: Vor ziemlich genau 60 Jahren begannen die diplomatischen Beziehungen zwischen der EU und Südkorea. Dass wir uns heute freundschaftlich über ein solch relevantes Thema austauschen, ist insofern auch ein Beleg dafür, dass die positiven diplomatischen Verhältnisse unserer Länder heute ein gelebter Alltag sind“, sagte Stadtrat Thomas Morlock in seiner Begrüßung. Geehrt sei er auch darüber, dass Hanau sich auf der Reise der Gäste einreihte in große europäische Städte wie Wien, Prag und Heidelberg, in denen die Delegation zuvor Halt gemacht hatte.
Anschließend legte Morlock den Gästen zunächst die Ausgangslage der Stadt Hanau dar: Die Kommune wächst stetig, mit dem Überschreiten der Grenze von 100.000 Einwohnern gilt Hanau seit September 2022 offiziell als Großstadt. „Damit wachsen auch die Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Infrastruktur. Als vergleichsweise grüne Großstadt mit mehr als 40.000 Bäumen innerhalb der Stadt arbeiten wir daher intensiv an Lösungen, um möglichst viele Flächen lebenswert zu gestalten und unseren Teil dazu beizutragen, Artenvielfalt, Klimaschutz und Klimaanpassung zu erreichen“, so der Stadtrat weiter.
In zwei Fachvorträgen erhielt die Delegation dann einen Eindruck davon, wie viel Arbeit innerhalb der Stadtverwaltung darin investiert wird, Grünflächen zu pflegen und auszubauen, aber auch Klimaanpassungsmaßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen. 79 Mitarbeitende sowie zwei Auszubildende sind täglich im Einsatz, um 135 Hektar Parks und Grünflächen, 100 Spiel- und Bewegungsplätzen sowie 80 Hektar Straßenbegleitgrün zu versorgen. Die zunehmenden und stärkeren Dürren der vergangenen Sommer sorgen für eine deutlich erhöhte Zahl an Baumfällungen. „Daher pflanzen wir stetig neue Bäume und tun überdies unser Möglichstes, um auch geschädigte Bäume mit beispielsweise Sturmschäden zu erhalten“, erklärte Annerose Lösche, Abteilungsleiterin der Abteilung Grünflächen des Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS). Baumarten suche man seit einigen Jahren gezielt danach aus, dass sie den sich verschärfenden klimatischen Bedingungen standhalten können.
Anschließend präsentierte Klimaanpassungsmanager vom Amt für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz Phillip Engel erste Ergebnisse des noch zu finalisierenden Stadtklimagutachtens, für welches im vergangenen Jahr umfassende Messungen und Berechnungen durchgeführt wurden. So wurden verschiedene Szenarien entwickelt, wie sich das Stadtklima in Hanau in den kommenden 30 Jahren entwickeln könnte. „Auf Basis dessen entwickeln wir geeignete Maßnahmen, um gegenzusteuern. Unsere Daten werden unter anderem hilfreich sein, um Bauplanungen darauf zu überprüfen, ob sie auf unsere Ziele hinsichtlich des Klimaschutzes und der Klimaanpassung einzahlen“, so Engel. Auch zeigte er die Benutzung des Gründach- und Entsiegelungskatasters – ein Online-Tool, mit dem Interessierte sich in einer digitalen Kartenansicht Dach- und Bodenflächen anzeigen lassen können, die für eine Begrünung und Entsiegelung in Frage kommen.
Die südkoreanischen Gäste waren sehr interessiert an den Ausführungen und insbesondere begeistert von den detaillierten Analysen. „Die Inhalte, die Sie uns heute aufgezeigt haben, sind ein Zeichen für großes Engagement“, lobte Chairman Cho SongRyong. Die Ausgangssituation in Südkorea sei in direkter Nachbarschaft zu China eine andere, wie er ausführte. Insbesondere Themen wie Arten- und Insektensterben seien sehr präsent, Aufforstung und Begrünung hingegen würden in deutlich geringerem Umfang umgesetzt. Insofern gebe es dabei deutlichen Nachholbedarf. Im Austausch mit ihren deutschen Gastgebern informierte sich die koreanische Delegation unter anderem darüber, welche neuen Ansätze es für Bereiche wie Gebäude- und Straßenbau gibt, wie stark Bürger in verschiedene Maßnahmen involviert werden können oder aber, inwiefern deutsche Kommunen über Fördermittel unterstützt werden.
Im Anschluss besichtigten die Gäste noch das 1.300 Quadratmeter große städtische Gewächshaus, ehe anschließend ein Spaziergang im zentral gelegenen Schlossgarten folgte. Vor Ort begeisterten sich die asiatischen Gäste insbesondere für das am Schlossplatz aufgestellte „Grüne Zimmer“, das bereits während des Tags der Offenen Tür von HIS Grünflächen vorgestellt wurde. Über eine Adaption des Konzepts einer mobilen grünen Oase mit Bühne wird bereits nachgedacht.