Nach der Veröffentlichung eines mutmaßlich abgehörten Gesprächs von Bundeswehroffizieren über den Marschflugkörper Taurus durch russische Staatsmedien hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine „zügige“ Aufklärung des Vorfalls angekündigt. „Das, was dort berichtet wird, ist eine sehr ernste Angelegenheit“, sagte der Kanzler am Samstag bei einem Besuch in Rom. „Und deshalb wird das jetzt sehr sorgfältig, sehr intensiv und sehr zügig aufgeklärt und das ist auch notwendig.“
Der Kanzler reagierte damit auf einen kursierenden Mitschnitt, in dem ein Gespräch zwischen vier deutschen Offizieren zu hören sein soll. Den 38-minütigen Mitschnitt hatte die Chefredakteurin des früher als Russia Today bekannten russischen Staatssenders RT, Margarita Simonjan, am Freitag veröffentlicht.
In dem Gespräch geht es um einen möglichen Einsatz von deutschen Taurus-Marschflugkörpern durch ukrainische Streitkräfte und deren mögliche Auswirkungen. Unter anderem wird darüber gesprochen, ob auch die Brücke getroffen werden könnte, welche die Halbinsel Krim mit dem russischen Festland verbindet.
Die virtuelle Besprechung fand nach Angaben des „Spiegel“ nicht über eine gesicherte Leitung, sondern über die Plattform Webex statt. Intern werde nach einer ersten Analyse davon ausgegangen, dass die Aufnahme authentisch sei.
Der Taurus-Marschflugkörper fliegt hunderte Kilometer weit und kann Bunker sowie andere gut gesicherte Anlagen wie Munitionsdepots oder Kommandoposten zerstören. Die Ukraine fordert seit Monaten die Lieferung dieser Waffe, was Scholz jedoch trotz Kritik auch aus den Reihen der Ampel-Koalition ausschließt.
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