Prozess: Berliner Polizisten sollen bei vorgetäuschter Kontrolle Geld eingesteckt haben

Weil sie bei einer vorgetäuschten Kontrolle eine größere Summe Bargeld für sich behalten haben sollen, müssen sich zwei Polizisten vor dem Berliner Landgericht verantworten.

Den 45 und 48 Jahre alten Männern wird vorgeworfen, im Juli 2023 ein Fahrzeug auf der Berliner Stadtautobahn aus dem Verkehr gezogen zu haben, obwohl sie außer Dienst waren, wie es in der am Montag verlesenen Anklageschrift hieß.

In dem Auto entdeckten sie laut Staatsanwaltschaft eine Summe zwischen 55.000 und 60.000 Euro sowie zwei Mobiltelefone, welche die Männer für sich behielten. Bei der Kontrolle trugen sie gut sichtbar die Dienstwaffe und legten dem Geschädigten Handschellen an. Um den Anschein einer tatsächlichen Kontrolle zu wahren, stellten sie dem 63-jährigen Geschädigten ein sogenanntes Sicherstellungsprotokoll aus, das allerdings fehlerhaft und unvollständig war. Außerdem kündigten sie eine Durchsuchung bei dem Geschädigten an, um glaubhaft zu wirken.

Der 48-jährige Angeklagte wurde bereits kurz nach der Tat festgenommen, von einer Untersuchungshaft aber verschont. Dem 45-Jährigen kamen die Ermittler erst im Mai 2024 auf die Spur. Nach rund fünf Wochen Untersuchungshaft kam auch er wieder auf freien Fuß. Die beiden Angeklagten machten am ersten Prozesstag zunächst keine Angaben zu den Vorwürfen.

Der Geschädigte selbst sagte am ersten Prozesstag aus, es hätten sich sogar rund 360.000 Euro in dem Auto befunden. Er sei Geschäftsführer einer Gartenbaufirma und habe an dem Tag nach Magdeburg fahren wollen, um neue Geräte und Maschinen zu kaufen. Da sein Auto Probleme gemacht habe, sei er aber umgekehrt. Auf dem Rückweg sei ein Minivan mit Blaulicht auf der Autobahn neben ihn gefahren, und er sei aufgefordert worden, bei der nächsten Ausfahrt abzufahren. Dort habe die vermeintliche Kontrolle stattgefunden.

Anschließend habe er seinem Sohn von dem Vorfall erzählt, berichtete der 63-Jährige. Mit diesem sei er am nächsten Tag zur Polizei gegangen und habe Anzeige erstattet. Er leide bis heute unter den psychischen Folgen des Geschehens, sagte er. Er habe nicht nur das Geld aus dem Auto verloren, sondern auch weiteren finanziellen Schaden erlitten, weil er Rechnungen und Steuern nicht habe bezahlen können. Auch habe er seitdem keine Krankenversicherung mehr.

Die Verteidigung übte zu Prozessbeginn scharfe Kritik an der Staatsanwaltschaft. Obwohl der Geschädigte die Summe, die angeblich bei ihm gefunden wurde, später im Vergleich zu seiner ersten Aussage um rund 300.000 Euro erhöht habe, sei in der Anklage nur von 55.000 bis 60.000 Euro die Rede. Statt diese Angaben zu überprüfen oder ein Geldwäscheverfahren gegen den Mann anzustrengen, bringe die Ermittlungsbehörde medienträchtig zwei unbescholtene Polizeibeamte vor Gericht.
© AFP

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