Nachtzug zwischen Berlin und Paris fährt nach neun Jahren Pause wieder

Nach Paris über Nacht, im Schlaf, im Zug: Das ist von Montag an von Berlin aus wieder möglich. Nach neun Jahren Pause richten die deutsche, französische und österreichische Bahn wieder einen Nachtzug zwischen den beiden Hauptstädten ein.

Das europäische Netz der Nachtzüge erweitert sich am Montag um eine besonders symbolische Verbindung: Nach neun Jahren Pause richten die deutsche, französische und österreichische Bahn wieder einen Nachtzug zwischen Berlin und Paris ein. Er soll eine klimafreundliche Alternative zu innereuropäischen Flügen bieten, der CO2-Ausstoß ist pro Person um ein Vielfaches geringer als bei einer Flugreise.

Im ersten Nachtzug nach Paris will sich der französische Verkehrsminister Clément Beaune mit dem französischen Botschafter in Berlin, Francois Delattre, sowie führenden Vertretern der beteiligten Bahnen ein Sechserabteil teilen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Deutsche Bahn-Chef Richard Lutz werden zur Verabschiedung des Zugs am Abend am Berliner Hauptbahnhof erwartet.

Zunächst fährt der Zug vom Typ Nightjet drei Mal pro Woche, montags, mittwochs und freitags von Berlin aus und dienstags, donnerstags und samstags von Paris aus. Die Ankunftszeit am Pariser Ostbahnhof ist jeweils 10.24 Uhr, was für Geschäftsreisende nicht sehr attraktiv sein dürfte. Und Reisende, die ein Wochenende in Paris verbringen wollen, müssen entweder schon am Samstagabend zurückfahren oder noch bis Dienstagabend bleiben.

Die günstigsten Sitzplätze kosten knapp 30 Euro. Daneben gibt es Plätze in Liegewagen mit bis zu sechs Liegen oder auch Schlafkabinen mit ein bis drei Betten, Dusche und Frühstück. Der Zug hält in Halle, Erfurt, Frankfurt und Straßburg. ,Von Oktober 2024 an soll der Nachtzug an jedem Wochentag fahren. Mit der geplanten Direktverbindung zwischen Paris und Berlin in sieben Stunden wird allerdings erst gegen Ende des kommenden Jahres gerechnet. ,Das Wiederaufleben der Nachtzüge in Europa geht vor allem auf das Konto der Österreichischen Bahn. Diese hatte 2016 die letzten deutschen Schlafwagen aufgekauft, um sie zu renovieren. Zudem ließ sie von Siemens moderne Schlafwagen entwickeln, die unter anderem abschließbare Einzelkabinen und Familienabteile bieten.

Die französische Bahn rettete ihrerseits noch etwa 50 eigene Schlafwagen aus den 70er Jahren kurz vor dem Verschrotten, um sie wieder aufzumöbeln. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte 2020 an, innerhalb von zehn Jahren die Zahl der Nachtzugstrecken von damals zwei auf zehn auszubauen. Am Sonntagabend startete eine Nachtzuglinie zwischen Paris und Aurillac im Zentralmassiv.

Neben den staatlichen Eisenbahngesellschaften bieten inzwischen auch mehrere private Unternehmen Nachtzüge an: das schwedische Unternehmen Snälltåget verbindet Berlin und Stockholm, in Großbritannien gibt es den Caledonian Sleeper.

Bislang nutzen vor allem Klimaschützer, Bahn-Nostalgiker und Urlaubsreisende mit viel Zeit die neuen Nachtzüge. Ob sie rentabel sind, wird vor nicht nur von der Auslastung, sondern auch von den Preisen abhängen. Und diese konkurrieren nach wie vor mit denen der Billigflieger. Wer für wenig Geld Nachtzug fahren will, muss sehr, sehr früh ein Ticket kaufen.
© AFP

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