Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den zweiten Tag seines Staatsbesuchs in Deutschland mit einem Gedenken am Berliner Denkmal für die ermordeten Juden Europas begonnen. Gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hielt der französische Staatschef am Montag zunächst schweigend vor zwei Kränzen inne, die am Rand des Mahnmals aufgestellt waren. Anschließend gingen die beiden einige Schritten zwischen den Stelen umher.
Macron und Steinmeier wurden begleitet von dem deutsch-französischen Ehepaar Beate und Serge Klarsfeld, die ihr Leben der Verfolgung untergetauchter Nazis und dem Gedenken der Opfer der Shoah gewidmet haben. Serge Klarsfeld begrüßte die Geste der beiden Präsidenten. Dies sei sehr wichtig, „insbesondere in diesem schlimmen Moment für die jüdische Gemeinde, die von den Ereignissen in Israel geprägt ist“, sagte er. „Wir engagieren uns auch für Europa, damit so ein Krieg nie wieder geschieht und solche Mahnmäler gebaut werden müssen“, fügte seine Frau Beate Klarsfeld hinzu. „Die jungen Menschen kennen die Geschichte nicht mehr“, sagte sie bedauernd.
Das Holocaust-Mahnmal erinnert an die etwa sechs Millionen Juden, die während der Nazi-Herrschaft ermordet wurden. Es besteht aus mehr als 2700 Betonstelen und wurde nach heftigen Debatten über Bedeutung und Form im Jahr 2005 eröffnet.
Am Vortag hatten beide Präsidenten vor dem Aufstieg rechtsradikaler und europafeindlicher Partien gewarnt und die Wähler zur Beteiligung an der Europawahl aufgerufen. Es müsse die „Allianz der Demokraten“ gestärkt werden, „die denen widersprechen, die die Demokratie und Europa angreifen“, sagte Steinmeier. Macron zeigte sich besorgt, „da nationalistische und rechtsextreme Bewegungen viele faszinieren“. Er rief dazu auf, deren „Ideen zu demontieren“.
Macrons Staatsbesuch in Deutschland war im vergangenen Jahr verschoben worden, weil es damals in Frankreich Unruhen gegeben hatte. Aktueller Aufhänger ist das doppelte Jubiläum in Deutschland: 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre Mauerfall.
Gemeinsam mit Steinmeier reist Macron am Montag weiter nach Dresden. Dort will er eine Rede an die europäische Jugend halten. Am Dienstag wird der französische Präsident in Münster für sein europäisches Engagement mit dem Preis des Westfälischen Friedens ausgezeichnet. Der Staatsbesuch geht dann in einen deutsch-französischen Ministerrat im Schloss Meseberg über, bei dem es unter anderem um Verteidigung und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit geben soll.
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