Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner schlägt vor, auf Gewinne aus Aktiengeschäften unter bestimmten Voraussetzungen keine Steuern mehr zu erheben. „Ich will eine Spekulationsfrist bei Wertpapiergeschäften“, sagte Lindner den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Donnerstag. „So wie die Immobilie nach zehn Jahren steuerfrei veräußert werden kann, so wünsche ich mir das nach einem Zeitraum von zum Beispiel zwei bis drei Jahren auch bei Wertpapieren.“
Derzeit werden auf Gewinne aus privaten Aktiengeschäften in der Regel 25 Prozent Kapitalertragsteuer fällig, außerdem Solidaritätszuschlag und bei entsprechender Mitgliedschaft auch Kirchensteuer. Es gibt allerdings Freibeträge. Wie lange die Aktien vor dem Verkauf besessen wurden, spielt hingegen keine Rolle. Darauf zielt Lindners Vorschlag ab. Der Bundesfinanzminister kündigte an, die Spekulationsfrist werde „Teil des nächsten Wahlprogramms der FDP“.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) lobte den Vorstoß. „Eine Spekulationsfrist ist absolut begrüßenswert“, sagte Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler den Funke-Zeitungen (Freitagsausgabe). „Selbst eine Spekulationsfrist von drei bis fünf Jahren wäre in Ordnung.“
Kritik kam vom Sozialverband Deutschland. „Das ist liberale Klientelpolitik in Reinkultur“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Verbands, Michaela Engelmeier, den Funke-Zeitungen. „Denn eine solche Regelung würde vor allem den Vermögenden nützen und die Reichen noch reicher machen.“
Engelmeier verwies darauf, dass mehr als die Hälfte der Deutschen „am Monatsende keinen Euro zum Sparen“ übrig habe. Für diese Menschen sei Lindners Idee „ein Schlag ins Gesicht“.
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