Vor dem Hintergrund des zweiten Jahrestages des Beginns des Ukraine-Kriegs hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für eine noch größere Unabhängigkeit Deutschlands von Energieimporten geworben. „Die große Gefahr, in der Deutschlands Energieversorgung schwebte, muss uns eine Lehre sein: Wir haben gesehen, wie gefährlich einseitige Abhängigkeiten sind und dass Energie eine Waffe sein kann“, sagte er der „Rheinischen Post“ vom Freitag.
Energiepolitik in der sogenannten Zeitenwende sei auch Sicherheitspolitik, fuhr Habeck fort. Das Ziel der Unabhängigkeit von Energieimporten „sollten wir bei allen Mühen der Ebene nicht aus den Augen verlieren“, sagte der Klimaschutzminister. „Setzen wir den Weg zu Klimaneutralität konsequent fort, werden wir statt etwa 70 Prozent an gesamten Energieträgern 2045 nur noch etwa 30 Prozent importieren. Das macht uns unabhängiger und sicherer.“
Die Vorsitzende des Energieverbandes BDEW, Kerstin Andreae, forderte vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs nun einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien, um klimapolitische Versäumnisse wieder aufzuholen. In der Zeit nach Kriegsbeginn sei es nötig gewesen, „klimapolitisch einen Schritt zur Seite zu machen“, sagte sie ebenfalls der „Rheinischen Post“. „Kohlekraftwerke wurden wieder ans Netz gebracht, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Hier müssen wir jetzt entschieden gegensteuern.“
Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch habe im vergangenen Jahr zwar schon bei über 50 Prozent gelegen, „aber auf diesem Erfolg dürfen wir uns nicht ausruhen“, sagte Andreae. Um die Erneuerbaren-Ausbauziele zu erreichen, brauche es eine Vervierfachung des Ausbautempos bei Wind-an-Land-Anlagen und eine Verdreifachung bei der Photovoltaik.
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