Berlin – Rund 7.000 Athlet*innen aus der ganzen Welt werden sich vom 17. bis 25. Juni in 26 Sportarten messen. 18.000 Volunteers sind an den neun Wettbewerbstagen im Einsatz. Bei der Auftakt-Pressekonferenz am Freitag in Berlin war die Freude auf die größte Multi-Sportgroßveranstaltung in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972 bei allen deutlich zu spüren. In Anwesenheit des Maskottchens Unity wurden die Teilnehmenden mit dem Weltspiele-Song „Are You Ready“ des norwegischen Duos Madcon eingestimmt.
Die größte Delegation bei den Weltspielen stellt der Gastgeber. Das Team von Special Olympics Deutschland, offizielle Bezeichnung TeamSOD, umfasst 573 Personen, davon 413 Sportler*innen. Seit zwei Jahren bereitet sich das Team auf das Großereignis vor, allein in diesem Jahr mit 50 Vorbereitungslehrgängen. Mark Solomeyer, SOD-Vizepräsident und Athletensprecher war selbst Medaillengewinner bei den Weltspielen von 2007 in Shanghai. Er blickt mit großer Freude auf die kommenden Tage: „Ich bin überglücklich, dass die Weltspiele in Deutschland stattfinden. Sie können viel dazu beitragen, dass die Öffentlichkeit uns mehr wahrnimmt. Wenn darüber gesprochen wird, wenn unsere Aktivitäten gesehen werden, dann geht es auch nach und nach in die Köpfe der Menschen, und wir finden mehr Beachtung.“
Auch die Politik setzt auf den gesellschaftspolitischen Ansatz, durch die Weltspiele die Inklusion im Land voranzubringen. Dazu trägt auch das so genannte Host Town Program bei. 216 Kommunen in ganz Deutschland hatten vor Beginn der Spiele jeweils die annähernd 190 Delegationen zu Gast und in diesem Rahmen nachhaltige Inklusions-Projekte aufgelegt. „Wir freuen uns in den kommenden Tagen auf ein weltweit einzigartiges, inklusives Sportevent mit spannenden Wettkämpfen und leidenschaftlichen Fans“, sagte Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat. „Menschen mit und ohne Behinderung aus ganz unterschiedlichen Ländern werden zusammentreffen – dadurch kann etwas Besonderes entstehen. Es wird auf großer Bühne sichtbar, wie gelebte Inklusion funktioniert. Menschen begegnen einander, tauschen sich aus, überwinden Barrieren und Vorurteile. Ich bin sicher: Das wird starke Impulse für eine inklusive Gesellschaft setzen. Ich bin begeistert, wie es schon vor den Wettkämpfen gelungen ist, mit dem Host Town-Programm die Special Olympics in die Städte und Gemeinden im ganzen Land zu tragen. Überall dort gibt es langfristig angelegte inklusive Projekte für und mit Menschen mit Behinderung, die schon jetzt zeigen: Wir sind ein offener und inklusiver Gastgeber.“
Auf eine nachhaltige Wirkung in seiner Stadt hofft Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin. „Die Special Olympics World Games setzen ein Zeichen für mehr Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Geist feiern und die inspirierende Botschaft der Inklusion in die Welt hinaustragen“, sagte Kai Wegner. „Es geht um den olympischen Geist, es geht um die Überwindung von Vorurteilen, es geht um Zusammenhalt. ‚Zusammen Unschlagbar‘. Das Motto der Special Olympics World Games bringt es auf den Punkt. Diese Spiele sollen auch ein Zeichen setzen. Ein Zeichen, dass Sport verbindet. Ein Zeichen für eine inklusive Welt und ein inklusives Berlin. Ein Zeichen, dass eine inklusive Gesellschaft ein Gewinn für uns alle ist. Ich wünsche allen Sportlerinnen und Sportlern viel Erfolg und den Zuschauerinnen und Zuschauern spannende Wettkämpfe!“
Renee Manfredi, Athletin und Botschafterin von Special Olympics International, hob die Rolle der Weltspiele für die Special Olympics Athlet*innen und ihre generelle Bedeutung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung hervor. „Wir sind eine Organisation, die von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung geführt wird. Häufig haben Personen mit diesen Beeinträchtigungen keinen Zugang zum Gesundheitssystem oder nicht die notwendige Unterstützung dafür. Kostenlose Untersuchungen und Aufklärung über eine gesunde Lebensweise geben den Athlet*innen die Werkzeuge, um Barrieren abzubauen“, sagte Renee Manfredi.
Von großartigen Möglichkeiten der Weltspiele, die Welt zu verändern, sprach Timothy Shriver, Vorsitzender von Special Olympics International (SOI): „Wir haben eine einfache Botschaft. Die Welt kann sich verändern. Dieses Land hat sich verändert. Wenn du dich für etwas Großes einsetzt, kannst du die Welt verändern. Wer diese Weltspiele besucht, sieht Athlet*innen, die ihr Bestes geben. Wir haben die Chance, in neun Tagen 7.000 Athlet*innen zu begegnen. Jeder und jede von ihnen hat eine eigene Geschichte. Sind wir bereit für diese Göße? Sind wir bereit, diese Geschichten zu erzählen?”
Einen großen Schub erwartet SOD-Präsidentin Christiane Krajewski von den Weltspielen. Die Ziele von SOD sind klar: In der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zu stärken, allen Menschen regelmäßig selbstbestimmt Sport vor Ort zu ermöglichen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern. „Die Weltspiele sind eine riesige Chance, Special Olympics und #ZusammenInklusiv, Deutschlands größte Inklusionsbewegung, entscheidend voranzubringen“, sagte Christiane Krajewski in Berlin. „Sie werden einer breiten Öffentlichkeit zeigen, welche Kraft unsere Athlet*innen entwickeln können und zu welch beeindruckenden Leistungen sie fähig sind. Ich hoffe sehr, dass die Weltspiele dazu beitragen, Menschen mit geistiger Beeinträchtigung aktive Akteure der Gesellschaft dauerhaft sichtbar zu machen und dadurch ihre Möglichkeiten ausweiten, im Sport, aber auch in anderen Bereichen.“
Auch Sven Albrecht, SOD-Bundesgeschäftsführer und Chef des Organisationskomitees, hat die große Hoffnung, dass die Weltspiele in der Gesellschaft etwas bewegen können, nachdem bereits im vergangenen Jahr bei den Nationalen Spielen die Sichtbarkeit der Athlet*innen deutlich zugenommen hat. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir das Thema in die Gesellschaft bringen wollen“, sagte Albrecht. „Wir sind davon überzeugt, dass der Sport die Kraft hat, in andere Lebensbereiche hineinzuwirken. Es soll sichtbar werden, dass es ganz selbstverständlich ist, dass Menschen mit geistiger Beeinträchtigung dazugehören und welch wichtigen Part sie auch für die Gesellschaft spielen können. Wir können jetzt schon sagen, dass mit den Weltspielen der Scheinwerfer gesetzt ist, auch über die Spiele hinaus.“