Vor dem Landgericht Ingolstadt hat am Dienstag der spektakuläre Prozess um den sogenannten Doppelgängerinnenmord begonnen. Dem angeklagten Mann und der angeklagten Frau wird vorgeworfen, im August 2022 eine 23 Jahre alte Frau aus dem baden-württembergischen Eppingen in einem Waldstück zwischen Eppingen und Heilbronn mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet zu haben. Die Leiche der Frau wurde in Ingolstadt in einem Auto gefunden.
Die beiden zur Tatzeit ebenfalls 23 Jahre alten Tatverdächtigen sollen der Anklage zufolge den Mord verübt haben, um mit Hilfe der Leiche den Tod der 23 Jahre alten Angeklagten vorzutäuschen. Nach Verlesung der Anklage beantragten die Verteidiger der Frau laut einem Gerichtssprecher die Aussetzung des Verfahrens. Sie beklagten, Unterlagen zu spät erhalten zu haben und damit in ihrer Verteidigung eingeschränkt worden zu sein.
Die Verteidiger des Manns schlossen sich dem Antrag nicht an. Das Gericht will am kommenden Montag entscheiden, ob es den Prozess planmäßig fortsetzt oder dem Antrag folgt. In diesem Fall würde das Verfahren ausgesetzt.
Den Ermittlungen zufolge wollte die angeklagte Frau aufgrund familiärer Probleme untertauchen. Sie soll mit ihrem Bekannten den Plan entwickelt haben, eine ihr ähnlich aussehende Frau zu töten und deren Leiche so zu hinterlassen, dass sie selbst für das Opfer gehalten würde.
Zu diesem Zweck nahm die Angeklagte über soziale Netzwerke Kontakt zu mehreren Frauen auf, die ihr ähnlich sahen. Auch das spätere Opfer gehörte dazu. Nach Erkenntnissen der Ermittler trafen sich die Tatverdächtige und ihr mitbeschuldigter Bekannter am 16. August 2022 schließlich mit der später getöteten jungen Frau im Großraum Heilbronn, wo diese lebte.
Während einer Autofahrt soll das Duo das Opfer dann unter einem Vorwand in einem Wald aus dem Fahrzeug gelockt und mit zahlreichen Messerstichen getötet haben. Dann fuhren sie nach Ingolstadt, wo sie das Fahrzeug mit der Toten abstellten.
Bereits wenige Tage nach dem Fund der Leiche konnten die Tatverdächtigen ermittelt werden. Der ursprüngliche Verdacht auf Totschlag wurde im Zuge der weiteren Ermittlungen auf Mord aus Heimtücke ausgeweitet. Für den Prozess wurden 28 Verhandlungstage bis Mai angesetzt.
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