„Die Zukunft der Automobilindustrie ist elektrisch“, sagte Scholz am Montag im baden-württembergischen Kuppenheim. „Das ist keine Ideologie und erst recht keine Entscheidung gegen irgendeine andere Technologie, sondern schlicht die Einsicht, dass die ganze Welt auf diese Technologie setzt.“
Batterien seien ein wesentlicher Bestandteil der Elektromobilität, führte Scholz aus. Um sie ressourcenschonend und nachhaltig zu produzieren, sei auch Recycling nötig.
Mercedes wendet hier nach eigenen Angaben als erstes Unternehmen in Europa ein „mechanisch-hydrometallurgisches Verfahren“ an: Dabei werden zunächst Kunststoffe, Kupfer, Aluminium und Eisen sortiert; danach werden die wertvollen Metalle Kobalt, Nickel und Lithium in einem mehrstufigen chemischen Prozess einzeln herausgelöst. Daraus können neue Batterien hergestellt werden.
Die Fabrik in Kuppenheim ist eine Pilotanlage, die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Mercedes investiert nach eigenen Angaben eine zweistellige Millionensumme.
Derzeit werden gebrauchte Autobatterien meist bei sehr hohen Temperaturen eingeschmolzen (pyrometallurgisches Verfahren); dies ist energieintensiv, die Materialverluste sind zudem größer. Mercedes will das mechanisch-hydrometallurgische Verfahren nach der Pilotphase möglicherweise ausweiten.
Aktuell sollen in Kuppenheim im Jahr 2500 Tonnen Alt-Batterien recycelt werden, die wiedergewonnenen Wertstoffe sollen in die Produktion von 50.000 Batteriemodulen fließen, wie das Unternehmen mitteilte. Mercedes betonte, dass im Unternehmen der Kreislaufgedanke bereits bei der Entwicklung neuer Batteriezellen für E-Autos einfließe.
Die Recyclingfabrik in Kuppenheim, wo Mercedes auch ein Presswerk hat, wird laut Unternehmen zu 100 Prozent mit Grünstrom versorgt; geliefert unter anderem von einer Solaranlage auf dem Dach.
Vorstandschef Ola Källenius erklärte bei der Einweihung, Mercedes-Benz wolle „die begehrenswertesten Autos auf nachhaltige Weise bauen“. Mit der Recyclingfabrik setze der Hersteller ein „starkes Zeichen der Innovationskraft für eine nachhaltige Elektromobilität und Wertschöpfung in Deutschland und Europa“. Scholz lobte die „in Europa einzigartige Fabrik“ – sie zeige, „wieviel Potenzial in unserem Land steckt, wie viele gute Ideen entstehen und schnell umgesetzt werden“.
Der Kanzler nutzte den Termin auch sonst, um Aufbruchstimmung zu verbreiten: Deutschland und seine Autoindustrie bräuchten sich nicht vor der Erkenntnis fürchten, dass der Elektromobilität die Zukunft gehöre, sagte er in Kuppenheim. „Manche sagen ja, China kann das viel besser mit den Elektromotoren als wir“- doch in den vergangenen Jahrzehnten sei auch immer wieder geunkt worden, dass etwa Japan oder Südkorea Deutschland den Rang ablaufen würde – was letztlich nicht geschehen sei.
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