Die Zahl der bei dem Hochwasser in Süddeutschland ums Leben gekommenen Menschen hat sich auf mindestens vier erhöht. Nachdem bereits in Bayern mindestens zwei Menschen starben, wurden am Montag auch in Baden-Württemberg zwei Tote gefunden. Angesichts der neuerlichen Hochwasser in Deutschland hält Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehr Anstrengungen beim Klimaschutz für nötig. Er sicherte den Hochwasserregionen bei einem Besuch in Bayern zugleich Solidarität zu.
In der aktuellen Hochwasserlage werde der Bund beim Einsatz unterstützen, sagte Scholz am Montag bei einem Besuch im vom Hochwasser betroffenen Reichertshofen in Bayern. „Wir werden natürlich auch hinterher die geübte Praxis der Solidarität, die wir in Deutschland haben, weiter voranbringen.“
Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) informierten sich gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landesinnenminister Joachim Herrmann (beide CSU) in Reichertshofen über die Lage. Angesichts mehrerer Hochwasser in diesem Jahr sagte Scholz, es handle sich nicht mehr um singuläre Ereignisse, solche Katastrophen träten vermehrt auf. Deshalb müsse die Politik handeln. Die Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten, dürfe nicht vernachlässigt werden.
Bayerns Ministerpräsident Söder sagte bei dem gemeinsamen Besuch mit Scholz in der Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, aktuell seien 20.000 Helfer allein in Bayern im Einsatz. Mehr als 3000 Menschen hätten ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen. Das bayerische Kabinett will sich demnach am Dienstag mit der Hochwasserlage und Hilfen für die Betroffenen befassen.
In Baden-Württemberg informierten sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) in den Hochwasser-Gebieten in Meckenbeuren und Erbach über die Lage. „Wir haben gesehen, mit welcher gewaltigen Energie die Massen eines Jahrhundertwassers Schaden anrichten“, schrieb Kretschmann anschließend im Kurzbotschaftendienst X. „Es wird uns einige Kraft kosten, die Folgen zu bewältigen, aber wir werden auch da zusammenstehen.“
Derweil wurden am Montag beim Abpumpen eines Kellers in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg die Leichen eines Mannes und einer Frau gefunden. Die Identität der Toten war zunächst noch unklar, wie das Polizeipräsidium in Aalen mitteilte.
Ebenfalls am Montag fanden Rettungskräfte im bayerischen Schrobenhausen eine vermisste 43 Jahre alte Frau tot im Keller eines Mehrfamilienhauses. Die Frau galt seit Samstagabend als vermisst und war in dem mit Wasser vollgelaufenen Keller vermutet worden.
Bereits in der Nacht zu Sonntag war im Landkreis Pfaffenhofen ein 42-jähriger Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen, ein weiterer Feuerwehrmann im Alter von 22 Jahren galt im schwäbischen Offingen im Landkreis Günzburg immer noch als vermisst. Er war mit einem mit fünf Helfern besetzten Boot gekentert.
Sowohl in Teilen Bayerns als auch Baden-Württembergs blieb die Lage angespannt. In zahlreichen Gemeinden blieben am Montag Schulen und Kindergärten geschlossen. Im bayerischen Landkreis Pfaffenhofen wurden nach einem Dammbruch im Bereich Ebenhausen-Werk nach Behördenangaben rund 800 Menschen evakuiert.
Die Bundeswehr war am Montag in Bayern mit rund 850 Soldatinnen und Soldaten im Hochwassereinsatz. Einsatzorte waren unter anderem Augsburg, Dollingen an der Donau und Pfaffenhofen, wie das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr in Berlin mitteilte. Zuvor hatte die Bundeswehr bereits rund 220.000 Sandsäcke in die Hochwasserregionen gebracht.
Im baden-württembergischen Ostalbkreis wurden die Menschen aus mehreren Gemeinden entlang des Flusses Lein in der Nacht zum Montag in Sicherheit gebracht. Im Landkreis Ludwigsburg wurden insgesamt rund hundert Bewohner zweier Pflegeheime in Steinheim evakuiert. In dem Landkreis entspannte sich im Laufe des Montags die Hochwasserlage entlang der Flüsse Murr, Rems und Neckar zunächst, die Pegelstände sanken.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte allerdings in einer aktualisierten Unwetterwarnung für Montag erneut vor kräftigen Regenfällen und auch Dauerregen in Teilen der Hochwassergebiete im Süden, vor allem in Oberschwaben und im Allgäu.
Der anhaltende Regen und die angespannte Hochwasserlage beeinträchtigten auch weiterhin den Bahnverkehr in Süddeutschland. So war München mit Fernverkehrszügen aus Richtung Stuttgart, Würzburg und Nürnberg weiterhin nicht anfahrbar.
Im Landkreis Deggendorf wurde am Montag ein Passagierschiff mit mehr als 140 Gästen und 47 Besatzungsmitgliedern an Bord evakuiert. Wegen des hohen Wasserstands wurden nach Behördenangaben die Brückendurchlässe zum Problem, weshalb das Schiff nicht habe weiterfahren können.
Tagelange Regenfälle hatten in den vergangenen Tagen die Pegel zahlreicher Bäche und Flüsse vor allem in Bayern und Baden-Württemberg stark ansteigen lassen. Ganze Ortschaften wurden überflutet, auch nachdem Dämme gebrochen waren.
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