„Ampel-Aus“ ist Wort des Jahres 2024

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den Begriff "Ampel-Aus" zum Wort des Jahres gekürt.

„Ampel-Aus“, „kriegstüchtig“ und „Rechtsdrift“: Die zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Debatten haben die diesjährige Liste der Wörter des Jaheres geprägt. Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) kürte am Freitag in Wiesbaden den Begriff „Ampel-Aus“ zum Wort des Jahres 2024. Das Ende der Ampelkoalition im Bund, das sich seit längerer Zeit angedeutet habe, habe für einen Paukenschlag gesorgt, hieß es zur Begründung.

Dieser habe sogar den zeitgleich bekannt gewordenen Ausgang der US-Präsidentschaftswahl übertönt. Bereits im vergangenen Jahr war die Bundesregierung mit dem Begriff „Ampelzoff“ auf der Liste der Wörter des Jahres vertreten. ,Hintergrund des Begriffs „Ampel-Aus“ ist die Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 6. November wegen unüberbrückbarer Differenzen. Fast alle übrigen FDP-Minister in der Bundesregierung erklärten daraufhin ihren Rücktritt.

Als sprachlich interessant bezeichnete die Jury an dem Begriff „Ampel-Aus“ die Alliteration, weil beide Wortbestandteile mit dem Buchstaben A beginnen. Zudem tauche die Präposition „aus“ in diesem Fall als Substantiv auf.

Das Wortbildungsmuster sei keinesfalls neu: Bereits 2017 hatte die Jury „Jamaika-Aus“ zum Wort des Jahres gekürt, nachdem FDP-Chef Lindner die schwarz-gelb-grünen Koalitionsverhandlungen hatte platzen lassen.

Auf dem zweiten Platz der Liste landete der Begriff „Klimaschönfärberei“. Damit ist die Praxis gemeint, die Auswirkungen des Klimawandels oder die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen zu beschönigen oder zu verharmlosen. Unternehmen versuchten dabei, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie in der Realität seien, hieß es.

Den dritten Platz belegte das Wort „kriegstüchtig“. Deutschland müsse bis 2029 kriegstüchtig werden, hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kürzlich gefordert. In der darauf folgenden Debatte sei einerseits Panikmache befürchtet worden. Andererseits sei aber auch argumentiert worden, dass eine realistische Einschätzung von Bedrohungen und entsprechende Vorbereitungen nötig seien, um Frieden zu sichern.

Der „Rechtsdrift“ kam auf den vierten Platz, womit die Verschiebung der politischen Stimmung nach rechts gemeint ist. Dazu zählten in diesem Jahr unter anderem der Erfolg populistischer Parteien bei verschiedenen Landtagswahlen und der Europawahl. Mit „generative Wende“ auf Platz fünf wird Bezug genommen auf die Weiterentwicklungen von traditionellen Systemen Künstlicher Intelligenz zu fortschrittlicheren Modellen.

Auf dem sechsten Platz folgte das am 1. November in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz, kurz „SBGG“. Damit wurden bürokratische Hürden bei der Änderung des Geschlechtseintrags abgebaut. Platz sieben geht an die „Life-Work-Balance“, die im Gegensatz zur bekannteren „Work-Life-Balance“ das Leben zunehmend über die Arbeit stellt.

Ein weiteres Gesetz findet sich auf dem achten Platz. Beim „Messerverbot“ handelt es sich um eine Verschärfung des Waffengesetzes. Messer jeder Art dürfen nicht mehr bei öffentlichen Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkten oder Konzerten mitgeführt werden. Mit „angstsparen“ befindet sich ein Verb auf dem neunten Platz. Damit ist gemeint, dass sich viele Menschen aus Unsicherheit über ihre finanzielle Zukunft für einen Konsumverzicht entscheiden.

Der zehnte Platz geht an eine Konsequenz eines EU-Gesetzes. Die Diskussion um den „Deckelwahnsinn“ war von der Frage des ökologischen Nutzens der an Plastikflaschen fest montierten Deckel geprägt. Auch die Verbraucherfreundlichkeit stand im Mittelpunkt der Diskussion.

Im vergangenen Jahr war „Zeitenwende“ zum Wort des Jahres gekürt worden. Der Begriff stand laut Jurybegründung von 2022 für einen Übergang in eine neue Ära und wurde von Bundeskanzler Scholz im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine prominent verwendet.

Die GfdS kürt bereits seit 1977 Wörter und Wendungen des Jahres. Nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks ist für die Auswahl entscheidend, sondern seine Signifikanz und Popularität. Die Wörter sind mit keiner Wertung oder Empfehlung verbunden.
© AFP

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