Hamburg – Auch Falschparker bleiben oftmals nicht von hohen Strafen verschont. Dennoch sind Verkehrsdelikte auf deutschen Straßen keine Seltenheit und gefährden die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Selbst kleinere Verkehrssünden können bereits große Risiken mit sich bringen und werden nach Strafmaß entsprechend geahndet. Doch wie gerechtfertigt sind die teilweise hohen Strafen und was denken die Deutschen darüber? Im Rahmen einer aktuellen Studie der Tankstellenkette HEM zum Thema „Bußgeldfallen“[1] wurden 1.216 Personen über 18 Jahren dazu befragt, welche Verkehrssünden sie bereits begangen haben und wie sie über die anfallenden Strafen denken. Welche Verstöße gelten als Kavaliersdelikt und wann sind ernsthafte Konsequenzen gerechtfertigt?
Ein Großteil der Autofahrer kennt das Spiel – so mussten zwei Drittel von Ihnen (67 Prozent) in der Vergangenheit bereits Bußgelder für fälschliches Verhalten zahlen. Dabei griffen die meisten Verkehrssünder allerdings nicht zu tief in die Tasche: 67 Prozent erhielten ein Verwarngeld von 50 Euro oder darunter. Für jeden Vierten wurde es dann aber teuer: 24 Prozent der Befragten kosteten zu schnelles Fahren oder andere Verstöße in der Vergangenheit bis zu 100 Euro, bei acht Prozent war der Bußgeldbescheid sogar noch höher.
Studie bestätigt Raser-Image der Deutschen
Besonders bei Tempolimits drücken deutsche Autofahrer gerne mal ein Auge zu. Nicht so locker sehen das die Bußgeldstellen und Behörden. Der häufigste Grund für eine Geldstrafe ist das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) musste bereits für Geschwindigkeitsüberschreitungen tief ins Portemonnaie greifen. Ein Jahr zuvor waren das im Vergleich zu anderen Delikten hingegen noch 79 Prozent, wie es aus einer Studie von HEM aus dem Jahr 2021 hervorging. Der Großteil (55 Prozent) war dabei zwischen 10 und 30 km/h zu schnell unterwegs, bei 42 Prozent waren es weniger als 10 km/h. Obwohl damit mehr als jeder Zweite für zu schnelles Fahren zur Kasse gebeten wurde, sind fast 60 Prozent der Meinung, dass Tempolimits gerechtfertigt sind. Nur etwa jeder Zehnte ist der Meinung, dass die strengen Geschwindigkeitsbegrenzungen generell überzogen sind.
Kein Halt vor dem Halteverbot
Auch das Falschparken stellt ein „beliebtes“ Vergehen im Straßenverkehr dar. So geben 54 Prozent der Befragten an, hin und wieder dort zu parken, wo dies gar nicht oder nur eingeschränkt erlaubt ist. Nur etwa jeder Dritte (34 Prozent) hat in der Vergangenheit tatsächlich wegen unrechtmäßigem Parken bereits ein Bußgeld erhalten. Die häufigsten Motive für den Regelverstoß sind fehlende Alternativen (50 Prozent) und Zeitdruck (24 Prozent). Auch bei Delikten in diesem Bereich zeigen die meisten Deutschen Einsicht: Für mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) ist es gerechtfertigt, die Strafen zahlen zu müssen. Für weitere 40 Prozent wäre dies nur begründet, wenn dadurch wichtige Wege, wie zum Beispiel eine Feuerwehrausfahrt, versperrt werden.
Alkohol am Steuer – das wird teuer
Beim Thema Alkohol am Steuer unterscheiden sich die Meinungen deutlich zwischen Männern und Frauen. So gaben nur 18 Prozent der Frauen an, sich an das Steuer zu wagen, wenn Alkohol konsumiert wurde. Mit 34 Prozent sind es bei den Männern fast doppelt so viele. Für 82 Prozent der weiblichen Befragten ist Alkohol am Steuer ein klares No-Go, bei den Männern sind hingegen nur knapp 66 Prozent dieser Meinung. Einig sind sich beide Geschlechter jedoch beim hohen Strafmaß für Alkohol am Steuer: Mit 86 Prozent ist die deutliche Mehrheit der Meinung, dass bei Alkoholdelikten höhere Strafen als für Falschparker gerechtfertigt sind.
Auch die Nutzung des Handys am Steuer kann nicht nur zur Gefahr für einen selbst werden, sondern auch für alle anderen im Straßenverkehr. 67 Prozent der Befragten sehen das genauso und lassen ihr Handy daher während der Fahrt in der Tasche. Trotzdem nutzt noch knapp jeder Dritte (31 Prozent) in Ausnahmesituationen oder im stehenden Verkehr das Telefon.
Bye, bye, Bußgeldbescheid
Bis zur Zustellung von Bußgeldbescheiden kann es bis zu drei Monate dauern. Meistens müssen sich Verkehrssünder drei bis vier Wochen gedulden, bevor sie wissen, wie hoch der Strafzettel ausfällt. Bei der Frage, ob eine digitale Zustellung den Prozess erleichtern würde, bestehen jedoch unterschiedliche Auffassungen. Eine Zustellung der Bußgeldbescheide ausschließlich in Papierform findet besonders in der Altersgruppe über 60 Jahre Anklang. Die doppelte Zustellung der Bescheide in digitaler Form und per Post begrüßen mit 53 Prozent vor allem die 18- bis 25-Jährigen. Eine rein digitale Zustellung der Mitteilung fänden vor allem Autofahrer zwischen 26 und 45 Jahren gut. Auch wenn Bußgelder ärgerlich und meist auch vermeidbar sind, zahlt mehr als jeder Zweite (55 Prozent) die Strafen direkt. Bei einem Drittel (32 Prozent) kommt es darauf an, ob die Strafe als gerechtfertigt empfunden wird oder nicht.