Krefelder Kresch-Theater zeigt das Stück „Wutschweiger“

Die bereits ausverkaufte Premiere des Stücks "Wutschweiger" ist am Samstag, 15. November 2025, auf der Studiobühne 2 in der Fabrik Heeder in Krefeld zu sehen.

Krefeld – Einige Kinder und Jugendliche sind frühzeitig mit Geldnot, sprich Armut, in ihren Familien konfrontiert. Sie bekommen direkt mit, wie beschämend und sorgenvoll es für ihre Eltern ist, arm zu sein. Kinder lernen so recht schnell gesellschaftliche Stereotype kennen, dass Arme von vielen Dingen und Möglichkeiten ausgegrenzt sind und es von anderen Menschen werden. Kinderarmut in Deutschland, auch in Krefeld, ist nicht immer direkt sichtbar, aber die soziale Ungleichheit ist vorhanden. „Als ich das Stück ,Wutschweiger‘ gelesen habe, war ich sehr berührt“, sagt Isolde Wabra, Intendantin des Kresch-Theaters, Krefelder Schauspiel für Kinder und Jugendliche. Die Protagonisten des Stücks, Kathrin Selakovic (Sammy) und Lucas Brosch (Ebeneser), stecken mittendrin im „Du-sitzt-in-der-Scheiße-Club“. Doch trotz aller bedrückenden Umstände, verzagen die beiden nicht. „Sie sind gefühlte ,Mutschweiger'“, so Wabra.

Weil er sich schämt

Sammy und Ebeneser befinden sich nicht nur mit ihrem Wohnort am Rande der Gesellschaft. Sammy lebt schon länger dort unter schwierigen Umstanden. Ihre Mutter ist gestorben, ihr Vater kümmert sich um die Heranwachsende. „Sie ist auf sich alleine gestellt, obwohl sie einen liebevollen Vater hat“, erklärt Kathrin Selakovic ihre Rolle. Aber Sammy weigere sich, sich wegen ihrer Armut zu schämen. Sie kennt sich damit sehr gut aus. In einem Spiel mit Ebeneser kreisen ihre Fragen um die Lebensumstände seiner Familie: „Deine Mutter will zur Tafel gehen, dein Vater nicht, weil er sich schämt“. Der Junge zögert einen Moment und macht dann einen kleinen Schritt nach vorne, um die Fragen zu bejahen. Ebenesers Vater hat seine Anstellung verloren, die Familie musste umziehen, alles wurde kleiner und der Junge darf es niemanden erzählen. Das Stück ,Wutschweiger‘ setzt dann an einer alltäglichen Situation an: einer Klassenfahrt. Solche Touren sollen gerade die Gemeinschaft fördern. Wer nicht mitfahren kann, ist erstmal davon ausgeschlossen. Weil Sammy und Ebeneser aus finanziellen Gründen nicht mitfahren können, beschließen sie, ab sofort aus Protest und Wut zu schweigen, ein „lautes Schweigen“. Die beiden Kinder verbünden sich. Sie gewinnen Selbstvertrauen und lehnen sich auf. Der Traum von einem schönen Leben beflügelt sie, ihre aufkeimende Freundschaft bestärkt sie und sie fassen gemeinsam Mut. „Wir wollen mit dem Stück nicht nur die erreichen, die es betrifft, sondern auch die, die es nicht betrifft“, betont die Kresch-Intendantin.

Schauspieler und Projektionen

Isolde Wabra (Regie) und Volker Diefes (Regie-Assistent und Video) verorten die Inszenierung in eine abstrakte, urbane Welt. Das prägende und „mitspielende“ Bühnenbild (Beate Krempe, auch Fotos) bilden Video- und Fotoprojektionen, teils untermalt mit harten, elektronischen Songs. Als Schattenspieler tauchen die beiden Schauspieler in diese Projektionen mit ihrer Darstellung teilweise direkt ein. Die anonymen Film- und Fotoaufnahmen entstanden im Umfeld der Fabrik Heeder, die mehr ein Gefühl als den konkreten Ort thematisieren. Carmen Querfurth (Kostüme und Requisite) kleidete die Schauspieler so ein, dass sie im realen Leben auf einem Schulhof als gewöhnliche Jugendliche unerkannt bleiben würden.

Das Stück „Wutschweiger“ für Kinder ab zehn Jahren, Jugendliche und Erwachsene des belgischen Autorenduos Jan Sobrie und Raven Ruëll wurde für den Deutschen Kindertheaterpreis 2020 nominiert und ausgezeichnet mit dem Dramatikerpreis „Kaas und Kappes“ 2019 sowie mit dem Jugendtheaterpreis Baden-Württemberg 2020. Die Krefelder Inszenierung dauert 70 Minuten. Das Kresch-Theater bietet zu diesem Stück einen begleitenden Workshop im Klassenzimmer mit dem Theaterpädagoge Kilian Seeger an. Für Schulen gibt es diverse Termine noch im November. Die nächste Familienvorstellung ist am Samstag, 29. November, um 19 Uhr in der Fabrik Heeder, Virchowstraße 130.

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