„Kein Wort von uns“ im Krefelder Südbahnhof

In Krefeld wird das Theaterstück „Kein Wort von uns" am Samstag, 11. Oktober 2025, um 19:00 Uhr im Südbahnhof an der Saumstraße uraufgeführt.

Krefeld – Die Handlung spielt in der Zeit des Nationalsozialismus in Krefeld der 1930er-Jahre und widmet sich der Verfolgung homosexueller Männer. Die historischen Spuren queerer Biografien in der NS-Zeit sind oft verwischt oder ausgelöscht. Wer heute auf Geschichtsquellen stößt, hält meist die Worte der Täter in Händen – Verhörprotokolle, Anklageschriften, Akten. Das Theaterstück begibt sich in diese Lücken, liest zwischen den Zeilen und nutzt die Mittel der Kunst, um jenen Menschen eine Stimme zu geben, deren Geschichten lange unsichtbar blieben.

Handlung des Theaterstücks

Darum geht es im Theaterstück: Schon seit ihrer Kindheit sind Kaspar und Wilhelm beste Freunde. Mittlerweile sind die Jugendlichen in der Ausbildung und auch im Lehrlingsheim unzertrennlich – der strikte Alltag unter dem strengen Regiment des Aufsehers Fischer ist zu zweit wesentlich leichter zu ertragen. Dennoch hadert Kaspar mit der Situation im Lehrlingsheim, das ihm mehr und mehr wie ein Käfig vorkommt. Als ihm eines Abends Franz begegnet, steht plötzlich alles Kopf. Kaspar muss sich eingestehen, dass er mehr für den geheimnisvollen Franz empfindet als bloße Freundschaft. Doch diese verbotenen Gefühle bedeuten Gefahr, nicht nur für die Freundschaft mit Wilhelm, sondern auch für sein Leben.

„Kein Wort von uns“ ist das erste deutschsprachige Theaterstück, das sich explizit an junge Menschen ab 14 Jahren richtet und die queere Verfolgungsgeschichte künstlerisch aufarbeitet. Die Produktion des Theaterkollektivs „Düsseldrama“ (Autorin Simone Saftig, Regie Marvin Wittiber) entstand in enger Kooperation mit der NS-Dokumentationsstelle Krefeld und weiteren Partnern. „Mit ‚Kein Wort von uns‘ möchten wir nicht nur ein deutliches Zeichen der Solidarität setzen, sondern auch aufzeigen, wie universell dieses Thema ist. Letztlich geht es darum, dass hier ein Mensch einen anderen liebt – nicht mehr und nicht weniger“, sagt Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld.

Uraufführung ist ausgebucht

Der Eintritt zu den Aufführungen ist kostenfrei. Der Förderverein Villa Merländer der Krefelder NS-Dokumentationsstelle und das Theaterkollektiv Düsseldrama bitten um Spenden zugunsten der künstlerischen Erinnerungsarbeit. Weitere Aufführungen finden am Montag, 13., Dienstag, 14., und Mittwoch, 15. Oktober, jeweils um 20 Uhr statt. Der Uraufführungstag, 11. Oktober, ist internationaler Coming-Out-Day. Eine Reservierung ist ab sofort möglich unter www.werkhaus-krefeld.de/kein-wort-von-uns. Für die Premiere können keine Reservierungen mehr entgegengenommen werden. Die NS-Dokumentationsstelle ergänzt die Aufführungen mit einem Rahmenprogramm aus historischen Einführungen und Publikumsgesprächen. Die Schirmherrschaft für das hiesige Projekt hat die Krefelder Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws übernommen.

In Deutschland wird „queer“ oft als Sammelbezeichnung für „lesbisch, bisexuell, schwul, trans, inter und mehr“, aber auch als eigenständige Selbstbezeichnung verwendet, die die begrenzenden Kategorien „homo-/bi-/heterosexuell“, „männlich/weiblich“, „cis-/transgeschlechtlich“ in Frage stellt. Im akademischen Kontext wurde „queer“ in den 1990er-Jahren aufgegriffen, um gesellschaftliche Normen zu Geschlecht und Begehren wissenschaftlich zu untersuchen, so das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Begriff „queer“.

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