Kunstmuseen Krefeld zeigen die „Die große Verführung“

Die Ausstellung „Die große Verführung. Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur" ist der Beitrag der Kunstmuseen Krefeld anlässlich des 650. Stadtjubiläums.

Krefeld – Nur knapp 200 Meter vom Kaiser-Wilhelm-Museum entfernt, findet im „Kaufhof“ der Ausverkauf statt. Der traditionelle „Konsumtempel“ schließt im Januar. Die Ära des großen Warenhauses endet damit auch in Krefeld – wie momentan in vielen westdeutschen Innenstädten. Im Haus am Joseph-Beuys-Platz können Besucher nun den Aufbruch in die moderne Massen-Waren-Welt und deren Reklame in der Ausstellung „Die große Verführung. Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur“ nochmals miterleben. Zu Beginn betreten die Besucher die schöne Produktwelt der Käuferhäuser, die Anfang des 20. Jahrhunderts wie das „Tietz“ in Düsseldorf, seine Kunden mit allen Dingen des täglichen Bedarfs beglücken wollte.

Wandermuseum

Der Charme des Neues, diese frischen Ideen entstanden alle vor dem Ersten Weltkrieg. Karl Ernst Osthaus (1874-1921) richtete seinen Blick mit einer besonderen Perspektive auf diese Entwicklung – eine ästhetische Neugestaltung des Alltags sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich. Die breite Masse sollte ein Gefühl für den guten Geschmack kennenlernen. Aus diesem Impuls ging das „Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe“ (1909) hervor. Ein Wandermuseum, dass dort zeitweise eingerichtet wurde, wo die Menschen häufig vorbeikamen wie in den Rathäusern. Es war nicht das erste Museum, das Karl Ernst Osthaus gegründet hatte. Das Museum Folkwang in Hagen (1902) galt als ein Ort der Moderne. Als erste öffentliche Sammlung zeigte man Werke von Paul Cézanne, Paul Gauguin, Henri Matisse und Vincent van Gogh. Osthaus war Sohn einer wohlhabenden Familie und agierte als Mäzen und Kunstsammler. Er pflegte den persönlichen Kontakt zu zahlreichen Künstlern unter anderem den Mitgliedern der Gruppe „Die Brücke“ sowie zu vielen anderen Akteuren des damaligen „Kunstbetriebes“. Dieses Engagement führten seine Erben jedoch nicht fort. Die außerordentliche Gemäldesammlung wurde nach Essen verkauft, sie ist heute zum Teil im „neuen“ Folkwang-Museum zu sehen. Das „Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe“ mit seinem vollständigen Bestand konnte für das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld erworben werden.

Konsum und Werbung

Dieser Ankauf ist nun 100 Jahre her und zuletzt wurden vor rund 30 Jahren Exponate dieser Sammlung im Kaiser-Wilhelm-Museum gezeigt. In den vergangenen drei Jahren haben Dr. Magdalena Holzhey und Dr. Ina Ewers-Schultz den gesamten Bestand, der 4000 Objekte umfasst, gesichtet, dokumentiert und viele Stücke restaurieren lassen. Die beiden Kuratorinnen mussten sich für eine Auswahl entscheiden, die sie nun auf der zweiten Etage präsentieren – und diese Essenz spielgelt die herrliche Fülle des Bestandes eindrucksvoll wider. Plakate und Werbegrafiken, Typografien und Fotografien auch Tapeten und Stoffe, Alltagsobjekte aus Glas, Metall, Keramik sowie Luxuswaren aus Silber dokumentieren die Osthaus‘ Sammlereifer in punkto guter Geschmack. Dabei spielt der historische Aspekt die eine, die Fragen der Gegenwart über Konsum und Werbung die andere Rolle in der Ausstellung.

Die große Verführung

Die Ausstellung „Die große Verführung. Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur“ ist der Beitrag der Kunstmuseen Krefeld anlässlich des 650. Stadtjubiläums. Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog in einer deutschen und einer englischen Ausgabe erschienen. Die Kunstmuseen sind eine Kultureinrichtung der Stadt Krefeld. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist kostenfrei.

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