1000 Stunden Straßencomic aus Hanau

In der Salzstraße in Hanau ist gerade auf 208 Metern ein Kunstwerk entstanden. Die Idee der Hanau Marketing GmbH (HMG) hatten in den vergangenen Tagen mehr als 20 Künstlerinnen und Künstler umgesetzt.

Hanau – „Das ist ein weiterer wunderbarer Mosaikstein bei unserer Innenstadtbelebung“, lobt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky das gerade fertiggestellte Kunstwerk am zentral gelegenen Marktplatz.

„Die Innenstadt verstehen wir als Energiezentrum, als Ort, an dem sich Menschen treffen. Zum Einkaufen, Genießen und Erleben. Dazu gehört, dass man sich im öffentlichen Raum gerne aufhält“, sagt Martin Bieberle, Geschäftsführer der HMG, die 2019 das Stadtentwicklungsprogramm Hanau aufLADEN aufsetzte. Dank vieler unbürokratisch umgesetzter Ideen ist das Programm bundesweit beachtet. „Es gibt großes Interesse aus der ganzen Republik, wir bekommen regelmäßig Besuch verschiedener Gruppen“, so Bieberle. In der Brüder-Grimm-Stadt zeigen die HMG-Mitarbeitenden angesiedelte Pop-up-Stores, von denen mittlerweile viele zu Dauermietern in der Innenstadt geworden sind, erklären Urban Gardening, berichten – auch auf Vorträgen in vielen Städten und auf Kongressen – von dem intensiven Dialog mit Immobilieneigentümerinnen und -eigentümern, der durch die Hanauer Vorkaufsrechtsatzung „enorm positiven Schub“ bekommen hat, so Bieberle.

„Für die wenigsten Ideen, die wir in Hanau umsetzen, gibt es ein Vorbild; aber einen klaren Kompass, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität in unserer Innenstadt zu steigern“, so OB Kaminsky. Auch für das jüngste Projekt – die Bemalung der Salzstraße – gibt es keine Blaupause. „Es ist ein einmaliges Kunstwerk. So etwas gibt es weder in New York noch in Mailand noch in Tokio, so etwas finden die Menschen nur in der Innenstadt von Hanau“, kommentierte Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, als er bei der Erschaffung des Kunstwerks selbst zur Malerroller griff. „Ein solches Projekt kann nur funktionieren, wenn alle Bereiche zusammenwirken, damit so etwas Tolles wie dieses Kunstwerk, entstehen kann“, freut sich auch Stadträtin Isabelle Hemsley. Neben der federführenden Hanau Marketing GmbH waren dies etwa das Ordnungsamt und der städtische Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS).

1000 Stunden Arbeit stecken in dem Kunstprojekt: „In Absprache mit HMG und der Stadt haben wir das Motiv entworfen“, erklärt Florian Joeckel von der Frankfurter Agentur guilty76 street guerilla. Er ist vielen Millionen Fans des Radklassikers „Tour de France“ durch seine Straßenmalereien auf der Strecke bekannt. Gemeinsam mit Amin Baghi von der ebenfalls in Frankfurt ansässigen Agentur „esistfreitag“ sowie Michaela Kessler und Achim Richter von „desres design studio“ hat er „HANAU – a modern street art comic strip. a playground. the hanau urban intervention” kreiert. So nennen die Kreativkünstler das Werk, das in der Formsprache grafisch und abstrakt ist. Die Inhalte haben sie auf Hanau zugeschnitten, den Schriftzug der Stadt sowie die Farben des Stadtwappens gemalt, dazu Elemente aus der Welt der Brüder Grimm aufs Straßenpflaster gebannt. Ein König wird durch seine dreieckige Krone symbolisiert, Schnee von Frau Holle rieselt aus einem Fenster, man sieht einen zackigen Drachen mit spitzen Zähnen. „Da darf man nicht bescheiden sein: Es ist wirklich etwas Besonderes für die Stadt Hanau. Ich habe schon viel gemacht, aber so etwas noch nie“, sagt Joeckel. „Viele, viele Städte haben sich seit dem Start der Aktion schon nach dem Projekt erkundigt – nicht nur aus Deutschland“, so Amin Baghi, der ergänzt: „Besonders wichtig und schön ist, dass die Hanauerinnen und Hanauer, Passanten und vor allem Ladenbesitzerinnen und Ladenbesitzer in der Salzstraße superpositiv auf das Projekt reagiert haben.“ Etwa 500 Liter Farbe und Versiegelung haben die Kreativen für das Werk eingesetzt, das mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gefördert worden ist.

„Hanau aufLADEN ist wesentlich mehr als das Bemühen um Handel und Gastronomie. Die Innenstadt von heute und morgen braucht Aufenthaltsqualität und aufmerksamkeitsstarke Aktionen. Darauf zahlt das Kunstprojekt mitten in der Stadt ein. Es ist mehr als Blickfang und Farbtupfer. Die visuelle Ausgestaltung des öffentlichen Raumes auf so einzigartige Weise, wird Nachahmerinnen und Nachahmer finden“, urteilt Hanaus Oberbürgermeister. Mindestens ein Jahr, so Florian Joeckel, wird die Straßenkunst auf dem Pflaster halten. „Hanau ist seit jeher eine Stadt mit einem großen Kunst- und Kultur-Angebot – davon zeugen unsere vielbesuchten Museen, die mehr als 1000 Veranstaltungen im Jahr und der Transfer, Kunst auch im öffentlichen Raum zu zeigen, wie wir es im vergangenen Jahr beispielsweise schon bei der großflächigen Gestaltung der Parkhaus-Fassade am Frankfurter Tor gezeigt haben. Mitten in der Innenstadt nun über ein Werk gehen zu können, ist sicher außergewöhnlich. Nun kann jeder sagen: ‚Ich stehe auf Kunst‘“, so Oberbürgermeister Kaminsky.

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